Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland
betrachtete das Bild genauer. Die Weihnachtsfee stand auf einer Wiese mitten im Wald. Das Mädchen in dem Schlitten fuhr direkt auf sie zu.
Plötzlich ging durch Tina ein Ruck. Was war denn das? Ängstlich wollte sie sich an der Autotür festhalten, doch ihr Griff ging ins Leere. Stattdessen landete ihre Hand auf der hölzernen Armlehne eines altertümlichen Schlittens. Tina blickte sich ängstlich um. Ihre Beine steckten in einem ledernen Fußsack, sie selbst war in unzählige Lagen warme Wolle gewickelt.
Ein kleines braunes Pony, das genauso aussah wie das auf dem Buchdeckel, zog den Schlitten, der mit rasender Geschwindigkeit durch den Wald glitt. Die Bäume flogen nur so an Tina vorbei. Als der Schlitten sich der Wiese mitten im Wald näherte, wurde das Pony langsamer und hielt schließlich direkt vor den Füßen der Weihnachtsfee an.
„Hallo Tina“, begrüßte sie die Fee mit sanfter Stimme.
„Wie kann … wo bin … das darf doch nicht … Aber du warst doch eben noch im Buch!“, stotterte Tina.
„Das stimmt“, sagte die Weihnachtsfee und lachte freundlich. Und nun bist auch du hier. Du hast dieses Jahr mein Buch gefunden und dir wird ein ganz besonderer Wunsch erfüllt werden.“
„Aber warum ich?“, wollte Tina wissen.
„Du hast dein Herz am rechten Fleck“, antwortete die Weihnachtsfee. Und noch bevor Tina nachfragen konnte, was genau damit gemeint war, fuhr die Fee mit ihren Erklärungen fort: „Du hast das Buch sofort entdeckt. Die anderen Kinder haben sich nur für CDs, Filme und Plastikspielzeug interessiert. Du hingegen bist sofort zum Bücherregal gegangen.“
Tina schluckte. „Aber es gibt auch viele andere Kinder, die lesen“, sagte sie leise. Sie wollte sich nicht als etwas Besonderes darstellen. Das fand sie ungerecht.
Wieder lachte die Weihnachtsfee. „Ich weiß. Doch du warst zur rechten Zeit am rechten Ort und nun hast du einen Weihnachtswunsch frei. Aber wähle gut, denn der erste Wunsch, den du aussprichst, wird in Erfüllung gehen.“
„Kann ich mir wünschen, was ich will?“, fragte Tina ungläubig.
„Nahezu“, erklärte die Weihnachtsfee. „Es muss jedoch ein Geschenk ganz für dich sein. Etwas wie Gesundheit und ein langes Leben für deine Familie ist ein zu großer Wunsch, dazu bin ich nicht mächtig genug. Als Weihnachtsfee bringe ich nur einfach ein besonderes Geschenk.“
Tina überlegte angestrengt. Da wieherte plötzlich das braune Pony neben ihr ganz leise auf und nun wusste Tina, was sie sich mehr als alles andere wünschte. „Ein Pony!“, rief sie. „Ich wünsche mir so sehr ein eigenes Pony!“
„So sei es!“, sagte die Weihnachtsfee und machte dabei eine elegante Bewegung mit ihrem Zauberstab.
In dem Moment fuhr wieder ein Ruck durch Tina. „Tina, aufwachen, wir sind da!“ Mamas Stimme weckte sie ganz leise. Tina setzte sich auf und rieb sich die Augen. Ihre Autotür wurde geöffnet und neben der Kälte drangen die typischen Gerüche des Dorfes, in dem Tinas Großeltern wohnten, in ihre Nase. Es roch nach Wald, Moor, nassen Weiden und – nach Pferd. Ganz eindeutig roch es nach Pferd!
„Oma, Opa!“, rief Tina und stürmte auf ihre Großeltern zu. „Warum riecht es denn hier so toll nach Pferd?“
Die beiden Großeltern tauschten einen erstaunten Blick. „Das hast du aber schnell gerochen“, sagte Oma.
Und Opa ergänzte: „Eigentlich wollten wir mit der Überraschung ja bis übermorgen warten, aber eine Überraschung wäre es dann ohnehin nicht mehr. Schau einmal in den Stall, Tina. Bauer Knut weiß langsam nicht mehr wohin mit seinen Ponys und da haben wir beschlossen, Emil zu uns zu nehmen, damit du in den Ferien einen Spielgefährten hast.“
Mit einem Jubelschrei schoss Tina in Richtung Stall davon, sie riss die Tür auf und dort stand Emil. Er schaute sie mit wissenden braunen Augen an und auch Tina war in dem Moment klar, sie war gar nicht eingeschlafen und die Weihnachtsfee war kein Traum gewesen. Es gab sie wirklich und sie hatte Tina ihren größten Wunsch erfüllt. Glücklich schlang sie Emil die Arme um den Hals. „Das wird das beste Weihnachtsfest aller Zeiten, dank der Weihnachtsfee und dir, Emil“, flüsterte sie. Emil schnaubte glücklich zurück und wieherte leise.
Britta Voß wurde am 10.04.1979 in Bremen als Britta Martens geboren. Sie lebt in Göttingen, wo sie auch studiert hat. Wenn sie nicht gerade in der Rechtsanwaltskanzlei ihres Ehemannes arbeitet, ihrer Tätigkeit als freie Texterin nachgeht oder an
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