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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Reg? Ich habe einen erstklassigen Sherry.«
    »Gern.«
    Erst jetzt schien Imperlino sich des Buchs in seiner Hand zu erinnern. Er betrachtete es und lächelte beglückt. »Rilke. Ich habe versucht, ihn auf deutsch zu lesen, mit Wörterbuch natürlich, aber mein Deutsch ist praktisch nicht mehr existent. Liest du noch Rilke?«
    »Nein.«
    Imperlino legte das Buch hin und ging zu einem Tablett, auf dem Kristallkaraffen und Gläser standen. »Solltest du aber«, sagte er und schenkte ein. »Er gewinnt mit zunehmendem Alter. Unserem, meine ich. Ich habe neulich mal wieder versucht, Rupert Brooke zu lesen, und fand ihn unerträglich jugendlich. Aber das war er ja auch.«
    Er reichte Simms ein Glas. »Wie findest du eigentlich deine mittleren Jahre, Reg? Ich habe dich, glaube ich, noch nie danach gefragt.«
    Simms lächelte. »Erträglich. Und du?«
    Imperlino zuckte mit den Achseln. »Ich lebe hier ziemlich abgeschieden und fühle mich immer wohler dabei. Aber ich habe mich schon häufig gefragt, wie du mit deinem neuen Leben als Expatriot, der aus Enttäuschung abtrünnig wurde, zurechtkommst. Findest du es angenehm?« »Es ist angenehm und ertragreich.«
    »Und dir fehlt das alte Leben nicht doch ein bißchen? All die tollkühne Verwegenheit, die geheimen Kommandos, das Räuber-und-Gendarm-Spiel?«
    »Das meiste war schlicht langweilig«, sagte Simms, »langweilig und oft auch noch sinnlos. Was ich jetzt mache, amüsiert mich, ja, reizt mich irgendwie. Hinzu kommt noch das angenehme Gefühl, nicht mehr meinen Kopf riskieren zu müssen. Das alte Leben fehlt mir überhaupt nicht, was wahrscheinlich ein Zeichen für so was wie Reife ist.«
    »Und das Schicksal der Republik?« Imperlino klang eher amüsiert als sarkastisch.
    Falls die Frage als Köder gedacht war, hatte Simms nicht die Absicht, anzubeißen. Er lächelte und sagte: »Diese Last scheint auf andere, erstaunlich belastbare Schultern abgewälzt worden zu sein.«
    Imperlino forderte Simms mit einer Handbewegung auf, in einem der Ohrensessel Platz zu nehmen, die um den Kamin gruppiert waren. »Wenn du mich fragst, Reg – wir hätten gleich nach dem College Partner werden sollen.«
    »Wem sagst du das.«
    Imperlino saß inzwischen auch in einem Ohrensessel und schlug die Beine übereinander. Sein Blick ruhte prüfend, eher auslotend, auf Simms, seine Schokoladenaugen schienen um einiges kälter und härter. »Also, kein Bedauern?«
    »Keins.«
    »Und deine früheren Kollegen?«
    »Scheiß auf die Scheißer, wie eine Anzahl meiner neuen Kollegen es gern zu formulieren scheinen.«
    Imperlino lächelte leicht. »Ja, ein paar von ihnen sind ziemlich unerträglich. Insbesondere dieser kleine Mann, der das Fitnesscenter in Venice betreibt … eh …« Imperlino schnippte mit den Fingern, als versuche er, sich an den Namen zu erinnern.
    »Gesini«, sagte Simms, »Solly Gesini.«
    »Ja, genau. Was ist da eigentlich passiert?«
    »Ich kann nur annehmen, daß er unfähig ist«, sagte Simms. »Ich habe ihm zwanzigtausend Dollar für den Mord am jungen McBride geboten, aber seine Leute haben den Job verpfuscht.« Simms beobachtete genau, wie Imperlino auf das Wort Mord reagierte, und es amüsierte ihn festzustellen, daß er gar nicht reagierte.
    »Trotzdem gibt es kein Problem mit der Polizei, richtig?« Simms schüttelte den Kopf. »Keins.«
    »Aber McBride könnte dir immer noch peinlich werden, oder?«
    »Denkbar.«
    »Vielleicht solltest du da kein Risiko eingehen. Warum verlangst du nicht von Gesini, daß er ihn höchst persönlich umbringt?«
    »Kann er so etwas?«
    »Töten ist sein Beruf – oder vielleicht sollte ich sagen: Morden.« Ein winziges Lächeln lief über Imperlinos dünne Lippen – eher ein Zucken als ein Lächeln –, und Simms merkte mit einem kleinen verqueren Vergnügen, daß er ertappt worden war.
    Imperlino nippte am Sherry und fuhr fort: »Überrascht? Nun, in den fünfziger und frühen sechziger Jahren war unser kleiner Fettsack der Berufskiller an der West Coast. Ich glaube nicht, daß er der Typ ist, der einen perversen Spaß daran findet, andererseits tötet er jedoch ohne auch nur die Spur von einem Skrupel.«
    »Dann soll er es noch mal versuchen, persönlich«, sagte Simms.
    »Du kannst beiläufig meinen gefürchteten Namen erwähnen. Aus irgendwelchen Gründen hat er Todesangst vor mir.«
    »Ist das so schwer vorstellbar?« »Vermutlich nicht«, sagte Imperlino. »Kommen wir zu den zwei Burschen aus deiner Vergangenheit, die du am Telefon

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