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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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verraten!«
    Lucy schnappte nach Luft. Die Ärmste. Sie stand da wie vom Donner gerührt.
    »Hör zu.« Ich wagte mich einen Schritt näher. »Bevor du jetzt anfängst, mir Löcher in den Bauch zu fragen, setz dich lieber und lass mich dir alles erklären. Und könntest du bitte diese Vase abstellen, die dein Großvater Howard und ich den ganzen weiten Weg aus Italien hierher geschleppt haben?«
    Lucy riss die Augen auf. »Grandmom?«
    »Ja, ich bin es wirklich. Allerdings nur vorübergehend.« Ich trat noch näher. »Glaube ich jedenfalls.«
    »Aber das ist völlig unmöglich«, flüsterte sie. Sie konnte die Augen nicht von mir abwenden.
    Prompt öffneten meine Wasserwerke ihre Schleusen.
    Nun war ich im Allgemeinen kein sonderlich emotionaler Mensch. Ich konnte mich gar nicht erinnern,
wann ich zuletzt geweint hatte. Ach, doch – bei Howards Beerdigung natürlich, aber normalerweise weinte ich nie. Man wird mit zunehmendem Alter emotional stabiler. Diese Gefühlsausbrüche, die so typisch sind für uns Frauen, werden immer seltener. Keine Ahnung, weshalb; man nimmt nicht mehr alles so furchtbar tragisch, erträgt so manches mit stoischer Ruhe. Doch ausgerechnet jetzt, da ich mich so unvorhergesehen mit meiner Jugend konfrontiert sah, überkam mich plötzlich eine furchtbare Angst vor dem Tod. Wenn das keine Ironie des Schicksals war.
    »Ich weiß«, schniefte ich. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich tot bin. Ich fürchte fast, ich hatte mitten in der Nacht einen Schlaganfall. Was meinst du?«
    Sie kam auf mich zu und berührte mich am Arm.
    »Könnte ich dich denn anfassen, wenn du ein Geist wärst?«, fragte sie.
    »Woher soll ich das wissen?« Ich schnappte mir ein Taschentuch und wischte mir die Tränen von den Wangen.
    »Ich verstehe das alles nicht«, wisperte sie kaum hörbar und sah mir ins Gesicht. »Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!«
    »Du sagst es! Was meinst du wohl, wie das alles für mich ist, und was erst deine Mutter davon halten würde, wenn sie es erfährt?«
    »Mom darf es auf keinen Fall herausfinden.« Lucy schüttelte ernst den Kopf. »Unter gar keinen Umständen.«

    »Ich weiß! Sie bekäme garantiert einen Herzinfarkt, und das in ihrem Alter! Andererseits wäre das nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, wie wenig sie sich um ihre Gesundheit kümmert.«
    Lucy riss erneut die Augen auf.
    »Du bist eindeutig meine Großmutter«, murmelte sie konsterniert.
    »Genau das sage ich doch schon die ganze Zeit!« Ich wedelte mit den Armen.
    Wieder musterte mich meine Enkelin prüfend.
    Schließlich grinste sie. »Du siehst UMWERFEND aus!«
    Und dann fielen wir uns um den Hals; aber erst nachdem sie die Vase ganz vorsichtig auf meinem bequemem Ledersessel abgestellt hatte. Wir umarmten uns und drückten einander, und schließlich fingen wir an zu lachen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so gelacht hatte.
    »Aber ich kann nicht so bleiben«, erklärte ich.
    »Warum nicht?«
    »Weil das einfach lächerlich wäre. Ich bin fünfundsiebzig, Lucy. Es wäre so, als würde ich mich Gott oder dem Universum widersetzen.«
    Lucy ging zur Couch und setzte sich.
    »Ich muss sagen, ich finde das alles nach wie vor höchst eigenartig.« Sie sah mich an. »Wie ist es überhaupt dazu gekommen?«
    Also erzählte ich ihr die ganze Geschichte, wie ich sie mir zusammengereimt hatte – dass ich mir gewünscht
hatte, noch einmal einen Tag lang jung zu sein, und dass ich heute früh in diesem Körper aufgewacht war.
    »Ach, deshalb die Torten?« Sie ging zum Esstisch, pflückte eine Schokoflocke von einer der Torten und steckte sie in den Mund.
    »Ich wette, abgesehen davon hast du heute noch nichts gegessen«, bemerkte ich. »Ich bringe dir jetzt etwas Richtiges zu essen.«
    »Tut mir leid, aber ich kann mich unmöglich von dir herumkommandieren lassen, solange du so aussiehst.« Sie lachte.
    »Ja, das ist alles sehr kompliziert. Du hättest sehen sollen, wie die arme Verkäuferin bei Plage Tahiti meinen Schlüpfer angeglotzt hat!« Ich hob kurz den Saum meines Kleides hoch, um ihn ihr zu zeigen, und kicherte.
    Wie unschicklich von mir.
    »Ja, den hat sie erwähnt, nachdem du das Geschäft im Laufschritt verlassen hattest.« Sie lachte. »Du bist echt einfach getürmt?«
    Ich stimmte in ihr Gelächter mit ein.
    »Ich wusste keinen anderen Ausweg«, sagte ich prustend.
    »Also, eines steht fest: Ehe du dich zurückverwandelst, besorgen wir dir ein paar hübsche Slips.«
    »Pfff. Warte,

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