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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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etwas gegen Wu unternehmen sollte. Als aber der Mexikaner zum zweitenmal aufschrie, krauste Jimbo die Stirn, zog sich mit den Ellenbogen wieder die Hose zurecht, schob sich an die Wand zurück und nahm auf dem Boden Platz.
    Er blickte zu Wu hoch, grinste ohne jede Freude und sagte: »Okay, Chinaboy, du bist jetzt Chef-Motherfucker hier.«
    Unterdessen schrie der Mexikaner ohne Pause weiter und hielt sich den gebrochenen Arm, bis ein Aufseher die Tür öffnete und sich mit einem schnellen Blick umsah. Fünf Minuten später waren Durant und Wu wieder in Ploughmans Büro.
    Der Polizeichef saß hinter seinem Schreibtisch, als zwei Aufseher Wu und Durant hereinbrachten. Er musterte seine Gefangenen kurz und schickte die beiden Aufseher mit einem Nicken fort. Anschließend winkte er Wu und Durant zu den beiden Stühlen, die vor seinem Schreibtisch standen.
    Ploughman betrachtete die beiden Männer einen oder zwei Augenblicke lang, lächelte dann ziemlich gelblich, öffnete eine Schublade seines Schreibtischs und brachte eine Flasche Gordon’s Gin und drei Gläser der Firma Kraft-Käse zum Vorschein.
    »Sie trinken Gin?« sagte er.
    »Wir trinken Gin«, sagte Durant.
    »Auch warm?«
    »Wie es gerade kommt.«
    Ploughman schenkte jedes Glas halb voll ein und schob zwei Gläser über die Schreibtischplatte. Dann nahm er zwei dicke Manila-Umschläge hoch und warf sie Durant und Wu zu.
    »Ihr Zeug«, sagte er und nahm einen Schluck Gin.
    Wu öffnete seinen Umschlag, fand eine seiner Zigarren und schob sie sich in den Mund. Dann transferierte er Brieftasche, Münzen und Schlüssel in seine Taschen. Als das erledigt war, nahm er einen Schluck Gin und setzte seine Zigarre in Brand. Durant trank erst und transferierte dann seine Habseligkeiten in seine Tasche, zählte allerdings dabei das Geld in seiner Brieftasche nach. Anschließend zündete er sich eine Pall Mall an. Ploughman sah beiden ruhig zu.
    »Ich war neugierig geworden«, sagte Ploughman.
    Wu nickte. »So?«
    »Ich habe ein bißchen rumgecheckt. Sie beide sind zwei richtige Schlauberger. Ich mußte San Francisco anrufen und dann einen Typen in Washington.« Er schüttelte verdrossen den Kopf. »Niemand in Los Angeles hat je von Ihnen gehört.«
    »Warum haben Sie nicht einfach den Burschen gefragt, der Ihnen gesagt hat, daß Sie uns einsperren sollen?«
    Ploughman starrte Durant nachdenklich an und drehte sich ein bißchen mit seinem Sessel hin und her. »Gute Frage«, sagte er und schwenkte in Richtung Fenster, um seine Aussicht neuerlich zu prüfen. »Wissen Sie, was an dieser Stadt falsch ist?« sagte er nach einer Weile und starrte immer noch aus dem Fenster auf den Pazifik, der im sinkenden Sonnenlicht purpurn zu leuchten begann. Vielleicht auch bloß tiefblau.
    »Wollen Sie eine Liste?«
    »Nein, nur die Hauptsache.«
    »Welche wäre?«
    »Sie ist zu mager«, sagte Ploughman und schwenkte zurück. »Kein Witz«, fügte er als Antwort auf die fragenden Blicke hinzu, die er von Durant und Wu bekam. »Sie hat die Form von einem Stock, den irgendwer in Los Angeles’ Hintern geschoben hat. Als sie gegründet wurde, siedelten sich die Geschäfte sozusagen am Stadtanfang an, am Strand, dahinter kam, gestaffelt, erst das Wohnviertel der Reichen, dann das der nicht so Reichen und am Stockende das der armen Leute. Die armen Leute wurden so weit weg vom Meer wie möglich verstaut, natürlich. Ja, und soll ich Ihnen sagen, was dann passiert ist?«
    »Was?« sagte Durant.
    »Die Nigger sind eingezogen, das ist passiert. Und nach ihnen die Mexikaner, und dann die Chinesen und Japaner und Koreaner und weiß Gott wer noch. Also setzten die Weißen, oder wenigstens die reichen Weißen, sich in die Vorstädte ab oder nach Balboa oder Newport oder weiß der Teufel wohin, und da schossen dann die Einkaufszentren hoch – der Stadtkern hier mit seinem Geschäftsleben ging vor die Hunde. Was übrig geblieben ist, ist eine Stadt ohne jede nennenswerte Industrie, mit einem Geschäftszentrum, das einer Geisterstadt gleicht, mit einer Menge Leute, die arm oder verdammt nahe an arm sind, und mit einer Verbrecherstatistik, die jeder Beschreibung spottet. Hört sich bekannt an, oder?«
    »Sehr«, sagte Wu.
    Ploughman nickte. »Okay, es passiert überall im Land. Nur – hier handelt es sich, wenn man es vom richtigen Standpunkt aus betrachtet, sozusagen um eine reife, saftige Pflaume.«
    »Und wer pflückt sie?« sagte Durant.
    »Sie kommen immer direkt zur Sache, Junge, richtig?«
    »Er ist

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