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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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geben.«
    »Ihn Ihnen geben?«
    »Ihn mir unterstellen.«
    »Für wie lange?«
    »Ein paar Tage – von jetzt an.«
    Sie traf ihre Entscheidung schnell. »Na gut. Was sonst noch?«
    »Wie möchten Sie Espiritu? Tot oder lebendig?«
    Es war ein weiterer harter Schlag, aber diesmal steckte sie ihn leichter weg, wenn Durant auch meinte, er könne Tränen in ihren riesigen Augen aufsteigen sehen. »Ich kann nicht – oder besser, ich will Ihnen nicht auftragen –«
    »Sie brauchen wirklich Übung«, sagte er. »Es ist eine theoretische Frage. Würden Sie es vorziehen, wenn Espiritu bestochen, entehrt und ins Exil verschoben wird oder wenn er unten in Cebu eines natürlichen Todes stirbt?«
    Sie brauchte eine volle Minute, sich zu entscheiden, starrte dabei auf den kahlen Fußboden, als liege dort die Antwort. Als sie aufschaute, fand Durant, daß sich ihre Augen verändert hatten – von traurig und tränenreich zu kalt und unversöhnlich.
    »Tot«, sagte sie mit leiser, fester Stimme.
    »Okay«, sagte Durant.

40
    Nachdem Otherguy Overby an die Tür von Artie Wus Suite im fünften Stock des Manila Peninsula Hotels geklopft hatte, wurde er hineingebeten. Als er eintrat, sah er Durant an der Wand lehnen. Artie Wu, der frisch frisiert wirkte und seinen weißen, seidenen Geldanzug trug, saß auf der Couch. Overby hätte es vorgezogen, sie mit hochgelegten Beinen, ausgezogenen Schuhen und biertrinkend vorzufinden.
    »Setz dich, Otherguy«, sagte Wu. »Möchtest du ein Bier?«
    Overby schüttelte den Kopf, während er sich auf einen gradlehnigen Stuhl setzte, die Arme schützend vor der Brust verschränkte und die Füße fest auf den Teppich stemmte.
    »Alles geregelt?« fragte Durant.
    Overby blickte ihn an. »Ich hab den alten Colonel unten in Cebu angerufen, und er hat die Nachricht an Minnie weitergeleitet. Sie hat eingewilligt, uns in Hongkong zu treffen, möchte aber einen Beweis, daß alles mit rechten Dingen zugeht. Andernfalls kein Deal. Okay?«
    Wu sagte, das ginge in Ordnung, und Overby fuhr fort: »Welcome-Welcome hat per Telex die Bestätigung für unsere Zimmerreservierung im Hongkong-Peninsula bekommen, und die schicken ein paar Autos, um uns vom Flugplatz abzuholen.« Er hielt inne und schaute wieder zu Durant. »Was ist mit dem Bullen von der Mordkommission, Lieutenant Cruz?«
    »Manila hat über eine inoffizielle Leitung Hongkong kontaktiert und ihn dort beim CID eingeschleust«, sagte Durant. »Sie haben ihm ihre uneingeschränkte Kooperation zugesichert.«
    »Keine Probleme mit der Fluggesellschaft, nehme ich doch an?« sagte Wu zu Overby.
    »Keine.«
    Wu bedachte Overby mit einem langen Blick, der echte Zuneigung auszudrücken schien. »Ich wollte Quincy gerade von dieser Anschlagtafel des Rotary Clubs in Cebu erzählen, Otherguy. Wie ging das noch? ›Wird es allen Beteiligten nützen?‹«
    »Für alle Beteiligten segensreich sein«, sagte Overby.
    Wu nickte, als sei er für die Berichtigung dankbar. »Und es sieht ganz so aus, als könnte es wirklich segensreich sein, nicht wahr?« sagte er. »Nur für einen von uns nicht.« Er starrte Overby an. »Oder womöglich zwei.«
    »Komm zur Sache, Artie«, sagte Overby. »Du kannst mich ein andermal an der Nase rumführen.«
    Wu seufzte. »Ich glaube, ich möchte ein Bier, Quincy.«
    »Ich auch«, sagte Overby.
    Durant ging zur Minibar, entnahm ihr drei Dosen San Miguel und verteilte sie. Wu öffnete seine, trank und sagte: »Für wen hast du dich ausgegeben, Otherguy, als du von Cebu aus den Secret Service angerufen hast?«
    »Reuters«, sagte Overby und trank einen Schluck Bier.
    »Und wonach gefragt?«
    »Voriges Jahr, Oktober.«
    »Ein spezielles Datum?« sagte Durant.
    Overby zuckte die Achseln. »Achtzehnter Oktober, um den Dreh.«
    Wu und Durant schauten einander an. Durant schüttelte den Kopf. Das Datum sagte ihm nichts.
    »Achtzehnter Oktober wo?« sagte Wu.
    »New York.«
    »Es ist wie Zähne ziehen«, sagte Durant.
    »Otherguy erzählt eben auf seine Weise«, sagte Wu. »Wo in New York, Otherguy?«
    »Vereinte Nationen.«
    »Ah«, sagte Wu.
    »Was, verdammt noch mal, hat ›Ah‹ zu bedeuten?« sagte Durant.
    Wu ignorierte ihn und lächelte Overby an. »Du machst das gut, Otherguy. Was ist vergangenes Jahr am achtzehnten Oktober bei der UN vorgefallen?«
    »Ein amtierender Außenminister hielt eine Rede. Auf einer Gedenksitzung zum vierzigsten Jahrestag.«
    Durant lächelte Wu spöttisch an und sagte: »Ach so!«
    Wieder ignorierte Wu ihn und

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