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Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland

Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland

Titel: Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Meier
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Ich knipste die Nachttischlampe an, stieg aus dem Bett und schlich hinüber zu den Büchern. In meinem Bauch machte sich ein Gefühl breit, als hätte ich zu viel Kekse genascht. Reihe für Reihe sah ich mir das Regal genau an und da entdeckte ich ihn! In der Lücke zwischen den Gutenachtgeschichten und dem Weltatlas stand ein Kerlchen, nicht größer als mein Lesebuch.
    „Ähm …“, sagte ich und versuchte ein Räuspern. „Was machst du denn da zwischen meinen Büchern?“
    Der Kleine sah mich aus weit aufgerissenen Augen an. „Nix“, sagte er. „Oder doch, ich wälze ein Problem!“ Er fuhr sich mit den Händen durch die schneeweißen Haare, die wild in alle Richtungen standen. Sein blauer Anzug glitzerte und seine Füße steckten in hohen Stiefelchen, an deren Spitze ein Glöckchen hing, das bei jeder Bewegung ein sanftes
bim-bam
hören ließ.
    „Was für ein Problem?“, fragte ich. „Und warum in meinem Bücherregal? Wer bist du überhaupt? Ein Kobold?“
    „Kobold? Ich? Du guckst zu viel Fernsehen! Sehe ich aus wie Pumuckl? Habe ich rote Haare?“ Sein Problem schien er vergessen zu haben. „Oder abstehende Ohren?“, rief er, wandte seinen Kopf nach rechts und dann nach links. Er schwebte ein wenig über dem Regal, drehte sich in der Luft um die eigene Achse, hielt kurz an, als er mir den Rücken zudrehte, schaute mich über die Schulter hinweg an und deutete mit einer Hand auf die zierlichen Flügel. „Was ist? Noch eine kleine Hilfe gefällig?“, zischte er und kam mir mit seinem Kopf ganz nah, schob die Haare nach oben und hielt mir sein Ohr unter die Nase. Das war schmal und endete oben in einer feinen Spitze.
    „Oh, du bist ein Elf.“ Ich war sehr beeindruckt.
    „Na endlich dämmert’s“, strahlte das Kerlchen und seine Brust wölbte sich.
    „Hast du auch einen Namen?“, fragte ich.
    „Natürlich. Ich heiße X3Elf-7-von-3241-aus-dem-Hause-Wabs-Basis6-Jungbote4-Nordseite, aber alle nennen mich Frill.“
    „Guten Abend Frill und herzlich willkommen in meinem Zimmer. Ich heiße übrigens Daniel.“ Mir war eingefallen, dass Mama immer sagte, Gästen gegenüber muss man höflich sein. „Erzähl mal Frill, jetzt wo wir uns kennen, was ist dein Problem?“
    „Tja … ich habe die Abfahrt verpasst! Weißt du, ich fliege von Haus zu Haus, suche die Wunschzettel und sammele sie ein. Spätestens drei Tage vor Weihnachten muss der letzte Wunsch in der Werkstatt sein. Die Kollegen dort werden saurer als jede Zitrone, wenn sie in letzter Minute Sonderwünsche anfertigen sollen.“ Er verzog das Gesicht zu einer bösen Grimasse.
    „Wo musst du denn hin?“, erkundigte ich mich.
    „Zum Nordpol, dort ist die Werkstatt des Weihnachtsmanns.“ Er seufzte wieder. „Heute Abend mit Mondaufgang sollten sich alle Elfen treffen und zurückfahren. Ich habe es nicht geschafft, rechtzeitig am Rentier-Schlitten zu sein. In einer großen Villa habe ich nach Wunschzetteln gesucht, alle Fensterbänke, Tische und Truhen kontrolliert. Nichts! In jedes Zimmer habe ich geschaut. Nichts! Die Kinder, die dort wohnen, glauben nicht an den Weihnachtsmann.“ Der Elf zog ein rot kariertes Tuch aus der Hosentasche, schluchzte und putzte sich lautstark die Nase. „Deshalb habe ich mich verspätet und die anderen sind ohne mich abgereist. Jetzt muss ich bis Weihnachten hierbleiben und kann erst nach der Bescherung mit heimfahren. Das wird Ärger geben!“
    „Du hast echt ein Problem“, sagte ich. „Kannst du nicht hinfliegen? Wo genau liegt die Werkstatt des Weihnachtsmanns?“
    Frill schüttelte den Kopf. „Sagt dir Reykjavík etwas?“ Er guckte mich an, als ob er wüsste, dass ich keine Ahnung hatte. „Bis dahin kommen die Menschen oft, es ist die letzte große Stadt vor dem Nordpol und ich muss noch viel weiter.“ Er hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „So lange kann ich nicht fliegen.“
    „Das ist schlimm“, stimmte ich zu. „Schließlich ist bald Heiligabend.“ Natürlich machte ich mir nicht nur um Frill Sorgen, sondern auch um meinen Wunschzettel. Wenn Frill nicht bald zum Nordpol kam und meinen Wunschzettel und die der anderen Kinder abgeben konnte, würde es Weihnachten für viele Jungen und Mädchen keine Geschenke geben. Ich überlegte, wie ich ihm helfen konnte.
    Frill lief auf meinem Bücherregal hin und her, setzte sich auf den Rand, nahm den Kopf in die Hände und stöhnte. Plötzlich sprang er so heftig auf, dass mit lautem Getöse „Peterchens Mondfahrt“ herunterfiel. Er

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