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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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letzte Krume Information einzusammeln.
    »Zu Hause.«
    »Sie kommen aus Arkansas, nicht wahr? Ich hab das irgendwo mal gelesen.«
    »Ja.«
    »Und da haben Sie es gelernt?«
    »Es gab da eine alte Dame, eine wirkliche Lady. Manche Leute behaupteten, sie wäre eine Hexe, aber wir haben das nie geglaubt. Sie hat Ivory und mir das Handlesen beigebracht. Ivory war meine älteste Schwester. Lace, die mittlere, hat sich nie dafür interessiert.«
    »Ivory ist tot, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Steckte sie so in der Klemme wie Sie jetzt, Honey?«
    Silk schloß sekundenlang die Augen. Verzeih mir, Ivory, dachte sie. Sie machte die Augen wieder auf und sagte: »Nicht ganz. Nicht genauso, meine ich.«
    »Verstehe. Aber woher haben Sie eigentlich die Informationen über alles, was hier vorgeht?«
    Silk lächelte. »Von den Kids, genau wie Sie.«
    »Aber ich habe nie eins hier reingehen sehen«, sagte Betty Mae und wünschte augenblicklich, sie hätte es nicht gesagt – Silk Armitage mußte ja denken, sie sei eine Schnüfflerin.
    »Die Hintertür«, sagte Silk und lächelte wieder. »Sie sind immer durch die Hintertür gekommen. Sandy Choi, der kleine Chinese, war der Anführer.«
    Betty Mae nickte. Sandy Choi war ihr begabtester Zuträger.
    »Anfangs verlangten sie einen Vierteldollar, dann erhöhten sie auf einen halben. Dafür lieferten sie aber erstklassige Informationen.«
    Betty Mae war über die Doppelagententätigkeiten ihres Spionagerings irgendwie enttäuscht, aber schnell verdrängte eine verlockende Idee ihre Enttäuschung. »Ich überlege gerade, Honey«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Ich frage mich gerade, ob ich nicht mal ab und zu bei Ihnen reinsehen sollte. Ich meine nicht wegen Handlesen oder so was. Aber Sie wissen ja, daß ich ziemlich gut über alles Bescheid weiß, was hier läuft. Und wenn ich was Verdächtiges sehe, wie heute das Polizeifahrzeug – ich meine, Sie wußten nichts davon. Also, wenn ich hier jemanden rumschnüffeln sehe, könnte ich es Ihnen vielleicht sagen.«
    Silk lächelte. »Das wäre mir sehr recht, Betty Mae.« Sie blickte die große blonde Frau forschend an. »Aber Sie können sich ja denken, daß Sie niemandem etwas von mir sagen dürfen. Sie verstehen das, nicht wahr?«
    »Aber ja doch, Honey«, sagte Betty Mae. »Da brauchen Sie keine Angst zu haben. Ich kann den Mund halten.«
     
    Silk Armitage schob die schweren roten Vorhänge weit genug auseinander, um zuzusehen, wie Betty Mae beschwingten Schritts die Tex-Mex-Bar ansteuerte. Achtundvierzig Stunden, lachte sie. Sobald Betty Mae die Bar betritt, wird sie es irgendwem erzählen, und es wird achtundvierzig Stunden dauern, bis es die Runde gemacht hat. Vielleicht einen Tag länger, wenn ich Glück habe.
    Sie beobachtete, wie die Blicke der Späher im schwarzen Plymouth wieder abschätzend über Betty Mae wanderten, als sie den Wagen passierte. Ich habe nicht mal achtundvierzig Stunden, falls die beiden Männer im Wagen nicht tatsächlich auf Donnie Sumpter warten, überlegte Silk. Sie versuchte, einen Plan zu fassen, um sich in Sicherheit zu bringen, aber ihr Hirn, das üblicherweise so kaltblütig und einfallsreich funktionierte, verweigerte den Dienst. Zum ersten Mal in all den Wochen spürte Silk Armitage den beklemmenden frostigen Schauder, der Angst hieß. Er schien alles in ihr einzufrieren. Also tat sie das, was sie immer getan hatte, wenn sie Angst gehabt hatte. Sie setzte sich an den kleinen gewachsten Tisch, faltete die Hände und begann, leise vor sich hinzusingen. Und während sie sang, löste sich die Angst, sie dachte nach und plante ihre nächsten Schritte.
     
    Betty Mae hatte die Tex-Mex-Bar schon fast erreicht, als ihr Entschluß sich endgültig in Luft auflöste. Sie war ehrlich entschlossen gewesen – ja, sie hatte es sich sogar geschworen –, keinem Menschen auch nur ein Wort über Silk Armitage zu sagen. Aber die Aufregung über ihr morgendliches Abenteuer war einfach zuviel, sie mußte sofort raus damit – oder platzen. Okay, sie würde es nur Madge Perkinson erzählen und damit basta. Und sie würde Madge schwören lassen, daß sie es nicht weitererzählte, auf die Bibel schwören lassen. Betty Mae überquerte die Straße und hastete in die Tex-Mex-Bar und überlegte, ob Madge wohl immer noch die Bibel im Lokal hätte.
     
    Der ältere der beiden Männer im schwarzen Plymouth rührte sich und fischte eine filterlose Camel aus seiner Brusttasche. Er zündete sie an und blies den Rauch aus dem offenen

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