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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Karte«, wiederholte er. »Sie hat sogar einen groben Maßstab und so.« Er reichte die Karte Wu, der sie wieder zusammenfaltete und in seine rechte Gesäßtasche steckte.
    »Ich glaube«, sagte Wu, während er die Tasche zuknöpfte, »ich glaube, ich sollte lieber mal im Cebu-Plaza vorbeischauen und mit Boy reden.«
    »Soll ich mitkommen?«
    »Ich möchte ihn gesprächig, Quincy. Nicht eingeschüchtert. Und jemand muß bei Georgia bleiben.«
    »Otherguy kann bei ihr bleiben.«
    »Du vergißt, daß dies der Nachmittag ist, da Otherguy uns verrät.«
    »Mr. Vertrauenswürdig.«
    Wu zuckte die Achseln. »Er ist alles, was wir kriegen konnten.«
     
    Artie Wu ging auf sein Zimmer und rief im Cebu-Plaza-Hotel an. Er erzählte einem Empfangsangestellten, er habe ein Päckchen für Mr. Howdy, und ob er es auf Zimmer 314 oder 514 schicken solle. Der Angestellte verneinte beides – das Päckchen müsse an Zimmer 319 adressiert werden. Wu erwiderte, er wünsche sich, gewisse Leute würden endlich lernen, leserlich zu schreiben, und der Empfangsangestellte stimmte ihm zu, dies wäre in der Tat ein Segen, da Wu an diesem Tag bereits der zweite gewesen sei, der die falsche Nummer für Mr. Howdys Zimmer hatte.
    Unten nahm Wu ein Taxi zum Cebu-Plaza, das erst kurz vor Ende des Marcos-Regimes gebaut worden war und nicht nur viel neuer als das Magellan war, sondern auch viel höher. Als Wu den Fahrer bezahlte, fiel ihm der grüne, viertürige Subaru auf, der mit laufendem Motor vor dem Eingang des Cebu-Plaza wartete. Er bemerkte ihn vor allem wegen des großen Filipino, der neben der offenen Hintertür der Limousine stand. Artie Wu übersah niemals Männer, die beinahe so groß wie er waren. Und der hier war allemal einen zweiten Blick wert, da er so offenkundig nervös war. Am Steuer des Subaru saß ein kleinerer Mann in einem weißen Hemd. Wu konnte sich nicht schlüssig werden, ob dieser ebenfalls an einem Anfall von Nervosität litt.
    Im Hotel durchquerte Wu die Lobby in Richtung der Fahrstühle. Zwei waren in Betrieb, und beide waren auf ihrem Weg nach unten. Der erste, der unten ankam, ging mit einem leise läutenden »Pling« auf, und heraus trat Carmen Espiritu. Sie trug ein teures cremefarbenes Seidenkleid, keinen Büstenhalter, schwarze Pumps, zuviel Make-up und eine passende schwarze Umhängetasche, in der ihre rechte Hand steckte.
    Beim Anblick von Artie Wu blieb sie jäh stehen, einer der ungewohnten hohen Absätze knickte um, und sie geriet ins Stolpern. Wus Hand schnellte vor, packte sie am linken Ellenbogen und stützte sie. Carmen Espiritu hatte sich schnell wieder in der Gewalt, wich vor ihm zurück und hob ihre rechte Hand samt der schwarzen ledernen Umhängetasche.
    »Rühren Sie mich bloß nicht an«, zischte sie in einem wütenden Flüsterton.
    Wu lächelte. »Kann ich Ihnen einen Drink ausgeben, Carmen?«
    »Ihr Typen seid solche … Idioten«, sagte sie, wandte sich ab und stolzierte auf ihren wackligen, auf dem Marmorboden klappernden Absätzen davon.
    Wu sah sie hinten in die grüne Subaru-Limousine steigen. Der große Filipino, offenbar noch immer panisch oder nervös, knallte die Hintertür zu und quetschte sich vorn neben den Fahrer. Der Subaru schoß davon.
    Während er dem Wagen nachblickte, fragte sich Wu, was er, falls überhaupt, unternehmen sollte. Er entschied, daß der einzig vernünftige Schritt darin bestand, an Boy Howdys Tür zu hämmern. Er fuhr allein im Fahrstuhl in den dritten Stock, ging den Flur entlang, bis er Zimmer 319 mit dem »Bitte nicht stören«-Schild am Türknauf entdeckte. Wu hämmerte gegen die Tür. Als er keine Antwort erhielt, probierte er es automatisch mit dem Knauf und war überrascht, als dieser sich drehen ließ. Rasch schielte er den Flur auf und ab, trat durch die Tür und zog sie hinter sich zu, wobei er sich vergewisserte, daß das Schoß einschnappte.
    Das Zimmer besaß die übliche schmale Eingangsdiele mit dem Bad zur Linken und einem Einbauschrank rechts. Hinter der Diele befand sich der eigentliche Raum, wo Wu Boy Howdy entdeckte, der in einem Lehnsessel saß – oder besser gesagt, zusammengekrümmt in ihm lag – und außer einem Kissen auf dem Schoß nichts am Leibe trug.

31
    Zwei kleine Einschußlöcher befanden sich knapp unterhalb von Boy Howdys linker Brustwarze. Blut, obgleich nicht sehr viel, hatte sein rötlich-graues Brusthaar teilweise noch röter gefärbt. Zwei kleine Einschußlöcher befanden sich auch in dem dünnen Kissen, das, wie Wu

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