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Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland

Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland

Titel: Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Meier
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Verwaltungsangestellte im öffentlichen Dienst, hobbymäßig Kurzgeschichten, Erzählungen sowie hin und wieder Satiren. Seit März 2011 in Altersteilzeit kann sie sich nun ausgiebig dem Schreiben widmen. Sie lebt und wohnt in Hattingen, einer der schönsten Städte an der Ruhr
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Veronika Kübelböck
Das Missverständnis
    So hatte Sarah sich ihr Weihnachten aber nicht vorgestellt. Und es war ja auch wohl die Höhe, dass ihre Eltern einfach selbst entschieden hatten, dass ihr Onkel Heiligabend bei ihnen verbringen würde. Schmollend saß die Kleine auf ihrem Bett und sah aus dem Fenster, als ihr Vater und ihre kleine Schwester ins Zimmer kamen.
    „Sarah, wir essen jetzt. Kommst du?“, fragte ihr Vater, freundlich wie immer.
    „Nein!“
    „Warum nicht?“
    „Papa, warum kommt Onkel Basti eigentlich an Weihnachten zu uns?“
    Sarahs Vater setzte sich zu ihr aufs Bett und nahm ihre kleine Schwester Theresa auf den Schoß. „Schau Sarah, auch dein Onkel gehört zur Familie. Er ist ein wichtiger Mensch in meinem Leben und ich habe viel Verantwortung für ihn, immerhin ist er mein Bruder. Als er so alt war wie du, da habe ich oft auf ihn aufgepasst. Außerdem hat er keine Frau und keine Kinder. Mit wem sollte er denn Weihnachten verbringen?“
    „Mit Oma und Opa!“, antwortete Sarah trotzig.
    „Ach komm schon Sarah, sei nicht albern. Du magst doch deinen Onkel. Jetzt komm, mach kein Theater, wir essen jetzt.“
    Und am Abend desselben Tages klingelte es auch schon an der Wohnungstür und Sarahs und Theresas Onkel stand vor der Tür. Er war etwas kleiner als ihr Vater, aber er war erheblich jünger. Zu seinen Nichten war Basti immer nett gewesen, genauso wie zu ihrer Mutter. Basti war ein durch und durch netter Mensch. Aber Sarah passte es trotzdem nicht, dass er Weihnachten hier verbrachte und sie nahm sich vor, ihn nach dem Grund zu fragen, sobald sich die erste Möglichkeit ergab.
    Während die Familie am Abend beisammensaß und Basti erzählte, was dort, wo Sarahs Eltern früher einmal gewohnt hatten, alles los war, wurde es der Kleinen langweilig. Sie beschloss, die Initiative zu ergreifen.
    „Onkel Basti?“
    „Ja, Sarah, was gibt’s?“
    „Warum bist du eigentlich an Weihnachten bei uns?“ Sie sah ihn unschuldig und mit großen Augen an.
    „Weil ihr auch zur Familie gehört. Weil ich euch gern habe und man soll Weihnachten mit den Leuten verbringen, die einem wichtig sind“, antwortete Basti mit einem wohlwollenden Lächeln auf den Lippen.
    „Warum bist du nicht bei Oma und Opa?“, hakte die Kleine nach.
    Basti wurde blass. Sarahs Mutter sah sie vorwurfsvoll an. „Komm schon Sarah, das geht dich nichts an. Was hast du für ein Problem damit, dass Basti hier bei uns ist?“
    „Gar keines!“, sagte Sarah. „Ich will nur wissen, warum er hier ist.“
    Ihr Onkel trank einen Schluck. „Hör mal Sarah, ich möchte das jetzt nicht sagen, du verstehst das noch nicht. Wenn meine Eltern das immer gesagt haben, habe ich das gehasst. Ich hatte in letzter Zeit Probleme mit meinen Eltern. Viele Probleme, weil sie wollen, dass ich arbeite, und ich nicht arbeiten will. Ich möchte gerne studieren. Sie lassen mich aber nicht und ich selbst habe kein Geld für ein Studium …“
    „Weihnachten bei Oma und Opa zu verbringen, wäre für alle Beteiligten schlecht. Denn dann würde ich mir Sorgen um Basti machen!“, unterbrach Sarahs Vater seinen Bruder.
    Das Thema wurde gewechselt. Sarah hatte von alledem nicht viel verstanden. Onkel Basti musste arbeiten? Ihr Vater doch auch. Was war schon dabei, zu arbeiten?
    Nach dem Essen ging Basti mit Theresa in deren Zimmer und sie zeigte ihm ihre Barbies sowie ihre anderen Puppen. Ihr Vater saß auf dem Bett und sah den beiden zu.
    „Basti, Barbie!“, sagte Theresa und drückte ihm eine nackte Barbie in die Hand.
    Hilfe suchend schaute er seinen Bruder an.
    „Du sollst sie anziehen“, sagte der.
    „Bin ich froh, dass wir keine Mädchen geworden sind!“, seufzte Basti und zog die Barbie an. In seiner Stimme lag schon den ganzen Abend ein trauriger Unterton.
    „Was ist denn los? Wollen sie dich wirklich nicht studieren lassen?“, erkundigte sich sein Bruder.
    Basti schüttelte den Kopf. „Sie haben mich rausgeschmissen. Ich habe ’ne neue Wohnung und soll die Miete dafür zahlen. Dafür muss ich arbeiten. Mit Studium ist nichts! Da gehe ich 12 Jahre zur Schule, lerne, um einen guten Abschluss zu machen, für nichts! Sie behandeln mich, als würde ich gar nichts

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