Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt
gewußt, daß Stallings Espiritu runterbringt.«
Cray nickte.
»Artie war auf Boys Zimmer, als wir hingekommen sind«, sagte Weaver Jordan. »Er kann fünf oder fünfzehn Minuten da gewesen sein. Ich kämme den Raum durch, und was find ich? Boys Brieftasche. Und rat mal, was drin war.« Er tippte auf die Karte vor Georgia Blue. »Das da. Mich wundert jetzt bloß, wies kommt, daß Artie die nicht zuerst gefunden hat.«
Georgia Blue musterte die Karte einen Augenblick lang. »Hat er wohl«, sagte sie und blickte Jack Cray an. »Hast du einen Stift?«
Er reichte ihr einen silbernen Kugelschreiber. Sie benutzte ihn, um Änderungen auf der Skizze vorzunehmen. Als sie damit fertig war, gab sie Cray den Kugelschreiber zurück und drehte dann die Karte so, daß beide Männer sie studieren konnten.
»Jetzt ist eure Karte genau wie die von Artie.«
Weaver Jordan studierte sie mit Interesse. »Wenn also Espiritu aus den Bergen hier zu Punkt B kommt«, sagte er, wobei er mit dem Finger auf einen Punkt auf der Karte stieß, »sind Wu und Durant genau im Weg, stimmt’s?«
»Ja«, sagte sie.
»Und Otherguy?«
»Der auch.«
Weaver Jordan nickte zufrieden. Jack Cray nahm die Karte zu näherer Untersuchung. Während er sie weiter anstarrte, sagte er: »Was ist mit Booth Stallings?«
Georgia Blue zögerte. »Was meinst du?«
Weaver Jordan lächelte sein knappes, verkniffenes Lächeln. »Sag du es uns, Süße.«
Diesmal zögerte sie kaum länger als eine Sekunde. »Stallings wird noch gebraucht.«
34
Das fast leere Lagerhaus befand sich unten an den Docks von Cebu, nahe Pier zwei. In riesigen Lettern war der Name des chinesischen Warenhauses an der Colon Street auf die Außenwände gemalt. Im Inneren sahen Wu und Durant zu, wie der alte Mann mit dem seidigen weißen Haar und dem rostroten Gesicht seine zwei Dutzend Söldner inspizierte, ohne besonderen Gefallen an dem zu finden, was er sah. Es war 22.17 Uhr.
Die Söldner, keiner davon älter als zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig, waren in zwei Schlangenlinien zu je zwölf Mann aufgereiht. Die meisten waren mit M-16-Gewehren bewaffnet, aber ein paar trugen Schrotflinten. Einige besaßen vorschriftsmäßige Feldflaschen, der Rest hatte Plastikflaschen an einer Schnur um den Hals hängen. Reservepatronen und Gewehrmagazine hatten sie in die Taschen ihrer entweder dunkelbraunen oder schwarzen Hosen gestopft. Alle trugen dunkelgrüne T-Shirts, eine Dreingabe des alten chinesischen Kaufmannes, der jemanden geschickt hatte, um sie bei der Konkurrenz zu kaufen.
Als Vaughn Crouch den Appell abnahm, sah er in der kurzärmeligen Buschjacke und der dunkelblauen Schirmmütze ganz wie der typische fähige, wenn auch etwas überalterte, Söldner aus. Außerdem trug er einen Drillichgürtel, an dem zwei Feldflaschen und eine 45er Colt-Automatik hingen – beziehungsweise eine Halbautomatik, wie er sie beharrlich nannte.
Vor der Inspektion hatte Crouch eine fünfminütige Ansprache in einer Mischung aus Englisch und Cebuano gehalten. Danach hatte er die Söldner aufgefordert, Fragen zu stellen. Es kam nur eine von einem sehr dünnen Mann, der fragte, ob es etwas zu essen geben würde. Crouch erwiderte, es würde reichlich geben.
Als der Appell vorüber war, befahl Crouch den Söldnern, in die beiden großen Toyota-Lieferwagen zu steigen, die in der Nähe standen. Während sie in Richtung der Lieferwagen davontrotteten, ging er hinüber zu Wu und Durant, wobei er einmal kurz haltmachte, um eine kleine Plastik-Einkaufstüte an sich zu nehmen.
Crouch reichte Durant die Tüte. »Zwei fünfschüssige Smith & Wesson Taschenwaffen«, sagte er. »Außerdem zehn Schuß Reserve. Falls ihr Jungs meint, daß ihr mehr braucht, schlag ich vor, ihr holt ein weißes Taschentuch raus und winkt damit.«
»Klingt vernünftig«, sagte Durant.
Artie Wu nickte in Richtung der Söldner. »Was halten Sie davon?«
Crouch zuckte die Achseln. »Durchschnitt. Wenn ich sie die ganze Nacht durchmarschieren lasse, sind sie Hundefutter.« Er wandte sich um und bedachte die jungen Männer mit einem düsteren Blick. »Schätze, ich schick sie morgen schichtweise schlafen, sobald wir bei Punkt B sind.« Dann wandte er sich noch einmal um und musterte eingehend Wu, danach Durant. »Die Herren wollen morgen abend immer noch auftauchen?«
»Wir werden da sein«, sagte Artie Wu.
»Tja, trau ich euch glatt zu«, sagte Crouch und wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um. »Was halten Sie eigentlich von
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