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Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland

Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland

Titel: Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Meier
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drücke ich noch ein Auge zu, aber nächstes Mal, muss ich sie verhaften. Der Frau muss ich die Sackerl zurückbringen!“, murmelte der er leise.
    Der Mann in der gelben Jacke schluchzte los: „Was soll ich denn meiner Tochter schenken? Ich habe kein Geld. Sie sehen ja, wie wir leben müssen!“
    Antonio öffnete das Einkaufssackerl und fischte ein paar Kleinigkeiten heraus. „Hier bitte! Aber den Rest muss ich leider zurückbringen, denn dass ist meine Pflicht!“
    „D… danke! Sie sind ein wahrer Held! Danke!“, stotterte der Mann voller Freude.
    Der Kommissar drückte dem verblüfften Mann noch einen Zehn-Euro-Schein in die Hand: „Kaufen Sie Ihrer Tochter eine neue Winterjacke, als zusätzliches Weihnachtsgeschenk von mir! Und versprechen Sie mir, dass Sie ab jetzt auf dem rechten Weg bleiben werden!“
    „Versprochen!“, bekam er die Antwort.
    Der Kommissar machte sich nun auf den Weg zurück und hörte einen Mann schreien: „F… frohe Weihnachten!“
    Stefan Geymayer wurde am 9.April 1994 in Graz geboren und besucht ein Grazer Realgymnasium. Seine Geschichten hat er bereits in mehreren Anthologien veröffentlicht. Zu seinen Hobbys zählen natürlich lesen und schreiben
.

Norbert J. Wiegelmann
Weihnachtsfurien
    Laura lebte mit ihren Eltern und Großeltern in einem kleinen Weiler, weit entfernt von der nächsten Stadt. Laura freute sich jedes Jahr am allermeisten auf das Weihnachtsfest.
    So auch in jenem Jahr, als sie sich am Heiligen Abend zu Fuß auf den Weg in die Stadt machte. Sie hatte nämlich noch keine Geschenke für ihre Eltern und Großeltern. Der Himmel war wolkenverhangen, die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, und es wehte ein eisiger Wind. Es fing an zu schneien, erst ganz sacht, doch bald entwickelte sich ein regelrechtes Schneetreiben. Die Flocken fielen so dicht, dass Laura kaum noch die Hand vor Augen erkennen konnte. Das Gehen wurde von Minute zu Minute anstrengender.
    Plötzlich hob ein Brausen und Rauschen an, als sei ein großer Bienenschwarm unterwegs, und ehe Laura sich versah, wurde sie von etwas Unsichtbarem gepackt und in die Luft gehoben. Sie streckte unwillkürlich die Arme nach vorne und die Beine nach hinten, um sich im Gleichgewicht zu halten. Dann verspürte sie einen heftigen Schwindel, und sie schloss die Augen. Mit hoher Geschwindigkeit schien sie sich immer weiter von der Erde zu entfernen.
    Als Laura die Augen wieder öffnete, blickte sie in drei hagere Gesichter alter Frauen. Oder waren es keine Frauen? Laura verband mit den Gesichtern alter Menschen etwas Gütiges, Liebevolles, wie sie es von ihren Großeltern gewohnt war. Aber die Gesichter, die sie nun umgaben, hatten überhaupt keinen gütigen Ausdruck. Grimassenhafte Visagen starrten sie an, und Laura musste an die bösen Hexen aus den Märchen denken, die ihr der Großvater früher so oft vorgelesen hatte und bei denen ihr immer ein Schauer über den Rücken gelaufen war.
    „Wer seid ihr? Und wo bin ich?“ fragte Laura schließlich.
    Die Gesichter verzogen die zahnlosen Münder zu höhnischem Grinsen. Gemeinsam sprachen sie im Chor: „Du bist im Reich der Weihnachtsfurien.“
    „Weihnachtsfurien?“, wunderte Laura sich. „Ich habe noch nie von euch gehört.“
    „Das glauben wir dir gern“, entgegneten alle drei, wieder wie aus einem Mund. Allein schon dieses zeitgleiche Sprechen war unheimlich. Genauso Furcht einflößend war, dass Laura außer den maskenartigen Gesichtern nichts von den Wesen ausmachen konnte, keine Körper, keine Arme, Hände, Beine oder Füße. Sie schienen nur aus diesen hässlichen Fratzen zu bestehen.
    „Was sind Weihnachtsfurien?“, fragte Laura.
    Nun brachen die Gesichter in ein schauriges Lachen aus, das wie das Kichern von Hyänen klang. Laura gefror fast das Blut in den Adern.
    „Was sind Weihnachtsfurien, was sind Weihnachtsfurien?“, wiederholten sie ironisch und scheinbar amüsiert Lauras Frage.
    „Sie hat noch nie von uns gehört, die Ärmste, sie hat noch nie von uns gehört.“
    Laura schüttelte stumm den Kopf.
    „Wir sind, um es in deiner Sprache auszudrücken, Geister, die den Menschen die Freude an Weihnachten austreiben wollen.“
    „Warum denn das?“ Laura schaute die Furien verständnislos an.
    „Warum wohl, warum wohl?“, antwortete der Fratzenchor. „Wir hassen Weihnachten, und wir hassen alle Menschen, die Weihnachten schön finden, so wie du.“
    „Und darum habt ihr mich entführt?“ Angst schnürte Laura mittlerweile die Kehle zu.

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