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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Prathers vorbei, bis er beim Sanitätsgefreiten Hovey Profette, 182. Infanterie-Division, Arkansas, ankam. Er starrte hoch zu dem vergoldeten Namen – dem dritten von oben – und dachte sich, was sich alle Veteranen denken, wenn sie mit im selben Krieg gefallenen Soldaten konfrontiert werden: Besser du als ich, Kumpel – eine erste Reaktion, auf die häufig ein vages und nicht leicht zu bestimmendes Gefühl von Schuld und Mitleid folgt.
    Tja, wenn ich den alten Al erschossen hätte, als ich Gelegenheit dazu hatte, Hovey, sagte Stallings sich und dem seit langem toten Profette, dann stünden hier vielleicht unsere drei Namen in Blattgold. Er starrte noch immer hoch zu Profettes Namen, als die Stimme der Frau hinter ihm sagte: »Ich muß mich für den Streich entschuldigen, den ich Ihnen gespielt habe, Mr. Stallings.«
    Stallings starrte weiter hoch auf den Namen des toten Sanitäters. »Das bedarf keiner Entschuldigung«, sagte er, drehte sich um und erblickte eine junge philippinische Nonne in moderner grauer Tracht. Sie trug eine dunkle Brille und eine große lederne Umhängetasche. Stallings bemerkte, daß sie nicht sehr groß war und ziemlich fit schien.
    »Hat Al Sie geschickt?« sagte er.
    »Al?«
    »Espiritu.«
    »Ja, natürlich. So haben Sie ihn genannt, nicht wahr? Al. Er möchte, daß ich Sie zu ihm bringe.«
    »Wann?«
    »Jetzt.«
    »Wo ist er?«
    »Cebu.«
    »Richten Sie Al aus, daß ich die Einladung zu schätzen weiß, es aber vorziehe, meine Reisepläne selbst zu machen.«
    Die Nonne schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich fürchte, ich muß wirklich darauf bestehen.«
    »Nein, danke.«
    »Oje«, sagte sie und griff in die Schultertasche, als suche sie nach einem Taschentuch, wühlte kurz herum und brachte eine mittelgroße Halbautomatik zum Vorschein. Sie richtete sie mit, wie er fand, geübter Lässigkeit auf Stallings. Zugleich bemerkte er, daß die Waffe mindestens Kaliber .38 hatte und daß ihre Hand nicht zitterte.
    »Wozu soll das gut sein?« fragte er.
    »Es soll Sie dazu bringen, mitzukommen.«
    »Pistolen bringen Leute auf komische Ideen«, sagte er, wobei er versuchte, möglichst versonnen zu klingen. »Wenn Sie mich erschießen, geht dem alten Al eine Menge Geld durch die Lappen. Daher werden Sie mich nicht erschießen. Daher werde ich auch nicht mitkommen.« Er lächelte. »Sie sind keine echte Nonne, nicht wahr, Schwester?«
    Statt zu antworten, trat die Frau rasch zwei Schritte zurück und ging in Pistolenschützenstellung. Es war eine geduckte, breitbeinige Haltung, bei der sie die Halbautomatik fest mit beiden Händen hielt. Stallings erster Eindruck war, daß diese Haltung sie sowohl albern als auch leicht erotisch aussehen ließ, bis er begriff, daß sie tatsächlich schießen und ihn sogar töten könnte.
    Er versuchte, sich etwas Beschwichtigendes auszudenken, etwas Besänftigendes und von Grund auf Vernünftiges. Aber bevor ihm etwas einfiel, bellte eine Stimme den Befehl: »Halt!«
    Stallings stand zwischen zwei Wänden mit vergoldeten Namen. Die Nonne mit der Pistole war zwei Schritte in den Durchgang zurückgewichen. Die Stimme war von ihrer rechten Seite gekommen, und in ihrem scharfen Ton hatte absolute Autorität gelegen. Stallings erkannte die Stimme. Die Nonne warf einen hastigen Blick in ihre Richtung. Was sie sah, ließ sie zusammenzucken und langsam die Pistole senken, bis diese auf den Marmorboden zielte.
    »Hinknien!« befahl dieselbe Stimme.
    Die Nonne kniete nieder.
    »Weglegen!«
    Die Nonne legte die Pistole vorsichtig auf den Boden.
    »Auf den Bauch, Hände hinter den Kopf.«
    Es war eine unbequeme Stellung, aber der Nonne gelang es, sie mit einer gewissen Grazie einzunehmen. Die Walther in der rechten Hand, erschien Georgia Blue im Durchgang. Sie bückte sich, um die Waffe der Nonne aufzuheben, richtete sich auf und blickte Stallings an. »Wie fühlt man sich im Angesicht des Todes?«
    »Lausig.«
    Quincy Durant tauchte in dem Gang auf, stellte sich rechts neben Georgia Blue und starrte auf die Nonne hinab. »Sie können die Hände runternehmen«, sagte Durant zu ihr.
    Die Nonne löste die Hände vom Kopf und legte sie, die Handflächen nach unten, auf den Boden. Durant ging in die Knie und nahm ihr die dunkle Brille ab. Ihr Kopf drehte sich nach rechts, und die funkelnden braunen Augen schauten jetzt zu ihm hoch.
    »Sie kommen ganz schön rum«, sagte Durant.
    »Du kennst sie?« fragte Georgia Blue.
    »Wir sind uns auf dem Weg von Baguio hierher begegnet, wo

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