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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Der große Mann bildete die Nachhut. An der Bambusstiege bedeutete der große Mann Stallings, er solle vorausgehen.
    Als er die dreizehn Stufen abwärts zu steigen begann, begann Otherguy Overby mit dem Aufstieg. Unten hinter Overby stand wartend Carmen Espiritu, die in ihren weißen Hosen und dem schwarzen T-Shirt einigermaßen frisch aussah. Overby dagegen wirkte erhitzt und müde. Sein Polohemd und die grauen Hosen waren schweißgetränkt. Er starrte schweigend hoch zu Stallings und stieg die Treppe wieder hinunter.
    Die zwei Begleiter im Rücken, kletterte Stallings zügig die Bambusstiege hinab. »Heiß genug für Sie, Otherguy?« sagte er und blieb stehen, als sei er auf die Antwort gespannt.
    Aber Overby befand sich an seinem abgeschotteten Zufluchtsort, wo ihn nichts treffen konnte. Er nickte Stallings lediglich zu, wie er vielleicht einem nicht ganz verhaßten Nachbarn zugenickt hätte, und sagte: »Beinahe.«
    Stallings grinste Carmen Espiritu an. »Wie geht’s denn, Carmen-Schätzchen?«
    »Sie kommen nur in ein anderes Haus, Mr. Stallings.« Sie deutete mit dem Finger. »Gleich da drüben.«
    Stallings nickte fügsam und setzte sich, begleitet von seiner ungleichen Eskorte, in Bewegung. Plötzlich drehte er sich schnell um und rief zu Overby hinüber, der sich gerade dem Ende der Bambusstiege näherte.
    »Hey, Otherguy!«
    Overby wandte sich mit gleichgültiger Miene um.
    »Was soll ich diesem Scheiß-Durant erzählen?«
    »Ihnen wird schon was einfallen«, sagte Otherguy Overby.
     
    »Das ist Overby, der, von dem ich erzählt habe«, sagte Carmen Espiritu zu ihrem Mann, der von seiner Teetasse aufschaute.
    Sie musterten einander, wobei keiner seine Neugier zu verbergen versuchte. Overby fand ziemlich genau das vor, was er erwartet hatte – altes Dynamit, aus dem Nitroglyzerin sickerte. ›Ein Schubs dachte er, ›und es gibt den großen Knall.‹
    »Sie wirken nach Ihrem langen Marsch erhitzt und müde, Mr. Overby«, sagte Espiritu und wies auf den Stuhl, den Booth Stallings eben geräumt hatte. »Möchten Sie ein Bier?«
    »Danke«, sagte Overby und ließ sich auf dem Holzstuhl nieder.
    »Carmen würde Ihnen ja eins holen, aber sie muß gehen«, sagte Espiritu, während er sich erhob.
    »Nein!« sagte sie, offenbar bestürzt. »Ich bleibe.«
    Espiritu ging zu dem Plastikbeutel neben dem Sony-Kurzwellenempfänger, nahm eine Flasche Bier heraus und brachte sie Overby. »Glas?« fragte Espiritu.
    Overby schüttelte den Kopf, schraubte die Flasche auf, trank in durstigen Zügen und lehnte sich beobachtend auf seinem Stuhl zurück.
    »Ich habe ein Recht zu bleiben«, sagte Carmen Espiritu.
    »Wenn du bleibst«, sagte ihr Mann, »gibt es kein Gespräch.«
    Overby lächelte ihr zu. »Bis später, Carmen.«
    Sie deutete mit zitterndem Finger auf ihn. Wut rötete ihr Gesicht und ließ ihre Stimme beben. »Der da«, erklärte sie ihrem Mann, »lebt von alten Narren wie dir.«
    »Könnte das möglicherweise stimmen, Mr. Overby?« sagte Espiritu mit offensichtlich vorgetäuschtem Schreck.
    Overby lächelte nur.
    Espiritu wandte sich an seine Frau und entließ sie mit einem letzten Blick. »Mr. Overby und ich haben viel zu besprechen, Carmen.«
    Sie sahen zu, wie sie kehrtmachte und aus dem Raum stampfte. Als sie gegangen war, legte Espiritu den Kopf schräg und musterte Overby. »Also dann«, sagte er, »wo wollen wir anfangen?«
    »Bei den fünf Millionen.«
    »Sie existieren wirklich – diese berühmten fünf Millionen?«
    »Sie existieren.«
    »Und wer stellt sie zur Verfügung?«
    »Interessiert Sie das wirklich?«
    Espiritu erwog die Frage. »Eigentlich nicht.«
    »Aber Sie hätten sie gern?«
    »Ja, allerdings.«
    »Na ja, wenn Sie weiter mit Booth Stallings und den anderen rumalbern, stehen die Chancen ungefähr fünf zu eins, daß Sie keinen Groschen davon sehen. Aber wenn Sie tun, was ich Ihnen sage, haben Sie gute Aussichten auf die Hälfte. Liegt bei Ihnen. Die Hälfte oder nichts.«
    »Wer bekommt die andere Hälfte?« sagte Espiritu.
    »Wer wohl? Ich.«
    Espiritu, der Overby noch immer mit Neugier musterte, lächelte und sagte leise: »Ihr Geschäft ist wirklich die Habgier, stimmt’s?«
    »Was gibt’s denn anderes?« sagte Overby.
     
    Um 16.15 Uhr fuhr Georgia Blue in ihrem gemieteten Honda Accord vier Kilometer hinauf in die Guadalupe-Berge zu dem praktisch verlassenen Country-Club, dessen Achtzehn-Loch-Golfkurs einst von Dutzenden Bauernfamilien bewirtschaftet worden war. Nur ein Wagen

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