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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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schweigend dahin, bis Georgia Blue das Geräusch nicht länger unterdrücken konnte, das irgendwo zwischen Kichern und Grölen lag.
    »Mein Gott, Quincy. Du und Artie, ihr seid aufs Kreuz gelegt worden.«
    Durant machte den Mund auf, um etwas zu entgegnen, überlegte es sich dann aber anders. Wieder trat Schweigen ein. Stallings brach es, indem er sich vom Rücksitz nach vorn beugte und sagte: »Nehmen wir mal an, nur so zum Spaß, daß dieser Rückversicherungsdeal des Vetters legitim war – so legitim, wie so ein Ding eben sein kann, wenn man Bestechung einkalkuliert. Okay, Georgia?«
    Sie nickte ohne Überzeugung.
    »Und nehmen wir weiter an, Mr. Durant, daß Carmen genau zu der Zeit etwas über den Deal mit dem Marcos-Vetter erfahren hat, als sie hörte, daß ich Overby angeheuert hatte. Hat es da vielleicht noch jemanden gegeben, der gewußt haben könnte, daß Otherguy nach Ihnen und Mr. Wu Ausschau hielt?«
    »Hier in Manila?«
    »Ja.«
    »Boy Howdy.«
    »Netter Kerl?«
    »Im Gegenteil.«
    »Könnte er zuviel geredet oder Carmen sogar verkauft haben, was er weiß?«
    »Kann man sich beinahe drauf verlassen.«
    »Dann ist es möglich«, sagte Stallings langsam, »daß sich Carmen und der alte Al Espiritu vielleicht lieber mit den Teufeln einlassen wollten, die sie schon kennen.«
    »Das sind Artie und ich, nehme ich an.«
    »Natürlich. Sie muß gewußt haben, worauf der Vetter aus war und daß Sie und Mr. Wu mit ihm unter einer Decke stecken. Tja, warum also nicht ganz sichergehen, daß Sie beide auf Otherguys Vorschlag anspringen? Die beste Art, das zu tun, ist doch die, Ihre Kasse zu plündern. Also bringen sie und ihre Jungs den Vetter um, und ihr beide seid um dreihunderttausend leichter und pleite – stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Alles bar?«
    Durant seufzte. »Alles.«
    »Was bedeutet, daß Carmen durch euer Geld zu einem hübschen Betriebskapital gekommen ist und euch mehr oder weniger gezwungen hat, für mich zu arbeiten. Wissen Sie, Mr. Durant, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr klingt es ganz nach dem alten Al.«
    »Warum hat sie uns auf dem Weg von Baguio runter angehalten?« sagte Durant. »Bloß, damit wir uns das Hirn verrenken?«
    »Klar. Die klassische Hauruck-Einschüchterung. Die lieben so was.«
    »Wollen Sie eine andere Meinung hören?« fragte Georgia Blue.
    »Natürlich«, sagte Stallings.
    »Ich hab sie gesehen, Booth. Aus der Nähe. Und sie war bereit zu schießen – nicht nur, Sie nach Cebu zu entführen. Die Anzeichen waren alle da – Haltung, Atmung, alles.«
    »Ist das Ihre professionelle Secret-Service-Meinung, Georgia?« fragte Stallings.
    »Ich bin trainiert und bezahlt worden, um so was zu sehen.«
    »Ich bin mir nicht so sicher«, sagte er. »Die erste Aufgabe eines Terroristen ist es, Terror zu verbreiten. Und sie hat mir definitiv höllische Angst eingejagt. Eine Minute länger, und ich wäre allein unterwegs nach Cebu gewesen, das will ich gern zugeben. Aber wir haben ihr auch einen ordentlichen Schrecken eingejagt: Wer am meisten Angst macht, hat die Kontrolle. Im Augenblick würde ich sagen, es steht unentschieden.«
    »Noch liegt Carmen vorn«, sagte Durant. »Jedenfalls nach Punkten. Etwa dreihunderttausend Punkte.«
     
    Otherguy Overby entdeckte den Mann, nach dem er Ausschau gehalten hatte, in einem Kaffeeclub in einer Seitenstraße der Taft Avenue. Es war der dritte derartige Club, den Overby aufsuchte, und alle drei schienen mit dem Verkauf von Kaffee, Brötchen, Alkohol und Sex ein flottes Geschäft zu machen. Die Gäste der Clubs – unterwegs in der Frühstückspause, die bis ein oder zwei Uhr nachmittags dauern konnte – waren zumeist Geschäftsleute, Angestellte, Händler, Politiker, Anwälte, Journalisten und eine Anzahl gutgekleideter Männer, die Sachen verkauften, die vom Lastwagen gefallen waren.
    Der Mann, nach dem Overby Ausschau gehalten hatte, war jetzt Mitte Sechzig und hatte seine Karriere während der japanischen Besatzung als junger An- und Verkäufer auf dem Schwarzmarkt von Manila begonnen. Sein Name war Abelardo Umali, und Overby entdeckte ihn an einem Tisch unweit der überfüllten Bar mit zwei jungen Frauen und einer Flasche, die aussah, als enthielte sie Champagner. Nur die beiden Frauen tranken davon; Umali trank Kaffee.
    Overby trug eine blaue Kordjacke, graue Hosen, deren Stoff täuschend nach Flanell aussah, und ein dunkelblaues Polohemd. Der einzige Grund, weswegen er die Jacke in der Hitze von Manila anhatte, war ihre

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