Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
zum Sprechen hatte, sagte die Frau: »Wir sind uns einmal bei Emily begegnet.«
    »Ich erinnere mich.«
    Sie deutete auf den Stuhl mit den Armlehnen. »Bitte.«
    Durant setzte sich und kam zu dem Schluß, daß man sich ihrer Augen und des Mundes wegen leicht an sie erinnern konnte. Die Augen waren zu groß und viel zu traurig. Der Mund war zu voll, zu breit und zu melancholisch. Emily Cariaga hatte behauptet, daß die sich zu Narren machten, nur um herauszufinden, ob sie diesen breiten Mund zum Lächeln bringen konnten.
    Durant erinnerte sich außerdem, daß die vor ihm sitzende Frau in den Genuß einer kostspieligen Ausbildung in der Schweiz und in Dublin gekommen war, bevor sie reich geheiratet hatte. Zudem hatte sie zwei Kinder, spielte gut Klavier, schrieb stimmungsvolle Vierzeiler und gab sündhaft viel Geld für Kleidung aus. Und jetzt, dachte er, wird sie dir erzählen, wer sie wirklich ist und warum du dich mit ihr ohne Zeugen in einem Raum mit zwei Stühlen triffst.
    »Zuerst möchte ich mich für das entschuldigen, was Ihnen am Flughafen wie Grobheit erschienen sein muß«, sagte sie in ihrem tiefen Kontralto, dessen leichter philippinischer Akzent mit einer Spur Gälisch gewürzt war.
    Durant nickte nur wortlos.
    »Uns sind aus Cebu Berichte über Ihre Geschäfte mit Alejandro Espiritu zugegangen.«
    »Uns?«
    »Der Regierung.«
    »Der Aquino-Regierung?«
    Ihre großen Augen wurden noch größer. »Sie denken doch nicht etwa, daß –«
    »Ich denke gar nichts.«
    »Die Regierung ist bestrebt, Alejandro Espiritu zu … zu neutralisieren. Unseres Wissens nach sind ihm zwanzig Millionen US-Dollar geboten worden, damit er nach Singapur ins Exil geht.«
    Sie hielt inne, als warte sie auf Durants Bestätigung oder Verneinung. Als er keins von beidem vorbrachte, sagte sie: »Sie machen diese Angelegenheit sehr kompliziert, Mr. Durant.«
    »Ich höre zu.«
    »Die Regierung hätte keinerlei Einwände, falls Espiritu an einen Ort seiner Wahl ins Exil gehen möchte, vorausgesetzt natürlich, daß er nicht mit Mitteln ausgestattet wird, die es ihm ermöglichen, Waffen zu kaufen.«
    »Wie im Fall Aguinaldo.«
    Fast hätte sie gelächelt. »Ja, wie bei Aguinaldo.«
    »Anscheinend suchen Sie jemanden wie diesen korrupten britischen Konsul, der Aguinaldo um sein Geld betrogen hat.«
    »Sie kennen sich in philippinischer Geschichte aus, Mr. Durant.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Er muß kein Engländer sein«, sagte sie. »Er könnte sogar die zwanzig Millionen Dollar behalten.«
    »Was ist, wenn ich ›nein, danke‹ sage?«
    »Oje. Ich hoffe doch, daß Sie nicht ablehnen.«
    »Ich erwäge die Alternativen.«
    »Falls Sie ablehnen, müssen wir Sie einfach wegen des Todes der armen Emily anklagen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Ich sagte nicht verurteilen. Ich sagte anklagen. Das könnte schrecklich … hm, unangenehm werden.«
    Durant lächelte mitfühlend. »Sie sind in diesen Dingen noch nicht sehr gut, nicht wahr?«
    Sie wich seinem Blick aus. »Eigentlich nicht.«
    »Man braucht Übung.«
    Sie bedachte ihn mit einem kalten Blick. »So wie alles, das die Mühe lohnt.«
    »Also, zunächst einmal sind es keine zwanzig Millionen, sondern fünf, und das Exil ist Hongkong, nicht Singapur.«
    Eine Ohrfeige hätte sie nicht mehr überraschen können. »Fünf Millionen?«
    Durant nickte und dachte, wenn ihre nächste Frage die wäre, die er erwartete, könnte sie in ihrer neuen Karriere doch noch eine Zukunft haben.
    »Wessen Geld ist es?« sagte sie.
    ›Die richtige Frage‹, dachte Durant. »Was sagen denn Ihre Geheimdienstleute?«
    »Daß es von einem Konsortium amerikanischer und japanischer Unternehmen zur Verfügung gestellt wird.«
    Durant seufzte. »Sie sollten sich ein paar bessere Mitarbeiter suchen. Es ist Marcos’ Geld.«
    »Oje«, flüsterte sie.
    »Und es soll alles für Waffen ausgegeben werden.«
    Sie nickte. »Natürlich.«
    »Wodurch das Gespenst der roten Gefahr heraufbeschworen und der Putsch beschleunigt werden kann. Was für Zeitvorstellungen bezüglich des Putsches hat denn die Regierung?«
    Sie biß sich auf ihre volle Unterlippe, als versuche sie zu entscheiden, ob sie lügen sollte. »Innerhalb eines Jahres«, sagte sie. »Vielleicht in neun Monaten. Jedenfalls werden sie den Versuch machen.«
    Durant erhob sich. »Okay, ich kann garantieren, daß Espiritu die fünf Millionen nie in die Finger bekommen wird.«
    »Garantieren?«
    Er nickte. »Garantieren. Aber Sie müssen mir Lieutenant Cruz

Weitere Kostenlose Bücher