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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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»Wir haben sie damals Japse genannt.«
    Wu nickte. »Mach ich immer noch, wenn mein Fernseher den Geist aufgibt.«
    »Danach«, sagte Stallings, »na ja, danach sind wir zu Terroristen geworden, jedenfalls Al und ich.«
    »Was ist aus dem Sanitäter geworden – diesem Profette?« fragte Durant. »Dem Typ mit dem Namen in goldenen Lettern?«
    »Der ist durchgedreht. Hovey war Quäker und Kriegsdienstverweigerer und hatte seinen Glauben irgendwie verschusselt. Wir waren oben auf einem Grat in den Guadalupe-Bergen, wir drei, als Hovey zwei Späher einer japanischen Patrouille in Kompaniestärke entdeckt. Wie sich herausstellt, kaiserliche Marineinfanterie. Mordskerle. Na ja, Hovey will die beiden Späher mit unserem einzigen Gewehr aus dem Verkehr ziehen. Dem Ding ohne Kimme. Al und ich hielten das für keine so glänzende Idee. Aber dann hat sich Hovey das Gewehr geschnappt.«
    Es entstand eine Stille, die sich quälend lange hinzog, bis Durant sie mit der einsilbigen Frage durchbrach: »Und?«
    »Und Al hat Hovey mit einem Bolo erledigt.«
    »Kann ich ihm nicht verübeln«, sagte Durant.
    Wu nickte etliche Male bedächtig, bevor er die nächste Frage stellte. »Und was dann?«
    »Dann haben Al und ich uns mit einigen anderen Guerillas zusammengetan, Fisch und Reis gegessen, wenn wir es kriegen konnten, Hunde und Schlimmeres, wenn nicht, und sind zu guten Terroristen geworden.«
    »Als Sie zu Ihrer eigenen Einheit zurückgekommen sind«, sagte Wu, »hat man Sie da nach dem Sanitäter gefragt?«
    »Hat man. Ich habe Hovey für ein Verdienstkreuz Erster Klasse vorgeschlagen. Er hat’s auch gekriegt.«
    »Und bevor Sie zurückgegangen sind …« Durant ließ es nicht ganz wie eine Frage klingen.
    Das Lächeln, mit dem Stallings Durant bedachte, war dünn und kalt und schwach. Sein Februarlächeln, dachte Durant. »Sie wollen wissen, wen wir terrorisiert haben, ja? Wen wir umgebracht haben?«
    Durant nickte.
    »Die Japaner waren unser Hauptziel. Wir haben eine Menge von ihnen getötet. Filipino-Kollaborateure waren unser zweites Ziel. Auch von denen haben wir einen Haufen umgebracht.«
    »Woher wußten Sie, daß sie Kollaborateure waren?« sagte Wu.
    »Wir hatten eine Liste.«
    »Wessen Liste?«
    »Espiritus.«
    »Eine gute Liste?«
    »So gut wie jede andere.« Stallings machte eine Pause. »Solche Listen, das habe ich später, viel später festgestellt, enthalten oft die Namen der Feinde von denen, die die Listen anlegen. Ich könnte mir vorstellen, daß auch Al ein paar von seinen eingestreut hat.«
    »Gibt es etwas … das Sie persönlich gegen ihn haben?« sagte Wu.
    »Espiritu?«
    Wu nickte.
    »Er ist ein Mann, mit dem ich vor langer Zeit Soldat gespielt habe. Das ist alles. Keine Ahnung, ob ich ihn mag oder nicht. Aber wenn’s um Vertrauen geht, bin ich nicht so unentschieden. Ich traue ihm überhaupt nicht.«
    »Dann werden wir das auch nicht tun«, sagte Artie Wu. Er blickte Durant an. »Bestell uns was zum Mittagessen und schaff Georgia und Otherguy her. Am besten, wir fangen gleich an.«
    »Ich dachte, wir wären schon dabei«, sagte Durant, als er den Hörer abnahm.
     
    Georgia Blue und Overby trafen gemeinsam ein, kurz bevor zwei Zimmerkellner des Peninsula-Hotels das Essen hereinrollten, das Durant bestellt hatte. Durant hatte dreimal Fisch und zweimal Hähnchen verlangt, was gut hinkam, da Wu, Georgia Blue und Stallings Fisch wollten. Overby und Durant gaben sich mit Hähnchen zufrieden.
    Während des Essens wurde nicht viel geredet. Inzwischen wußte jeder von der Morgenepisode am Kriegerdenkmal. Immer wieder traten längere Schweigepausen ein, und gelegentlich ertappte Durant Wu dabei, wie er mit seltsam leerer Miene in die Ferne schaute. Es war ein Ausdruck, den Durant bei sich immer Wus Total-hinterfotziger-Plan-Miene nannte.
    Nachdem das Essen vertilgt – oder halb vertilgt – war, stellten Wu und Durant die Teller zusammen, klappten die Seiten des Servierwagens nach unten und rollten ihn auf den Gang. Stallings sah, daß sie fast so gekonnt wie Zimmerkellner zu Werke gingen, und fragte sich, wie viele Mahlzeiten sie wohl schon in wie vielen Hotels eingenommen hatten. Tausende, schätzte er. In Hunderten von Hotels.
    Wu ging zu seinem Platz am Ende der Couch zurück, holte eine Zigarre hervor und hielt sie hoch, um zu sehen, ob jemand Einwände hatte. Keiner hatte welche. Georgia Blue wählte das andere Ende der Couch. Stallings kehrte in seinen Clubsessel zurück. Otherguy Overby suchte sich

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