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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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angerufen.«
    Sie stockte, als erwarte sie, daß Stallings ihr mit seiner nächsten Frage das Terrain ebnete. Er tat ihr den Gefallen. »Wer ging ran?«
    »Ein Mann.«
    »Haben Sie seine Stimme erkannt?«
    »Er hatte einen Akzent.«
    »Filipino?«
    »Ich bin nicht sicher. Er könnte ihn nur vorgetäuscht haben. Wahrscheinlich nicht. Aber ich weiß nicht, wer er war.«
    »Er hat Ihnen aber die Anweisungen gegeben?«
    »Ja. Er hat mir gesagt, ich soll –«
    »Der Kerl am Münztelefon?«
    Sie nickte. »Er hat gesagt, ich soll Boy Howdy anrufen, meinen Namen nennen und sagen, daß ich mir diesen riesigen Rausschmeißer von ihm mieten will, um jemanden namens Emily Cariaga einzuschüchtern. Ich soll Boy Howdy dafür zweitausend Dollar bieten. Dann gab mir der Mann am Telefon ihre Adresse in Forbes Park und sagte mir, wovor der Schläger sie warnen soll. Dann –« Sie brach plötzlich ab, und einen Augenblick lang dachte Stallings, sie habe die Sprache ganz verloren.
    »Reden Sie weiter«, sagte er.
    »Sie wollte am späten Nachmittag fliegen. Die Reise sollte nach Spanien gehen.« Wieder plötzliches Schweigen, und wieder hatte es den Anschein absoluter Endgültigkeit. Stallings spürte, wie seine Gereiztheit zunahm, und er beschloß, etwas davon herauszulassen.
    »Gottverdammt, Georgia!«
    Sie blinzelte zweimal, als sei sie von seinem Ton leicht überrascht. »Dieser Rausschmeißer«, sagte sie. »Dieses Monster, das für Boy Howdy arbeitet, sollte sie warnen, daß sie besser niemandem erzählt, was sie herausgefunden hat. Niemandem. Niemals. Das Monster sollte dabei – extrem bestimmt sein, hat der Mann am Telefon gesagt.«
    »Ich vermute, er hat Ihnen nicht gesagt, worüber sie nicht reden sollte.«
    »Nein.«
    »Dann haben Sie also Howdy angerufen.«
    Sie nickte. »Er wollte erst Geld sehen. Ich habe ihm gesagt, er könnte es unten am Empfang abholen lassen. Da hab ich es für ihn deponiert. In einem Umschlag. Und dann bin ich zum Peninsula gegangen, wo wir alle zu Mittag gegessen haben.«
    »Haben wir«, sagte Stallings, trank sein Bier aus, zerdrückte die Dose, stand auf und ging zu dem kleinen Kühlschrank. Als er an Georgia Blues Sessel vorbeikam, schnappte er sich die Umhängetasche. Sie drehte sich und sah zu ihm auf.
    »Ich wußte, daß Sie das tun würden«, sagte sie.
    Statt ihr zu antworten, warf Stallings einen Blick in die Tasche.
    »Ich hätte Sie aufhalten können«, sagte sie.
    Stallings nahm die Walther heraus, betrachtete sie kurz und schob sie in seine rechte Gesäßtasche. Die Umhängetasche ließ er wieder zu Boden fallen. »Wann haben Sie herausgekriegt, daß sie umgebracht worden ist?« sagte er.
    »Heute, am späten Nachmittag. Sie haben es, glaube ich, über Radio Veritas gebracht. Ich bin runter zu einem Münztelefon gegangen und habe die Polizei angerufen, um sicherzugehen, daß es sich um dieselbe Emily Cariaga handelt.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Bin ausgegangen. Ich bin zu Shoe Mart und zu Rustan’s in Makati, ganz in der Nähe vom Peninsula. Aber ich habe nichts gekauft. Dann bin ich in einigen Buchläden gewesen. Hinterher dann im Intercontinental. Die haben da ein Café mit Jeepneys. Ich meine, mit Nischen, die aussehen wie Jeepneys. Da hab ich was getrunken. Vielleicht auch zwei Drinks. Vielleicht hab ich auch was gegessen. Ich weiß jedenfalls, daß ich keinen Hunger habe.«
    »Und dann direkt hierher zurück?« sagte Stallings.
    Sie nickte.
    »Sie wissen nicht, wer sie war, oder?«
    »Nein.«
    »Nachdem Sie heute nachmittag gegangen waren, hat Durant einen Anruf bekommen«, sagte Stallings. »Von Emily Cariaga. Sie und Durant waren – nun ja, ziemlich enge Freunde, schätze ich. Es war Durant, der sie gefunden hat.«
    Georgia Blue erstarrte. Kein Muskel bewegte sich. Stallings hatte das Gefühl, daß sie überhaupt nicht mehr atmete. Für ihn gab es nichts zu sagen, deshalb wartete er ihre Reaktion ab. Schließlich stieß sie die Luft, die sie angehalten hatte, aus, atmete wieder tief ein und sagte: »Verstehe.« Nach längerem Schweigen fügte sie dann hinzu: »Am besten, Sie rufen jetzt Durant an.«
    »Weswegen?«
    »Um ihm zu sagen, daß ich hier bin.«
    »Was könnte er heute nacht tun, was er nicht auch morgen früh noch tun kann?« Sie schaute ihn mit einer Miene an, in der sich Ratlosigkeit und Verwirrung spiegelten. Und dann stellte sie eine Frage, auf die sie offenbar die Antwort kannte, auch wenn diese sie nach wie vor zu überraschen schien: »Sie sind …

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