Wuensch dir was
geheiratet.
Auch das dürfen Sie auf keinen Fall weitererzählen.
Nicht, dass ich meinen Mann nicht geliebt hätte. Ich habe ihn geliebt, sehr sogar. Er war ein anständiger Kerl. Aber wenn ich ganz ehrlich sein soll, war er nicht der Richtige für mich.
Howard Jerome war ein sehr prominenter Anwalt aus Philadelphia. Als wir uns zum ersten Mal über den Weg liefen, war er Bezirksstaatsanwalt und noch sehr jung, und ich arbeitete als Sekretärin in derselben Kanzlei wie er. Er war nicht der attraktivste Anwalt der Firma, aber er war derjenige, der mich wollte.
Howard war klein, kahl und dick, schon damals. Ich hatte mich in einen seiner Kollegen verguckt, Burt Elliot, doch der hatte nur Augen für eine andere Sekretärin, die er dann auch heiratete.
»Du heiratest Howard«, beschloss meine Mutter nach unserem zweiten Date. »Damit gehst du auf Nummer sicher.«
Also heiratete ich Howard.
»Gott sei Dank«, sagte meine Mutter. »Ich hatte ernsthaft befürchtet, du könntest als alte Jungfer enden.«
Da war ich neunzehn. Neunzehn!
Howard war zehn Jahre älter als ich. Im September lernten wir uns kennen, im Juni heirateten wir. So lief das damals. Wenn es Zeit war zu heiraten, dann wurde geheiratet. Ich zog bei meinen Eltern aus und bei Howard ein, ohne je allein gelebt zu haben. Bevor Barbara zur Welt kam, war Howard einmal, ein einziges Mal , zwei Tage geschäftlich unterwegs, und das war bis zu seinem Tod meine erste und letzte Erfahrung mit dem Alleinleben. In diesen zwei Tagen rauchte ich eine halbe Schachtel Zigaretten, und danach hörte ich übrigens ganz damit auf (Rauchen ist nämlich ungesund, und ich verlor im Lauf der Zeit viele Bekannte, weil sie rauchten, also lassen Sie bloß die Finger davon!), und außerdem war ich allein im Kino. Das war das Verrückteste, das ich je unternommen hatte. Wenn ich doch nur ein Mal in meinem Leben etwas richtig Verrücktes tun könnte!
Wie dem auch sei, ein Jahr nach der Hochzeit kam Barbara zur Welt, und vier Jahre darauf mein Sohn Daniel. Danny, wie wir ihn nannten, zog später nach London und nannte sich Daniel. Er war Investment Banker, und er blieb unverheiratet, aber er schien mit seinem Leben zufrieden zu sein. Manchmal wünschte ich mir, er würde nicht ganz so weit weg wohnen, aber solange er glücklich war, war ich es auch. Zugegeben, er hätte ein bisschen öfter anrufen können, aber damit will ich jetzt gar nicht erst anfangen. Barbara hingegen traf dieselben Entscheidungen wie ich. Sie heiratete früh – einen Zahnarzt namens Larry Sustamorn – und brachte eine Tochter zur Welt. Ich hatte ihr geraten, damit zu warten, sich erst einen Job zu suchen, aber sie wollte nicht auf mich hören. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass sie arbeiten geht, mit derselben Vehemenz, mit der meine Mutter darauf bestanden hatte, dass ich es nicht tue. Ich bedauerte, dass ich Barbara nicht vermitteln konnte, wie wichtig es ist zu arbeiten, nicht nur des Geldes wegen, sondern um der Tätigkeit selbst willen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich fand es wunderbar, Barbara und Danny großzuziehen, ich hätte nur vorher gern noch etwas anderes gemacht. Aber ich hatte mit fünfundzwanzig bereits zwei Kinder und ein Haus in einem noblen Vorort von Philadelphia.
Vor zwei Jahren fiel Howard dann im Nate’n’ Al’s Deli in Los Angeles aus heiterem Himmel tot um, als er gerade ein Corned-Beef-Sandwich verspeiste. Das war das Schlimmste, das ich je erlebt habe.
Kein Mensch hatte damit gerechnet. Zugegeben, Howard hatte seit längerem an einer Herzinsuffizienz gelitten; ein Bypass hier, ein Bypass da, aber in unserem Alter waren Herzoperationen etwas derart Alltägliches, dass man sich darüber nicht mehr groß den Kopf zerbrach.
Wenn ich mich mit Bekannten zum Dinner verabredete, bekam ich schon mal zu hören: »Diesen Samstag lieber nicht; Alan hat am Freitag eine Bypass-Operation. Wie wäre es nächste Woche?«
Bei den Prostata-Eingriffen verhielt es sich ähnlich.
Wie dem auch sei, wir waren in Los Angeles gewesen, weil die Tochter meiner Freundin Thelma Punchick zum zweiten Mal heiratete, einen Architekten. Wir saßen beim Essen und unterhielten uns darüber, ob wir lieber ins Getty Museum oder ins Los Angeles County Museum of Art gehen sollten, und da kippte Howard ohne Vorwarnung vornüber in seinen Krautsalat. Ich sagte: »Howard?«
Er reagierte nicht, also wiederholte ich, etwas lauter: »Howard?«
Wieder keine Reaktion.
Ich wusste, dass er tot war, als er
Weitere Kostenlose Bücher