Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
die ihr davon angefertigt habt.«
»Um Himmels willen, nein, Pauline und ich, wir sind Risikovermeider. Wer immer auch unseren Preis zahlt, der bekommt das Original. Es gibt keine Kopien. Keine einzige.«
»Quatsch.«
Goodison kicherte. »Glaub, was du willst. Aber ich sag’s dir noch einmal: Es gibt nur ein Tonband. Ein einziges.«
»Wie viel?« wollte die Gamble wissen.
»Eine Million – Dollars natürlich. Bar auf die Hand.«
»Und wenn ich nicht kaufen will oder kann?«
»Dann verkaufen wir an den Meistbietenden. Gerade heute haben wir von einem geheimnisvollen Mr. X gehört, der hier in der Stadt nach Geständnisvideos sucht, von Leuten, die, weißt du, schlimme Sachen gemacht haben – und genau so etwas haben wir ja zu verkaufen.«
»Du hast gesagt, es gibt nur ein Band.«
»Eine Tonbandkassette – und ein Videoband. Diese Camcorder sind ja ein wahrer Genuß. Aber du bekommst natürlich beide Kassetten zum selben, absolut niedrigen Preis.«
»Ich biete zweihundertfünfzigtausend.«
»Das ist ein müder Scherz, Ione.«
»Fünfhunderttausend.«
»Tut mir leid.«
»Okay«, sagte sie nach einem tiefen Seufzer. »Eine Million – aber es wird eine Weile dauern, bis ich eine so große Summe beisammen hab’.«
»Ich gebe dir vier Tage, und keinen Tag mehr.«
»Und wenn ich’s in vier Tagen nicht beschaffen kann?«
»Zufällig weiß ich genau, daß du es kannst«, erwiderte Goodison. »Aber wenn du es nicht kannst, dann sehe ich mich gezwungen, Kontakt zu Mr. X aufzunehmen, und dann können sich demnächst Menschen auf der ganzen Welt in ihre bequemen Fernsehsessel zurücklehnen und dem berühmten Filmstar Ione Gamble dabei zusehen, wie sie den Mord an dem bedauernswerten Billy Rice gesteht.«
»Wo soll ich anrufen, wenn ich das Geld tatsächlich zusammenkriege?«
»Das war schon wieder so ein müder Scherz, Ione.«
»Okay. Ruf du mich an. Aber eines wollen wir klarstellen, Hughes: Du bist ein widerlicher Drecksack, und deine Schwester hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, und mit keinem von euch möchte ich noch einmal in Berührung kommen. Wenn ich das Geld zusammenkriege, dann wird jemand anders es euch bringen, jemand, der darauf bestehen wird, die Ware zu begutachten, bevor er sie bezahlt.«
»Und wer ist er?« fragte Goodison, und bei dem Wort ›er‹ hätte ihm beinahe die Stimme versagt.
»Wer hat etwas von einem ›er‹ gesagt?« erwiderte Ione Gamble und legte auf.
Als Durant in die Küche zurückkam, saß sie bereits wieder am Tisch, den Kopf gesenkt und die Hände vor sich gefaltet. Den Suppenteller hatte sie auf die Seite geschoben.
»Sie waren ausgezeichnet«, lobte sie Durant. Er setzte sich hin, nahm seinen Löffel zur Hand und probierte noch einmal von der Suppe. »Ehrlich, Sie waren einsame Klasse.«
Sie schaute hoch. »Wirklich?«
»Absolut perfekt.«
Sie schaute sich in der Küche um, als sei es das letzte Mal. »Ich werde es verkaufen müssen.«
»Was?«
»Das Haus.«
»Warum?«
»Sie haben’s doch gehört. Wenn ich das Zeug nicht kaufe, dann verscherbelt er es an diesen Mr. X oder Y oder Z oder an wen auch immer. An die Dreckschleudern von der Boulevardpresse. Und wenn ich das Haus nicht verkaufe, kriege ich nie und nimmer eine Million zusammen.«
Durant aß noch zwei Löffel von der Suppe, nickte zustimmend und sagte: »Die Goodisons werden an niemand anderen verkaufen, und Sie werden ihnen keinen Cent bezahlen.«
Ione Gamble schaute Durant ein paar Sekunden lang skeptisch an, dann zog sie ihren Suppenteller zu sich heran und begann, mit Heißhunger zu essen. Ein paar Augenblicke später schaute sie wieder zu ihm hoch, zog die Stirn in Falten, grinste und sagte: »Warum, zum Teufel, glaube ich Ihnen?«
29
Artie Wu, der vor dreizehn Jahren hiergewesen war, hatte Oxnard als ein von der Landwirtschaft abhängiges Nest mit einem überwiegend mexikanischen Einschlag und einem japanischen Bürgermeister in Erinnerung. Aber jetzt, nachdem er und Booth Stallings vier der insgesamt vierundzwanzig Motels der Stadt einen kurzen Besuch abgestattet hatten, las Wu ein Merkblatt für Touristen und mußte feststellen, daß Oxnard sich in ein Zentrum für die verschiedensten Gewerbezweige verwandelt hatte, das sich eines Industrieparks, eines nagelneuen Museums für Sportwagen aus den Fünfzigern und Sechzigern sowie des einzigen Personenzugbahnhofs, der seit 1940 in den USA gebaut wurde, rühmen konnte.
Es war gegen vier Uhr am Nachmittag, als sie vor dem neunten
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