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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Innentasche, in der der Umschlag mit dem Geld steckte. Er steuerte Umalis Tisch an und näherte sich dem alten Mann von links. Als er vor dem Tisch stand, sagte Overby: »Hallo, Abe.«
    Abelardo Umali drehte sich langsam um und sah hoch. Er hatte ein dunkelbraunes, runzliges Gesicht mit einem gespitzten Mund und winzigen feuchtschwarzen Augen, die aussahen, als ob sie leicht in Tränen ausbrächen. Er trug ein gestärktes, makellos gebügeltes weißes kurzärmeliges Hemd, graue Krawatte und schwarze Hosen. Overby konnte sich nicht erinnern, ihn je etwas anderes tragen gesehen zu haben. Der spitze Mund lächelte.
    »Otherguy«, sagte Umali. »Jemand hat behauptet, du wärst tot.« Er runzelte die Stirn, als versuche er sich zu erinnern, was er wirklich gehört hatte. »Oder vielleicht auch nur, daß du tot sein solltest. Wie dem auch sei, herzliches Beileid. Setz dich. Leiste uns Gesellschaft. Bitte.«
    »Es ist was Vertrauliches, Abe«, sagte Overby.
    »Vertraulich? Was für Geheimnisse haben wir denn?«
    »Das Geld, das ich dir schulde.«
    Die nassen Augen des alten Mannes weiteten sich, und das Lächeln kehrte zurück. »Ah. Dieses Geld. Ein echtes Geheimnis.« Er wandte sich an die jungen Frauen. »Meine Herzchen könntet ihr – würdet ihr – bitte – nur ein paar Minuten?«
    Die beiden jungen Frauen kicherten, beäugten Overby, kicherten wieder, standen auf und huschten davon. »Setz dich, Otherguy. Bestell dir was Kaltes.«
    Overby setzte sich und sagte, er hätte gern ein Bier. Umali bestellte. Als es gebracht wurde, goß er es sorgfältig in ein Glas und servierte es seinem Gast. Während Overby den ersten Schluck nahm, sagte Umali: »Ich habe gehört, du hast gestern abend Boy Howdy besucht.«
    Overby nickte.
    »Ich habe gehört, es war ein herzliches Gespräch. Sehr herzlich.«
    »Hast du je mit Boy gesprochen, ohne laut zu werden?«
    Umali zuckte die Achseln. »Du hast ihm gutes Geld gezahlt – habe ich jedenfalls gehört.«
    »Ich habe ihn bezahlt, damit er Wu und Durant für mich findet.«
    Umalis Augenbrauen schnellten zweimal hoch und nieder, was Overby insgeheim immer als den Cebu-Gruß bezeichnete. Das schnelle Auf und Ab der Augenbrauen konnte Zustimmung signalisieren, Kummer, Mitgefühl, Zweifel, Enttäuschung oder einfach heißen: Erzähl weiter. »Sie sind im Peninsula«, sagte Umali. »Schon seit einem Monat.« Er hielt inne. »Das hätte ich dir gratis erzählt.«
    »Ich möchte, daß du mir etwas für Geld erzählst, Abe.«
    »Gibt’s eine Summe?«
    »Zweitausend.«
    »Pesos?«
    »Dollar«, sagte Overby. »US-Dollar.«
    Wieder hoben und senkten sich die Augenbrauen des alten Mannes und signalisierten dabei etwas, das Overby als Interesse deutete.
    »Ich hör derzeit nur wenig«, sagte Umali, was ganz offensichtlich gelogen war. »Ich bin jetzt ein alter Mann und muß junge Frauen dafür bezahlen, daß sie mir zuhören. Ich rede mit ihnen gern über die Vergangenheit – die alten Tage in Cebu. Erinnerst du dich noch daran, Otherguy?«
    »So weit liegen die gar nicht zurück«, sagte Overby. »Zehn, zwölf, fünfzehn Jahre.«
    »Ich meine vor vierzig, fünfundvierzig Jahren.«
    »Ungefähr die Zeit, als ich geboren wurde. Vielleicht können du und ich sogar darüber ein bißchen plaudern.«
    »Für Geld?«
    Overby nickte. Umalis Augenbrauen schnellten auf und nieder, auf und nieder. Overby zog das unverschlossene Kuvert des Peninsula-Hotels aus der Innentasche und legte es vor Umali auf den Tisch.
    »Darf ich?« sagte er. Wieder nickte Overby. Umali öffnete den Umschlag, lugte hinein und verschaffte seinen Brauen wieder Bewegung. »Du kannst fragen«, sagte er. »Vielleicht kann ich antworten. Vielleicht nicht.«
    »Erzähl mir was über Boy Howdy«, sagte Overby. »Sag mir, warum er sich gestern abend gewissermaßen auf den Rücken gerollt, die Pfötchen in die Luft gestreckt und mich angebettelt hat, ihm den Bauch zu kraulen.«
    Umali blickte nach links, als seien in dieser Richtung sauber sortierte Gedanken zu finden. »Du, Durant und Wu, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Interessant«, sagte Umali. »Na ja, zuerst solltest du wissen, daß Boy unter Schock steht, seit unser Führer davongelaufen ist.«
    »Boy hat also Angst, daß Aquino nicht vorhat, die guten Zeiten noch länger so weiterlaufen zu lassen?«
    »Es ist ein bißchen komplizierter.«
    Overby wartete. Schließlich sagte der alte Mann: »Boy glaubt an die Wiederkehr.«
    Overbys hartes, vergnügtes Grinsen kam und ging. »Der

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