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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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sehr direkt«, sagte Wu, »und ehrlich.«
    »Halbwegs«, sagte Ploughman.
    »Sie bezweifeln es?« sagte Durant.
    Ploughman nickte und grinste. »Ich habe mir sagen lassen, daß ihr beiden halbwegs ehrlich seid, was euch in dieser Stadt schon für ein Denkmal qualifiziert.«
    »Sie ist korrupt, richtig?« sagte Wu.
    »Käuflich.«
    »Aber reif, sagten Sie.«
    »Und saftig.«
    »Und wer pflückt sie nun?« fragte Durant noch mal.
    Ploughman ließ sich mit der Antwort Zeit. Erst mal lächelte er – ein breites, gelbes, böses Lächeln. »Ich«, sagte er schließlich und hörte nicht auf zu lächeln.
    »Aaah, so«, sagte Wu in seiner schönsten Chinesenstimme. Vielleicht auch Japanerstimme.
    »Erzählen Sie schon, Chief«, sagte Durant.
    Ploughman schwenkte wieder mitsamt seinem Sessel in Richtung Fenster, um den Ozean zu checken. »Sie haben mich aus New Jersey hergeholt, um einen gefügigen Polizeichef zu haben«, sagte er. »Ihnen muß ich wohl nicht sagen, wer sie sind.«
    »Simms?« sagte Wu.
    »Er ist bloß ihr Strohmann.«
    »Führt aber die Geschäfte«, sagte Durant.
    Ploughman nickte in Richtung Ozean, ehe er sich wieder Wu und Durant zuwandte. »Er führt die Geschäfte. Okay, ich komme also her und, bei Gott, es gefällt mir hier. Ich mag den ewigen Sonnenschein und die halb nackten Mädels in ihren Bikinis und andere nette Sachen. Also dachte ich mir, hier schlage ich Wurzeln. Und ich hielt mich erst mal bedeckt. Aber um hier Wurzeln zu schlagen, braucht man eine Basis, eine politische Basis – und soll ich Ihnen was sagen?«
    »Sie konnten keine finden«, sagte Wu.
    Ploughman nickte langsam. »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen, Junge. Es gab eine, an der gebastelt wurde, aber sie ging zu Bruch, als der Junge, der an ihr bastelte, umgebracht wurde.«
    »Der Abgeordnete Ranshaw?« sagte Durant.
    »Yeah, der Abgeordnete Ranshaw. Er war auch mal Polizeichef. Und ein guter, wie ich höre. Clever. Seine Frau hat ihn erschossen.«
    Artie Wu blies einen Rauchring. »Hat sie?«
    Ploughman fixierte ihn scharf. »Haben Sie was anderes gehört?«
    »Kann sein.«
    »Hören Sie, wenn Sie Beweise haben und sie zurückhalten, Junge, machen Sie sich eines schweren Verbrechens schuldig.«
    Wu blies noch einen Rauchring. »Keine handfesten Beweise.«
    »Bloßes Geschwätz, also?«
    »Müßiges Geschwätz. Ausgesprochen müßig.«
    »Erzählen Sie uns mehr über die reife Pflaume, Chief«, sagte Durant.
    Ploughman nickte und lächelte wieder. »Erst möchte ich Sie eins fragen: Wissen Sie, wodurch eine Stadt überhaupt funktioniert?«
    »Politik«, sagte Durant.
    »Yeah, aber wissen Sie, was Politik heißt? Gefälligkeiten. Das ist es. Gefälligkeiten. Tust du was für mich, tue ich was für dich.
    Du wählst mich, und ich besorge deinem schwachsinnigen Schwager einen Job bei der Stadt. Oder, weiter oben angesiedelt, tun wir uns doch gegenseitig einen Gefallen und fallen gemeinsam über die Russen her. Gefälligkeiten. Städte funktionierten so. Denken Sie nur an Chicago.«
    »Daley«, sagte Wu.
    »Und vor Daley Kelly-Nash. Kansas City, die Pendergast-Maschine. Crump in Memphis. Boss Hague in Jersey. Ich könnte endlos weitermachen. Aber zurück zu Pelican Bay. Eine Stadt mit ungefähr hundertfünfzigtausend Einwohnern. Keine große Stadt, aber auch keine kleine. Und die meisten Einwohner sind eingetragene Demokraten – ich meine, soweit sie sich überhaupt registrieren lassen. Und was wollen die Leute? Sie wollen Jobs oder Sozialhilfe, oder Sozialhilfe für ihre Mutter, sie wollen, daß die Straßenbeleuchtung repariert wird, oder irgendwer Ordnung in ihr Steuerchaos bringt. Gefälligkeiten, das ist es, was sie wollen – Gefälligkeiten. Aber an wen können sie sich wenden? An den Wahlkreisleiter. Wer ist das? Sie wissen es nicht. An den Stadtbezirksboss? Nie von ihm gehört. An den Stadtrat? Vergiß ihn. Aber was ist mit dem Polizisten, der Streife geht? – Und in dieser Stadt geht er noch Streife. Angenommen, der Polizist, der Streife geht, ist der Junge, der dafür gesorgt hat, daß das Schlagloch auf der Straße zugemacht wird, oder daß Opa ins Altersheim kommt. Okay, die Leute sind dankbar. So dankbar, daß sie, wenn die nächste Wahl ansteht, nichts dagegen hätten, den zu wählen, der von ihrem Streifenpolizisten vorgeschlagen wird. Hier haben wir also eine Stadt mit rund hunderttausend Wahlberechtigten, von denen achtzig oder fünfundachtzig Prozent registrierte Demokraten sind, von denen wiederum nahe

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