Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
erwähntest.«
»Durant und Wu.«
»Könnten sie uns gefährlich werden?«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Simms. »Möglich, daß sie mir etwas heimzahlen wollen, das durch ein Mißverständnis – oder besser, eine Nachlässigkeit meinerseits – vor ein paar Jahren passiert ist. Aber weder Durant noch Wu ist der Typ, der meint, alte Rechnungen begleichen zu müssen. Es sei denn, sie könnten dabei einen Dollar oder zwei machen.«
»Mit anderen Worten, sie können Fehlschläge einstecken.«
Simms nickte. »Schon immer. Was sie vorhaben, weiß ich auch nicht. Ich habe nur gehört, daß sie Kontakt mit dem jungen McBride haben, obwohl sie, falls ich sie richtig einschätze, sein Projekt ziemlich lächerlich finden müssen.«
»Aber was könnten sie sonst wollen?«
Simms zuckte mit den Achseln und trank von seinem Sherry. »Möglich, daß sie von den Profitchancen in Pelican Bay gehört haben«, sagte er. »Ich habe Ploughman angewiesen, sich um sie zu kümmern, falls sie anfangen sollten, in Pelican Bay herumzuschnüffeln. Übrigens hatte Ploughman eine ganz interessante Neuigkeit.«
»Die du dir bis zum Schluß aufgespart hast.«
»Ja, typisch für mich, nicht wahr? Bei mir kommt das Beste zum Schluß.«
»Du hast einen ausgeprägten Sinn für Dramatik, Reg, immer schon. Das gefällt mir an dir.«
»Also, Ploughman hat möglicherweise das Mädchen aufgespürt, sagt er.«
Unwillkürlich fuhren Imperlinos Augen zum Bild an der Wand. »Möglicherweise?« »Er checkt es noch.«
»Wird er sie für uns aus dem Weg räumen?«
»Nein.«
»Hast du ihn gefragt?«
»Indirekt, ja.«
»Und er weigerte sich?«
»Ja. Mit überzeugenden Argumenten.«
»Ich kann aber davon ausgehen, daß er keine Einwände hat, wenn wir sie töten – oder töten lassen.«
»Kannst du. Er machte sogar einen Vorschlag, wie wir die Leiche loswerden können.«
»Burbanks?« sagte Imperlino mit einem dünnen Lächeln.
»Genau. Drüben in Burbanks.«
»Der Chief lernt schnell.« Imperlino schwieg einen Augenblick lang. »Gesini kann das miterledigen, und für den gleichen Preis – als eine Art Buße«, sagte er schließlich.
»Gut.«
»Und er hat es sofort zu erledigen.«
»Gut.«
Imperlino erhob sich und baute sich vor dem Kamin auf. »Verrate mir eins, o Gefährte meiner Jugend«, sagte er, die theatralische Phrase förmlich genießend, »bedrückt es dich … ich meine bedrückt dich dieses Gerede über Mord an einem so herrlichen Frühsommertag?«
»Nein. Dich?«
Imperlino starrte zum Bild der toten Schwester jener Frau hoch, deren Ermordung er gerade verfügt hatte. »Ja«, sagte er schließlich, »es bedrückt mich immer noch.«
Fünfundzwanzig
Der riesige Armenier mußte zuerst ausgeschaltet werden, soviel stand fest. Er war der Bursche mit dem historisch unkorrekten Spitznamen Turk. In den letzten zwanzig oder fünfundzwanzig Minuten hatte er den vier anderen Männern, die sich auf seiner Seite der großen, fensterlosen Zelle im Pelican-Bay-Gefängnis befanden, die Wonnen chinesischer Knabenliebe beschrieben.
In der Zelle gab es keine Sitzbänke und keine Pritschen, nur ein Klosett ohne Sitz und einen Abfluß auf dem Boden in der Mitte der Zelle, in den das Erbrochene der Betrunkenen mit einem Schlauch hineingespült werden konnte. Die Zelle aus Betonfußboden und Stahlwänden hatte die Größe eines geräumigen Wohnzimmers, und Artie Wu und Quincy Durant lehnten an der Wand auf der anderen Seite, den vier Männern und Turk gegenüber.
Als Wu und Durant in die Zelle geschafft worden waren, hatte es nur zwei Insassen gegeben – zwei mittelalte Säufer, die auf dem Zellenboden ihren Rausch ausschliefen. Einer von beiden war inzwischen halb erwacht und hörte ohne sonderliche Begeisterung den sexuellen Wonnen zu, die der Armenier für Artie Wu auf Lager hatte.
Neben den zwei Säufern gehörten zur Zuhörerschaft des Armeniers noch ein großer, mit allen Wassern gewaschener Schwarzer, der Jimbo hieß, und ein schlanker, junger, fast hübscher Mexikaner mit einem seidigen, tödlichen Lächeln. Der Mexikaner hieß Dolores. Und alle drei waren kurz nach Wu und Durant in die Zelle gebracht worden.
Turk, der Armenier, hatte gleich mit seinem Sexmonolog begonnen, nur gelegentlich von Jimbo unterbrochen, der Durant unverwandt anstarrte. Der hübsche Mexikaner hatte nur seidig vor sich hin gelächelt und geschwiegen. Wu nahm an, daß er ein Messer hatte.
Nach weiteren fünf Minuten fing der Armenier an, sich zu
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