Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
Motel ankamen. Wu trug einen blauen Blazer, Khakihosen, ein weißes Hemd, das er über der nackten Brust bis zum Bauchnabel aufgeknöpft hatte. An den Füßen trug er schwarze Oxfords und weiße Socken. Stallings hatte ihm noch zu einem billigen Goldkettchen unter dem offenen Hemd geraten, aber Wu hatte geantwortet, daß er sein Image doch lieber nicht zu weit nach unten drücken wolle. Stallings selber trug einen grauen Anzug, ein weißes Hemd und eine dunkelgraue Krawatte mit braunen Punkten.
Nachdem sie vor dem neunten Motel aus dem gemieteten Mercedes geklettert waren, sagte Stallings: »Mir gehen langsam die Visitenkarten aus.«
»Vielleicht haben wir jetzt Glück«, erwiderte Wu und ging in Richtung der Hotelrezeption voran.
Das Haus mit dem schönen Namen »The La Paz Inn« gehörte keiner Kette an. Es war noch ziemlich neu und besaß ein kleines Café, einen ebenso kleinen Swimmingpool und – wie Wu schätzte – etwa drei Dutzend Wohneinheiten. Hinter dem Empfangstresen stand ein untersetzter Mann in den späten Fünfzigern. Er hatte dünnes, seidiggraues Haar, trug eine Brille und schürzte mißtrauisch die Lippen, wie es sich viele Geschäftsführer und Inhaber von Motels angewöhnen, wenn sie mal eine Weile im Geschäft gewesen sind. Der Mann musterte Wu, verwarf den Gedanken, es mit einem potentiellen Kunden zu tun zu haben, und wandte sich Stallings zu, der sich bereits auf den Tresen lehnte.
»Kann ich was für Sie tun?« fragte der Mann in scharfem Tonfall, der Stallings Lust machte, ihm einen Bären aufzubinden.
»Ich hoffe doch«, antwortete Stallings und reichte ihm eine seiner letzten Visitenkarten, die ihn als Jerome K. Walters, den geschäftsführenden Vizepräsidenten der Unabhängigen Vereinigung der Limousinenverleiher, auswies.
Der Mann las die Karte durch, gab sie zurück und sagte: »Hier werden nicht viele Wagen verlangt.«
Stallings richtete sich auf, ließ den Blick mißbilligend durch das Foyer schweifen und nickte verständnisvoll. »Das kann man sich vorstellen. Aber deshalb sind wir nicht gekommen.« Er nahm die Halle ein zweites Mal in Augenschein, dann beugte er sich zu dem grauhaarigen Mann hinüber und sagte im sanften Tonfall des Verschwörers: »Wir sind wegen ein paar Nach-for-schun-gen gekommen.« Stallings betonte jede einzelne Silbe des Wortes Nachforschungen, als hätte er einen besonderen Narren an seinem Klang gefressen.
Der Mann hinter dem Tresen zog die Brauen zusammen. »Was für Nachforschungen?«
»Eines unserer Mitglieder, ein netter junger Mann mexikanischer Abstammung, hat ein Ehepaar hierhergefahren. Kurz bevor das Ehepaar sich in einem Motel angemeldet hat – nicht in Ihrem –, drückte der Mann unserem Mitglied zwanzig Dollar in die Hand, damit er losgeht und ihm eine Flasche Whiskey besorgt.«
»Und?«
»Also steuert unser netter junger Mann, glücklich, daß er behilflich sein kann, den nächsten Schnapsladen an. Und als er mit dem Fusel zurückkommt, hat das Pärchen sich in Luft aufgelöst. Sie haben sich nicht in dem Motel angemeldet. Und unser netter junger Freund sitzt mit einer offenen Rechnung über zwohundertfünfunddreißig Dollar da, nachdem er die beiden quer durch L. A. und bis nach hier oben gefahren hat.«
»Was für eine traurige Geschichte«, sagte der Mann.
»Die Sache ist nur, Mr ….?«
»Deason.«
»Die Sache ist die, Mr. Deason, daß meine Organisation verpflichtet und entschlossen ist, solchen Dingen ein Ende zu machen. Wir wollen diese beiden Diebe dingfest machen – denn es sind Diebe und nichts anderes – und sie der Justiz zuführen. Die Bullen haben nicht allzuviel Interesse, einem mexikanischen Limousinenchauffeur zu Hilfe zu kommen, den man um ein paar hundert Kröten betrogen hat. Deshalb setzen wir von der UVL eine Belohnung von fünfhundert Dollar in bar für jede Information aus, die uns zum Aufenthaltsort des Gaunerpärchens führt, nicht zu seiner Ergreifung und Verurteilung wohlgemerkt.«
»Haben die beiden auch Namen?«
»Aber sicher, Sir, haben sie. Ihre richtigen Namen lauten Hughes und Pauline Goodison.«
Deason schaute hinunter auf den Tresen, dann hoch zu Stallings, schüttelte bedauernd den Kopf und sagte: »Die hab’ ich nicht auf meiner Liste.«
»So Ende zwanzig, Anfang dreißig«, beschrieb Stallings, »beide blond, sehen sich sehr ähnlich, weil sie Geschwister sind, aber geben sich für Eheleute aus. Sie sprechen mit starkem englischen Akzent.«
Etwas in Deasons Gesicht veränderte
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