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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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»Warum gerade fünfzehn?«
    »Weil ich eine Enkelin hab, die nächstes Jahr nach Swarthmore gehen will, und fünfzehntausend decken das gerade so. Es sei denn, ich kauf mir ein neues Auto. Hab mich noch nicht entschieden.« Er grinste. »Die Dinge ändern sich eigentlich nicht sehr, stimmt’s? Als ich noch ein Junge war, mußte sich mein alter Herr entscheiden, ob er mich nach Dartmouth schickt oder sich einen neuen Buick kauft. Er hat mich nach Dartmouth geschickt, ich bin abgehauen, und er hat die Entscheidung bis zu seinem Tod bereut.«
    »Okay, Colonel«, sagte Artie Wu. »Fünfzehn.«
    »Habt ihr beiden einen Plan?«
    »Ansatzweise«, sagte Durant.
    »Na, dann laßt mal hören, und ich sag euch, wie man die Sache in Gang setzt.«
     
    Das einen Straßenzug lange chinesische Warenhaus befand sich an der Colon Street, der ältesten Straße Cebus oder der Philippinen überhaupt. Die Verwaltungsräume lagen im vierten Stock, und eben dort saß Artie Wu auf einer Couch im Empfangsbereich, trug seinen weißen Geldanzug, hatte die Hände über dem Knauf seines Stocks gefaltet und den Panamahut auf der Armlehne der Couch deponiert. Neben ihm saß Durant in einem hellgrauen Anzug, Hemd und Krawatte. Auf Durants Knien befand sich eine Ledermappe mit Reißverschluß, groß genug für amtliche Dokumente. Darin steckten 30000 Dollar in 100-Dollar-Noten.
    Der Empfangsbereich war in blassen Grün- und Gelbtönen gehalten. Die Sessel und die Couch sahen aus, als handle es sich um aus Sparsamkeit gerettete Restposten aus der Möbelabteilung. An den Wänden hingen sechs in Massenproduktion hergestellte Ölgemälde, lauter Seestücke, darunter zwei identische oder zumindest ähnliche. Von der Decke troff Muzak, irgend etwas Schmalziges aus My Fair Lady . Artie Wu war fast sicher, daß es bereits zum dritten Mal gespielt wurde. Endlich öffnete sich die geschnitzte grüne Tür, und der junge Chinese, der sich als Mr. Loh vorgestellt hatte, kam heraus.
    »Er wird Sie jetzt empfangen, Gentlemen.«
    Das Zimmer, das sie betraten, war geräumig und mit erlesenen alten Stücken aus Madrid und Sevilla, Schanghai und Kanton angefüllt. Keines der Möbelstücke wirkte weniger als dreihundert Jahre alt, und ihr Nebeneinander bot eine reizvolle Studie stilistischer Gemeinsamkeiten und Kontraste.
    Hinter einem Schreibtisch, der, wie Durant schätzte, aus dem Spanien des achtzehnten Jahrhunderts stammte, saß ein kleiner Chinese, der nur wenig jünger aussah als sein Schreibtisch. Er hatte massenhaft Runzeln, nicht viele Haare und eine goldgefaßte Brille, die vorn auf seiner Nasenspitze saß. Ein sehr schwarzes, sehr jung wirkendes Augenpaar spähte über die Gläser hinweg.
    Er winkte Durant und Wu zu zwei Stühlen. Sie setzten sich und hörten, wie sich die grüne Tür hinter ihnen schloß. »Ich bin Chang, und Sie sind offenbar Wu, und Sie, Sir, Durant«, sagte der Chinese mit einer festen hohen Stimme, die mit fast jugendlichem Gekicher ausklang. »Berichtigen Sie mich, falls ich mich irre.«
    Wu lächelte höflich; Durant nicht.
    Chang lehnte den Kopf zurück, so daß er durch die Brille auf den Brief in seiner linken Hand schielen konnte. »Meinem lieben Freund Huang in Manila geht es gut?«
    »Mr. Huang geht es sehr gut«, sagte Artie Wu.
    »In seinem Schreiben bedenkt er Sie mit höchstem Lob.«
    »Er schmeichelt mir.«
    »Er bittet mich, Sie sehr zuvorkommend zu behandeln.«
    »Dafür wäre ich Ihnen dankbar.«
    »Und er drängt mich, mit Ihnen ins Geschäft zu kommen, weil es gewinnbringend sein wird.«
    »Ein angemessener Gewinn ist nur gerecht«, sagte Wu.
    Chang legte den Brief auf den Schreibtisch, kratzte sich gedankenvoll am linken Ohr und sagte: »Na gut. Sagen Sie mir, was Sie wollen.«
    »Söldner.«
    Chang nickte, als verkaufe er sie jeden Tag von der Rampe weg. »Gute?«
    »Mittelmäßige.«
    »Die Guten wären teuer.«
    »Und die Mittelmäßigen?«
    »Weniger – hängt davon ab, wie viele Sie wollen.«
    »Sagen wir, zwei Dutzend?«
    »Und was, bitte, möchten Sie mit diesen zwei Dutzend mittelmäßigen Söldnern anfangen?«
    »Sie werden Alejandro Espiritu indirekt dabei helfen, nach Hongkong zu fliehen.«
    »Fliehen?«
    »Fliehen.«
    »Und wenn er dort ist, was wird dann aus ihm werden?«
    »Er wird einen bequemen Ruhestand im Exil genießen.«
    »Und was, bitte, wird von den Söldnern verlangt werden?«
    »Sich zu ergeben.«
    Chang lächelte und kicherte wieder. Er hatte kleine, unregelmäßige Zähne, die echt zu

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