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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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bekommen kann, wenn man sich zu oft bürstet – oder war das ein Ammenmärchen?
    Ich betrachtete mein Spiegelbild aus der Nähe. »MEINE AUGENBRAUEN SIND WIEDER DA!«, rief ich.
    An dieser Stelle muss ich kurz unterbrechen, um eine Warnung an meine jüngeren Leserinnen auszusprechen: Hütet euch vor dem totalen Brauenkahlschlag, selbst, wenn das gerade Mode sein sollte. Gegen ein wenig trimmen da und dort ist nichts einzuwenden, aber ganz ab ist TABU! Ich habe mich in den fünfziger Jahren dazu verführen lassen, meine Augenbrauen abzurasieren, und sie sind nie mehr nachgewachsen. Doch was ich nun erblickte, waren die perfekten, vollen Augenbrauen, und das ganz ohne Augenbrauenstift! Weiß der Himmel, wie viel Zeit und Geld ich über die Jahre darauf verwendet hatte, meine Augenbrauen möglichst naturgetreu nachzuziehen. Und dann das Intermezzo mit dem Haarwuchsmittel. Ein kleiner Klecks von dem Zeug auf der Stirn oder der Wange genügte, und schon sah man aus wie eine Zirkusattraktion. Aber egal. Ich weiß noch, wie ich mich bei Howards Beerdigung mit dem Gedanken tröstete, dass er mich in über fünfzig Ehejahren wenigstens
nie ohne Augenbrauen gesehen hatte. Nicht ein Mal, sonst hätte er garantiert schon viel eher das Zeitliche gesegnet.
    Mir schwirrte der Kopf. Wie hatte das nur geschehen können? Tja, ich hatte da durchaus einen Verdacht.
    Die einzig logische Erklärung (sofern man von logisch sprechen kann, wenn eine Fünfundsiebzigjährige morgens aufwacht und feststellt, dass sie wieder neunundzwanzig ist) war … mein Wunsch, als ich gestern die Kerzen auf dem Kuchen ausgeblasen hatte! Mein Wunsch, noch einmal einen Tag lang neunundzwanzig zu sein! Anders konnte ich es mir nicht erklären. Oder hatte ich irgendwelche komischen Kräuter konsumiert, die dafür verantwortlich sein konnten? Ich dachte angestrengt nach. Ich hatte beileibe nicht zum ersten Mal im Prime Rib gegessen. Krabbenpuffer, Lachs und Salat, ein Stück Geburtstagskuchen und ein Glas Champagner.
    Haargenau dasselbe hatte ich in diesem Restaurant schon tausendmal zu mir genommen, und ich hatte danach kein einziges Mal Sodbrennen gehabt, geschweige denn mich über Nacht verjüngt. Womöglich war ich ja nicht als Einzige von diesem rätselhaften Phänomen betroffen?
    Ich griff zum Telefon, um zu eruieren, ob meine beste Freundin Frida auch plötzlich neunundzwanzig war.
    »Hallo, Frida«, sagte ich.

    »Morgen, Ellie«, murmelte sie gähnend. Frida schläft gern lang.
    »Sag mal, Frida, wie geht es dir so?«
    »So lala.« Wieder gähnte sie. »Ich habe Kreuzweh, wie immer.«
    »Du fühlst dich also nicht irgendwie anders als sonst?«
    »Hast du angerufen, um zu hören, ob ich noch lebe?«
    »Nein«, gab ich zurück. Ehrlich gesagt, hätte ich Frida wohl tatsächlich jeden Morgen anrufen sollen. Ihre Kinder meldeten sich nie bei ihr. Schrecklich. »Mir ist nur irgendwie seltsam seit dem Essen gestern Abend, deshalb wollte ich fragen, ob es dir ähnlich geht.«
    »Nö«, sagte sie. »Ich habe bloß eine leichte Verstopfung.«
    Das war nichts Neues. Frida leidet seit jeher unter einer gestörten Verdauung.
    »Ist dir nicht gut?«, erkundigte sie sich. »Soll ich mit dir zum Arzt gehen?«
    »Nein, nein, alles bestens.«
    »Na dann.« Sie gähnte erneut.
    »Schlaf weiter, Frida«, sagte ich.
    »Ich komme später bei dir vorbei«, murmelte sie.
    Hm. Frida war also nicht wie ich über Nacht fast fünfzig Jahre jünger geworden. Und Barbara ebenso wenig, sonst hätte sie es vorhin garantiert erwähnt. Ich war die Einzige.

    Aber das kann nicht sein, sagte ich zu mir selbst, während ich die Hände über meine glatten Beine gleiten ließ. Das ist wider die Natur. Ich bin fünfundsiebzig; in diesem Alter ist es ganz normal , verbittert und deprimiert zu sein. Bereut nicht jeder Mensch die eine oder andere Entscheidung, die er im Lauf seines Lebens getroffen hat? Möchte nicht jeder die Zeit zurückdrehen und etwas ändern? Ganz recht, genau das hatte ich mir gewünscht, aber ich hatte doch nicht ernsthaft damit gerechnet, dass mein Wunsch in Erfüllung gehen würde! Ich musste sofort etwas unternehmen. Ich durfte nicht neunundzwanzig bleiben, nicht einmal einen Tag lang.
    Schon wegen Barbara. Was würde die Ärmste wohl davon halten, wenn sie erführe, dass ich über Nacht um über vierzig Jahre jünger geworden war? Barbara war psychisch ohnehin nicht sehr belastbar; sie würde glatt einen Nervenzusammenbruch erleiden.
    »Nein«, sagte ich laut. »Es

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