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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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wären nicht hier gewesen.«
    »Sollte es erforderlich sein.«
    Cray nickte. »Sollte es erforderlich sein.«
    Artie Wu wandte sich ab und ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. »In diesem Film, den ich gesehen habe«, sagte er zu Weaver Jordan, »macht sich der Bursche die ganze Mühe, das Blatt mit einem Bleistift zu schraffieren, aber wissen Sie, als was sich die geheime Botschaft schließlich erweist?«
    »Als Schwindel«, sagte Weaver Jordan.
    »Schätze, wir sind im selben Film gewesen.«
    »Schätze ich auch«, sagte Weaver Jordan.

32
    Antonio Imperial davon zu überzeugen, ihnen Georgia Blues schwarzen Aktenkoffer auszuhändigen, erforderte weitaus weniger Überredungskraft, als Wu oder Durant befürchtet hatten. Sie hatte den Koffer Imperial zur sicheren Verwahrung gegeben, und jetzt schauten beide höflich woandershin, während der Hoteldirektor die Kombination des großen alten Mosler-Safes einstellte, der sein Büro beherrschte.
    »Wie geht’s Miss Blue?« fragte er, während er die Safetür aufzog.
    »Ganz passabel«, sagte Wu. »Dr. Bello hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben.«
    »Also schläft sie jetzt?«
    »Sie döst«, sagte Durant. »Aber sie braucht ein paar Dokumente aus dem Koffer.«
    »Es macht Ihnen doch nichts aus, den Empfang zu quittieren, nicht wahr?« fragte Imperial, während er Wu den Aktenkoffer aushändigte.
    »Mr. Durant wird so freundlich sein«, sagte Artie Wu.
     
    Oben in Durants Zimmer sah Artie Wu zu, wie Durant eine Nagelfeile und eine sorgfältig zurechtgebogene Büroklammer benutzte, um die beiden Schlösser des Koffers zu öffnen. Es kostete ihn fünf Minuten Fummelei und Fluchen, bevor beide Schlösser nachgaben. Durant öffnete den Kofferdeckel und brachte annähernd 200000 Dollar von dem zum Vorschein, was Otherguy Overby »Geld für dies und das« genannt hatte. Etwa die Hälfte davon waren 100-Dollar-Noten, gebündelt zu Päckchen à 5000 Dollar, fünfzig Noten pro Päckchen. Der Rest waren nicht indossierte American-Express-Reiseschecks.
    »Wie viel?« fragte Durant.
    »Zehntausend für den Colonel?« schlug Wu vor.
    »Machen wir lieber fünfzehn draus«, sagte Durant; er entnahm drei Päckchen.
    »Und vielleicht fünfundzwanzigtausend für den Warlord.«
    Durant runzelte die Stirn. »Glaubst du, darauf läßt er sich ein?«
    »Dann mach dreißigtausend draus.«
    Durant entnahm weitere sechs Päckchen.
    »Und fünftausend für Unvorhergesehenes.«
    Durant nickte, entnahm ein letztes Päckchen und schloß den Deckel des Aktenkoffers.
    »Klick ihn noch nicht zu«, sagte Wu und ging zum Schreibtisch, wo er etwas auf einen Bogen Hotelbriefpapier schrieb und unterzeichnete. Er reichte den Bogen Durant, der ihn laut las.
    »›Spesenvorschuß in Höhe von fünfzigtausend Dollar, entnommen zur Zahlung diverser Sondervergütungen und unvorhergesehener Auslagen. A. C. Wu‹.«
    »Datier es und setz deinen Namen unter meinen«, sagte Wu.
    »Irgendwie«, sagte Durant, als er seinen Namen schrieb, »glaube ich nicht, daß das vor Gericht standhalten wird.«
     
    Nachdem sie Antonio Imperial den Attaché-Aktenkoffer zurückgebracht und auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin zugesehen hatten, wie er ihn wieder in dem alten Safe verstaute, fuhren Wu und Durant mit dem Lift in den vierten Stock und betraten Zimmer 426. Georgia Blue lag im weiter entfernten Doppelbett, die Augen geschlossen, den Mund leicht offen, ein Laken bis zum Kinn hochgezogen. Artie Wu trat ans Bett und sprach leise ihren Namen. Als sie weder reagierte noch antwortete, flüsterte er Durant zu: »Wie viele Percodan hat der Arzt ihr gegeben?«
    Durant hielt zwei Finger hoch.
    »Und du?«
    Durant hielt zwei Finger der anderen Hand hoch.
    »Gehen wir«, sagte Artie Wu.
    Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, öffnete Georgia Blue die Augen. Sie setzte sich langsam auf und schaffte es, die Beine aus dem Bett zu schwingen. Ihr wurde ein wenig schwindlig, und sie klemmte den Kopf zwischen die Knie und hielt ihn mindestens eine Minute lang dort. Dann hob sie den Kopf, atmete tief durch und stand auf. Wieder wurde ihr leicht schwindlig, aber sie erholte sich, ging langsam zum Schreibtisch, nahm den Hörer vom Telefon und wählte die Nummer des US-Konsulats in der Innenstadt von Cebu City.
     
    Durant klopfte an die Tür von Zimmer 512 im Magellan-Hotel. Wu stand links neben ihm. Wenige Sekunden später wurde die Tür von dem kerzengeraden alten Mann mit dem seidigen weißen Haar und dem rostroten Teint

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