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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Schlaganfall hatte und einen Stellvertreter brauchte. Ich dachte, ich könnte ihr vertrauen. Sie hat mein Leben gerettet, weißt du?« Er hielt inne. »Aber nein, vermutlich nicht. Sie hat einen Spezialisten mit vorgehaltener Waffe hier raufgebracht. Mit verbundenen Augen. Ich konnte natürlich nicht in ein Krankenhaus gehen, und es war eine politisch sehr schwierige Zeit, weil wir uns auf die Blitzwahl vorbereiten mußten.«
    »Ihr Burschen habt die Sache ausgesessen«, sagte Stallings. »Ihr habt geglaubt, Marcos schummelt sich wieder durch.« Er runzelte die Stirn. »Jesses, Al, war das deine Idee?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr.«
    »Dann reden wir wieder über das Geld«, sagte Stallings. »Wann ist es erstmals zur Sprache gekommen?«
    Espiritu schloß die Augen, als helfe ihm das, sich zu erinnern. »Ungefähr Anfang März.«
    »Wer ist an dich herangetreten? Ich meine, wer ist eines sonnigen Nachmittags aufgekreuzt und hat gesagt: ›Hey, Al, wie wär’s mit flotten fünf Millionen?««
    Espiritu lächelte wieder. »Details hast du schon immer gemocht.«
    »Sie sind Speis und Trank für mich.«
    »Niemand ist an mich herangetreten. Es lief alles über Carmen.«
    »Sie hat die Verhandlungen geführt?«
    »Unter meiner Anleitung.«
    »Sind sie sich je von Angesicht zu Angesicht begegnet – Carmen und die Geldgeber?«
    »Natürlich nicht. Sie haben einen Zwischenträger benutzt.«
    »Wer war das?«
    »Willst du noch ein Buch schreiben, Booth? Mir hat Anatomie des Terrors sehr gut gefallen. Hat es dir Geld eingebracht?«
    »Wer war der Zwischenträger, Al?«
    »Ein Australier. Ein ausgebürgerter Australier.«
    »Wie hieß er?«
    Stallings verfolgte Espiritus offensichtlichen inneren Kampf. Als er vorüber war, lächelte Espiritu wieder leicht und sagte: »Ein seltsamer Name. Boy Howdy.«
    Stallings biß die Zähne zusammen und hoffte, das würde sein Gesicht regungslos halten. Dann riskierte er ein Nicken und sagte: »Stimmt. Klingt seltsam. Wer hat ihn ausgesucht Carmen oder die Geldleute?«
    »Das waren sie.«
    Stallings stand vom Tisch auf, ging zu dem Plastikbeutel, sah hinein und zog eine Flasche warmes San Miguel heraus. Mit einem Blick auf Espiritu fragte er: »Auch eine?«
    Als Espiritu den Kopf schüttelte, öffnete Stallings das warme Bier, das sofort aus der Flasche schäumte. Er setzte sie rasch an die Lippen. Nachdem der Schaum zusammengesunken war, nahm er einen tiefen Schluck, ging zurück an den Tisch und starrte hinab auf den sitzenden Espiritu.
    »Was bist du jetzt, Al – der Bauchredner oder die Puppe?«
    »Du beziehst dich natürlich auf Carmen.«
    Stallings nickte.
    Sekunden vergingen, bis Espiritu wieder etwas sagte. »Ich muß es nach Hongkong schaffen, Booth.«
    »In der Klemme, wie?«
    Espiritu nickte. Stallings trank den Rest seines Biers und starrte wieder hinab auf den sitzenden Filipino. »Und du brauchst diese fünf Millionen wirklich?«
    »Unbedingt.«
    »Diese Schwester von dir – ist sie wirklich deine Schwester?«
    »Ja.«
    »Und sie kann kommen und gehen?«
    Espiritu nickte.
    »Könnte sie, sagen wir mal, heute morgen nach Cebu runter und jemandem im Magellan eine Nachricht überbringen?«
    »Wahrscheinlich.«
    Stallings setzte die leere Bierflasche vorsichtig neben den Teller mit Bananenschalen. Er stützte sich mit beiden Händen auf die Tischplatte und beugte sich zu Espiritu vor.
    »Ich bin bei dem Deal nicht allein, Al.«
    Espiritu nickte und sagte: »Durant, Wu, Overby und Blue, wie ich höre.«
    Stallings nickte.
    »Du hast mir nicht ganz getraut, Booth.«
    »Mir fiel kein guter Grund ein, warum ich sollte.«
    »Was sind sie – Söldner?«
    »Sozusagen.«
    »Und du traust ihnen?«
    Stallings nickte.
    »Dann bist du derselbe Trottel wie eh und je.«
    Stallings nahm die Hände vom Tisch, richtete sich langsam auf und legte den Kopf etwas nach links, als wolle er sicherstellen, daß er das, was nun kam, auch hörte.
    »Raus damit, Al. Was immer es auch ist.«
    Espiritu musterte Stallings mit etwas, das wie distanziertes Interesse wirkte. »Na schön. Laut Carmen kommt heute nachmittag um drei einer deiner vertrauenswürdigen Kollegen, um mir einen, wie man mir sagte, interessanten Gegenvorschlag zu unterbreiten, dessen Details erst noch dargelegt werden müssen.«
    Stallings war über die jähe Wut überrascht, die so echt und kostbar und rein schien, daß er sie beinahe genoß. Er lehnte sich über den Tisch zu Espiritu, wollte ihn schon packen, überlegte es

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