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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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rasch an, und dann muss ich mit diesen Torten nach Hause.«
    »Sind die für Ihre Großmutter?«, fragte die Verkäuferin. »Lucy hat mir erzählt, dass sie gerade fünfundsiebzig geworden ist.«
    »Ja, ganz recht. Ist das zu fassen, dass sie schon fünfundsiebzig ist?«, rief ich, während ich die Umkleidekabine betrat und mich auszuziehen begann. »Sie sieht doch aus wie fünfzig!« Ich wartete auf das Kompliment.
    »Das ist wirklich kaum zu glauben«, bestätigte die Verkäuferin. »Dann lassen Sie mal sehen, wie Ihnen das Kleid …« Und schwups, hatte sie auch schon den Vorhang zurückgezogen.
    »Ach du lieber Himmel«, stieß sie nach einer kurzen Schrecksekunde hervor. »Was haben Sie denn da für einen Liebestöter an? Sie müssen sich dringend ein paar sexy Dessous besorgen, bei Ihrer Figur!«
    Ich wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken.
    »Ich weiß, grauenhaft.« Ich grinste verlegen und zog den Vorhang zu.
    Ehe ich, Ellie Jerome, in mein Ellie-Jerome-Kleid stieg, musste ich noch einmal einen Moment innehalten und mein makelloses Spiegelbild betrachten. Ich konnte mich nicht daran sattsehen. Es war, als wäre mir nach vielen Jahren eine alte Jungendfreundin über
den Weg gelaufen. Hatte ich mit neunundzwanzig überhaupt noch so gut ausgesehen? Nein. Danny und Barbara waren damals schon sieben und neun Jahre alt gewesen, und ich hatte bereits Krampfadern und Schwangerschaftsstreifen gehabt. Mein Körper war also nicht bloß um über vierzig Jahre jünger, er hatte auch noch keine Geburt hinter sich!
    »Und, wie steht es Ihnen?«, wollte die Verkäuferin wissen.
    »Ich nehme es!«, rief ich.
    Ich begab mich zur Kasse und reichte ihr das Kleid.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Ihnen Ihre Cousine einen Rabatt gewähren würde, wenn Sie das Kleid bei ihr kaufen würden.«
    »Vermutlich, ja …« Ich überlegte rasch. »Andererseits sollte ich sie vielleicht ein wenig unterstützen.«
    »Sie sind eine tolle Cousine«, stellte die Verkäuferin fest und nahm meine Kreditkarte entgegen.
    »Vielen Dank. Ach, Sie heißen also auch Ellie?«
    »Äh, ja, ich bin nach meiner Großmutter benannt.«
    »Wie niedlich«, bemerkte sie. Ich atmete erleichtert auf. Und gerade als ich dachte, ich hätte alle Hürden genommen, klingelte das Telefon.
    »Plage Tahiti?« Die Verkäuferin klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Ohr und verfolgte lächelnd, wie ich auf dem Kassenbeleg unterschrieb, während sie das Kleid in Seidenpapier wickelte und in einer Tüte verstaute.
    »Lucy!«, rief sie erfreut. »Sie werden es nicht glauben,
aber Ihre Cousine Ellie steht hier bei mir im Laden, und sie hat gerade Ihr Kleid gekauft!«
    Zu Hilfe! Ich war entlarvt!
    »Ihre Cousine Ellie«, wiederholte sie nachdrücklich. »Sie könnte Ihre Zwillingsschwester sein, und sie sagt, sie sei Ihre Cousine.«
    Mit wachsender Panik beobachtete ich, wie die Miene der armen Verkäuferin von Begeisterung zu Entrüstung wechselte, während sie Lucy lauschte.
    Ich saß in der Falle. Wie sollte ich mich da herausreden? Mir blieb gar nichts anderes übrig, als schleunigst zu verschwinden.
    Also schnappte ich mir die Tüte mit dem Kleid und meine drei Geburtstagskuchen und gab Fersengeld, wohl wissend, dass meine Reaktion für einen Außenstehenden aussehen musste, als hätte ich ein schlechtes Gewissen – oder nicht mehr alle Tassen im Schrank. So schnell ich konnte, rannte ich die Straße entlang, geradewegs über die Walnut Street, wo ich mit knapper Not einem Zusammenstoß mit dem Schirmverkäufer an der Ecke vor Lil Pete’s Café entging. Um ein Haar wäre ich gestolpert und hätte alles fallen lassen. Erst als ich beim Rittenhouse Square angelangt war, drehte ich mich um. Puh, die Verkäuferin war nirgends zu sehen.
    Nun stand mein Entschluss fest: Ich musste schleunigst in meinen alten Körper zurückkehren. Was für ein turbulenter Vormittag. Diese ganze Aufregung war ja nicht auszuhalten. Endlich betrat ich meinen
Wohnblock und nickte Ken, dem Portier, freundlich zu.
    »Verzeihung, kann ich Ihnen helfen?«
    Verflixt.
    »Äh, ja, ich möchte wieder rauf zu meiner Großmutter, Ellie Jerome. Ich bin vorhin schon mal an Ihnen vorbeigegangen …«
    »Ich muss kurz bei Miss Jerome nachfragen.«
    »Nein!«, rief ich. »Sie … äh … sitzt gerade in der Badewanne. Ich hätte mich wohl besser bei Ihnen abmelden sollen, als ich aus dem Haus gegangen bin.«
    »Tja, eigentlich darf ich niemanden durchlassen.«
    »Ach, kommen Sie. Sehen Sie

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