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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Boy Howdy am Telefon vorgelesen hatte. Und sie erzählte auch nicht, daß sie die Kopie des Lageplans per Taxi an Howdy geschickt hatte.
    »Irgendeine Ahnung, was in Booths Brief stand?« fragte Wu.
    »Er – er hat ihn mir vorgelesen«, log sie.
    »Der Große?« fragte Durant.
    »Ja. Da waren der Brief und ein Lageplan. Er hat mir den Brief vorgelesen und den Plan gezeigt. Sie wollten wissen, wie ich rangekommen bin.«
    »Was hast du ihnen erzählt?«
    »Lügen.«
    »Kannst du dich erinnern, was in dem Brief stand?« sagte Wu.
    Wieder schloß sie die Augen, als könne sie sich nur mit Mühe erinnern. »An das meiste, glaube ich«, sagte sie und schlug die Augen auf.
    »Ich hol was zu schreiben«, sagte Wu, ging zum Schreibtisch und kam mit einem Stift und mehreren Bögen Hotelbriefpapier zurück. »Okay«, sagte er und drückte auf den Kugelschreiber.
    »Ich … ich glaube«, sagte Georgia Blue schleppend, »daß er ungefähr so lautete: ›Ich bringe Espiritu morgen von A auf der Karte aus weg.«‹ Sie hielt inne. »Und dann war da noch etwas über die Zeit, zu der sie aufbrechen wollten. Vier, glaube ich.«
    Wu blickte von seinen Notizen auf. »Morgen nachmittag um vier Uhr?«
    »Ja. Und dann noch etwas wie: ›Haltet ein Fahrzeug an B auf der Karte bereit.‹ Nur daß Fahrzeug abgekürzt war, und ich bin mir ziemlich sicher, daß als Zeit dafür zwischen halb sechs und sechs angegeben war.«
    »Was ist mit der Karte?« fragte Durant. »Hast du einen Blick drauf werfen können?«
    »Ja.«
    Wu beugte sich vor. »Kannst du dich daran erinnern, wo Punkt A und B sind?«
    »Gib mir mal Papier, Artie. Vielleicht kann ich es zeichnen.«
    Sie brauchte zehn Minuten, um den Lageplan auf einen Bogen Hotelpapier zu zeichnen. Sie brauchte so lange, weil sie immer wieder zögerte, ihre Meinung änderte und zerknüllte Bögen wegwarf. Endlich zufrieden, reichte sie Wu das, was sie gezeichnet hatte. Es war eine weitere passable Kopie von Booth Stallings’ Lageplan, nur daß in dieser zweiten Fassung die Punkte A und B ungefähr einen Kilometer weiter östlich beziehungsweise westlich lagen.
    Wu studierte den Plan sorgfältig. »Hübsch«, sagte er und reichte ihn Durant. »Du hast ein gutes Gedächtnis.«
    Durant musterte ihn und blickte auf. »Tolle Karte«, sagte er.
    Georgia Blue schloß müde die Augen. »Könnte ein bißchen danebenliegen.«
    »Wie viel?« fragte Durant. »Zwanzig Meter? Fünfhundert Meter? Einen oder zwei Kilometer?«
    »Willst du einen Garantieschein?« sagte sie, öffnete die Augen und warf ihm einen bösen Blick zu. »Dieser Plan und was ich euch erzählt habe, sind alles, was ich weiß. Alles. Außer, na ja, außer einer blöden Frage, die sie mir gestellt haben und aus der ich nicht schlau geworden bin.«
    Wu lächelte ihr ermunternd zu. »Und was für eine Frage war das, Georgia?«
    »Sie haben, das heißt, der Große hat mich gefragt, was Boy Howdy im Cebu-Plaza will. Ich habe gesagt, ich wüßte das nicht. Und das einzige Mal, daß ich die Wahrheit sage, schlägt mich der große Mistkerl.« Sie versuchte ein Lächeln und schaffte es fast. »Aber ich schätze, das ist okay; immerhin wollte der Kleine mich erschießen.«
    »Warum, glaubst du, haben sie dich gefragt, was Boy –«
    Lautes Klopfen an der Tür hinderte Wu daran, seine Frage zu vollenden. Und bevor er um die Doppelbetten herumgehen konnte, öffnete sich die Tür, und ein Mann von Ende Vierzig stürmte herein, mit einer Arzttasche in der linken Hand und einem besorgt aussehenden Antonio Imperial dicht hinter sich. Der Mann mit der Arzttasche blieb mitten im Zimmer stehen und schaute sich um, als erwarte er Hinweise auf einen Aufstand, eine Revolution oder zumindest eine dreitägige Orgie.
    Er trug ein teures grünes Polohemd, blaßgelbe Leinenhosen und einen kompetenten Ausdruck im schmalen Gesicht, das von sanften, dunkelbraunen Augen und einem unerbittlich wirkenden Mund geprägt wurde.
    »Ich bin Dr. Bello«, verkündete er dem ganzen Raum. »Wer, zum Teufel, sind Sie beide?«
    »Freunde der Patientin«, sagte Durant.
    »Freunde der Patientin möchten bitteschön draußen warten.«
     
    Antonio Imperial entfernte sich, während Wu und Durant weiter im Flur vor Zimmer 426 warteten. Er entfernte sich einigermaßen erleichtert, nachdem ihm beide versichert hatten, daß Georgia Blue keinerlei Absicht habe, das Hotel zu verklagen. Nachdem er gegangen war, faltete Durant die Karte auseinander und musterte sie mit einem Seufzen. »Tolle

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