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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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geöffnet. Wortlos starrte er sie an und wartete auf ihre Eröffnung des Verkaufsgesprächs.
    »Colonel Crouch?« sagte Durant.
    Vaughn Crouch nickte.
    »Ich heiße Durant, und das ist mein Partner, Mr. Wu. Wir sind Geschäftsfreunde von Booth Stallings.«
    »Und?«
    »Wir möchten Ihnen einen Vorschlag machen.«
    Crouch nickte skeptisch. »Soll ich kaufen oder verkaufen?«
    Durant lächelte. »Verkaufen.«
    Crouch musterte Wu, ließ sich dabei Zeit, und sah dann wieder Durant an. »Okay«, sagte er. »Lassen Sie mal hören.«
    Das Zimmer, das Wu und Durant betraten, war offenbar dem Geschmack eines Minimalisten gemäß möbliert. Es gab zwei Stühle, ein Einzelbett, zwei Lampen, einen Tisch mit zwei Flaschen – die eine Gin, die andere Scotch – und vier Angelruten, die in einer Ecke lehnten. Es war ein Zimmer, das innerhalb von zehn Minuten geräumt werden konnte, indem man sämtliche Sachen von Wert entweder zurückließ, austrank oder in den Ausguß schüttete.
    »Nehmen Sie Platz oder lassen Sie’s, ganz wie Sie wollen«, sagte Crouch, der sich auf das Bett hockte. Durant lehnte mit verschränkten Armen an der Wand. Wu nahm den einzigen Lehnstuhl aus.
    »Was zu trinken?« fragte Crouch.
    »Nein, danke«, sagte Wu.
    »Also«, sagte Crouch, »wer von Ihnen ist der Wortführer?«
    Artie Wu lächelte und sagte: »Wir haben gehört, daß Sie Alejandro Espiritu kennen.«
    »Ich kenn eine Menge Burschen.«
    Wu nickte, als habe er soeben eine Bestätigung statt einer Ausflucht erhalten. »Booth Stallings bringt ihn morgen aus den Bergen runter.«
    Crouch stand auf, ging zur Ginflasche, goß einen Schuß in ein Glas und hielt die Flasche für Wu und Durant hoch, die den Kopf schüttelten. Crouch kippte den Gin unverdünnt hinunter, zog ein Gesicht und sagte: »Al kommt freiwillig?«
    »Ganz recht«, sagte Durant.
    »Für was, zum Teufel?«
    »Für die fünf Millionen Dollar, die ihm jemand zugesagt hat, falls er nach Hongkong ins Exil geht«, sagte Wu.
    Crouch ging zurück zum Bett und setzte sich. »Jemand nimmt euch auf den Arm, Leute«, sagte Crouch. »Sollte Al Espiritu jemals fünf Millionen in die Finger bekommen, würde er alles für Kriegsspielzeug ausgeben.« Dann lächelte er. »Es sei denn, jemand würde ihn vorher darum bescheißen.«
    Darauf herrschte Schweigen, bis Durant sagte: »Würde Sie das stören?«
    »Ja und nein«, sagte Crouch, nachdem er über die Frage nachgedacht hatte. »Ich möchte nicht, daß Al verletzt oder getötet oder wieder eingesperrt wird. Aber ich möchte auch nicht, daß sein Haufen hier ans Ruder kommt.« Er hielt inne. »Vielleicht tut ihm ein kleiner Ausflug nach Hongkong gut. Er könnte da seine Memoiren schreiben oder so was ähnliches.«
    »Deswegen sind wir zu Ihnen gekommen, Colonel«, sagte Wu. »Um ihn davor zu bewahren, verletzt, getötet oder eingesperrt zu werden.«
    »Ich hab von Anfang an gewittert, daß ihr echte Christenmenschen seid«, schnaubte Crouch. »Was meint ihr, wem am meisten daran liegt, ihn aufzuhalten?«
    »Sagen Sie’s uns«, sagte Durant.
    »Also, da ist natürlich Manila«, sagte Crouch. »Weil die schlau genug sind zu wissen, was er mit dem Geld macht, sobald er es in die Finger kriegt. Dann hat er diesen Haufen Jungtürken am Hals, die es in den Fingern juckt, ihn aus dem Weg zu räumen. Die hätten auch nichts gegen fünf Millionen einzuwenden. Washington ist wahrscheinlich hin- und hergerissen, weiß nicht, in welche Richtung es sich rauswinden soll. So ungefähr die einzigen, die einen Finger für Al rühren würden, sind die alten Marcos-Anhänger, weil die nichts zu verlieren haben. Wenn er abhaut, gut. Wenn er Waffen kauft, sogar noch besser, weil er damit einen Vorwand für den Putsch liefert, der früher oder später sowieso kommt.« Er schaute Wu an und dann Durant. »Seht ihr das auch ungefähr so?«
    Durant nickte. »Nur mit Washington sind wir uns nicht sicher.«
    »Also mischen die Phantome mit?«
    »Könnte sein«, sagte Wu.
    »Und was soll ich dabei tun?«
    »Für Ablenkung sorgen«, sagte Wu.
    »Ihr meint, hier ein bißchen Wirbel machen, während der alte Al sich dort davonschleicht.«
    »Etwas in der Art«, sagte Durant.
    Eine lange Pause entstand, in der Crouch auf den Fußboden starrte und den Vorschlag überdachte. Eine Minute verging, bevor er zu Artie Wu aufblickte und sagte: »Wie viel?«
    »Was halten Sie von zehntausend?« fragte Artie Wu.
    »So ganz aus dem Stegreif würde ich fünfzehn sagen.«
    Durant grinste.

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