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Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland

Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland

Titel: Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Meier
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Dennoch wagte sie nachzufragen: „Warum hasst ihr denn Weihnachten?“
    Die Münder der Visagen verzogen sich zu einem stummen Schrei. „Wir wollen Weihnachten ausrotten“, sagten sie unisono, ohne auf die Frage nach dem „Warum“ einzugehen. „Das gelingt uns aber leider nicht in dem Maße, wie wir es uns wünschen.“
    Unvermittelt prusteten sie los: „Wünschen – passt das nicht gut zu Weihnachten? Wir wünschen uns, dass das Weihnachtsfest aus den Köpfen und Herzen der Menschen verschwindet. Ein für allemal. Dann endlich hätten wir unseren Seelenfrieden.“
    Laura war verwirrt. „Aber Weihnachten ist doch gerade das Fest der Freude, der Liebe und der Besinnung. Was wäre besser geeignet, um zur Ruhe zu kommen und seinen Seelenfrieden zu finden?“
    „Dummes Menschenkindgeschwätz“, zeterten die Weihnachtsfurien. Dann bewegten sich die schaurigen Fratzen im Kreis um Laura herum. Es erinnerte Laura an einen Hexentanz auf dem Blocksberg, obgleich die Wesen tatsächlich körperlos zu sein schienen.
    „Ich möchte wieder zurück zur Erde“, bat Laura, „zurück zu meinen Eltern und meinen Großeltern.“
    Die Furien sahen Laura voll Abscheu und Empörung an. „Etwa, um mit ihnen Weihnachten zu feiern?“, fragten sie lauernd.
    Laura wollte spontan zustimmend nicken, besann sich jedoch. „Ich weiß nicht“, erwiderte sie stattdessen, „ich möchte einfach nur nach Hause.“
    „Sie will einfach nur nach Hause, einfach nur nach Hause“, höhnten die Gesichter. Dann schwebten sie erneut um Laura herum und verfielen in einen gruselig-krächzenden Gesang:
    „Nein, nein, Weihnachten feiern will sie nicht mehr,
ihr Kopf und ihr Herz sind völlig weihnachtsleer.
Sie hat Weihnachten nun überwunden –
was sind das für uns jetzt glückliche Stunden.“
    Immer rascher wirbelten sie um Laura, wie bei einem geheimnisvollen Hexensabbat. Und sie wurden nicht müde, die Strophe zu wiederholen, wobei sich der Gesang sowohl in der Lautstärke als auch in der Tonhöhe ständig steigerte. Schließlich gipfelte er in ein irres, hysterisch anmutendes Kreischen.
    Laura hielt sich entsetzt die Ohren zu. Dann wurde sie ohnmächtig.
    Als Laura wieder zu sich kam, saß sie im Schnee. Noch immer fielen die Flocken wie ein dichter weißer Vorhang zur Erde.
    Was war geschehen? War sie vor Erschöpfung eingeschlafen? Sie konnte sich an nichts erinnern. Da hörte sie das quietschende Geräusch eines bremsenden Autos. Die Fahrertür öffnete sich und ihr Vater lief mit langen Schritten über die Fahrbahn auf sie zu.
    „Endlich!“, rief er erleichtert. „Endlich habe ich dich gefunden.“ Er nahm seine Tochter bei der Hand. „Du bist ja völlig durchgefroren. Lass uns schnellstens nach Hause fahren.“
    Als sie daheim angekommen waren, blickte Laura in drei Gesichter, und schlagartig fielen ihr die maskenartigen Fratzen wieder ein. Aber dieses Mal waren es die besorgten Mienen ihrer Mutter und ihrer Großeltern, in die sie schaute.
    „Da bist du ja, mein Schatz!“, rief die Mutter, schloss ihre Tochter in die Arme und drückte sie fest an sich. „Geht’s dir gut?“, fragte sie und strich Laura zärtlich über die Wange.
    Laura nickte. „Mir fehlt nichts.“
    „Wir haben uns solche Sorgen gemacht, als wir feststellen mussten, dass du nicht mehr zu Hause bist. Und dazu dieses heftige Schneegestöber da draußen“, sagte die Großmutter. „Opa ist sofort losgelaufen, um die Umgebung abzusuchen, während dein Vater mit dem Auto Richtung Stadt gefahren ist. Deine Mutter hat überall herumtelefoniert, und ich habe inständig gebetet, dass dir nichts passiert sein möge.“
    „Gott sei Dank bist du wieder gesund und munter zu Hause“, sprach der Großvater mit vor Rührung leicht zitternder Stimme.
    „Jetzt trinkst du erst einmal heißen Tee und nimmst ein Bad, um dich aufzuwärmen“, sagte der Vater.
    Als Laura den Tee trank, liefen ihr plötzlich Tränen über das Gesicht. Die Erwachsenen sahen sie erschrocken an.
    „Was hast du?“, fragte die Mutter bestürzt.
    Laura musste zunächst gegen ihr Schluchzen ankämpfen, ehe sie antworten konnte: „Jetzt habe ich doch keine Weihnachtsgeschenke für euch. Deswegen wollte ich ja in die Stadt gehen.“
    Die Mutter und die Großeltern lächelten nur.
    Der Vater sagte: „Dass du wohlbehalten zurück bist, ist unser schönstes Weihnachtsgeschenk überhaupt. Dagegen verblassen alle anderen Geschenke, die du uns hättest machen können. Und wenn du das Bad genommen hast,

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