Wuensch dir was
ihren Kreationen inspirieren. Meine Schränke zu inspizieren gehörte zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Meine Sammlung konnte sich aber auch wirklich sehen lassen. Als ich aus unserem Haus am Stadtrand ausgezogen war, war dort jeder einzelne Schrank bis oben hin mit meinen Sachen vollgestopft. Der Schrank in Dannys ehemaligem Zimmer mit meinen tollen Ballkleidern, der in Barbaras Zimmer mit den Chanel-Kostümen und den Halston-Hosenanzügen aus den sechziger und siebziger Jahren. Meine Pelze (aus der Zeit, als das Tragen von Pelzmänteln noch nicht verpönt gewesen war und man keine Angst vor Farbattacken haben musste) und die anderen Wintermäntel hingen im Garderobenschrank, und in meinem eigenen Schrank waren die Kleider und Schuhe untergebracht, die ich jetzt trug.
»Das könntest du alles versteigern!«, hatte Barbara bemerkt, als ich anfing, meine Sachen für den Umzug zu packen.
Aber das hätte ich nicht übers Herz gebracht. Meine Kleider erinnerten mich an all die schönen Zeiten. Ich besaß keine verstaubten alten Fotoalben; diese Schränke enthielten mein gesamtes Leben: mein Ballkleid von Oscar de la Renta; mein James Galanos, asymmetrisch
und mit Pailletten bestickt, ein Traum in Weiß, den ich mir in den achtziger Jahren für eine Gala in New York gekauft hatte. Howard hatte damals gemeint, ich hätte nie schöner ausgesehen. Ich hätte mich niemals davon getrennt, von keinem von ihnen. Nur über meine Leiche.
Also hatte ich mir eine Dreizimmerwohnung gekauft und eines der Zimmer zum begehbaren Kleiderschrank umbauen lassen. Es dauerte über drei Monate, bis alles so aussah, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber als die Schreiner endlich fertig waren, hätte ich am liebsten rund um die Uhr dort drin gesessen. Barbara verstand das nicht. Lucy schon.
Mit Lucy hätte ich den ganzen Tag in meinem begehbaren Schrank verbringen können. Sie fertigte Skizzen von manchen meiner Kleider an. Eines kopierte sie sogar, ein rosafarbenes Etuikleid von Lilly Pulitzer, das ich mal auf einer Reise nach Palm Beach, Florida gekauft hatte. Das war in den sechziger Jahren, noch bevor sich Lilly Pulitzer in der Modewelt einen Namen gemacht hatte.
Lucy nannte es das »Ellie Jerome«-Kleid.
Sie benannte es nach ihrer Großmutter.
Wenn ich an meine Enkelin dachte, fing ich an zu strahlen.
Und genau deshalb beneidete ich sie.
Da saß ich nun also im Prime Rib, um meinen fünfundsiebzigsten Geburtstag zu feiern, und dachte in einem fort, wie gern ich die Zeit zurückdrehen und
mein Leben noch einmal leben würde, in der heutigen Zeit. Und sei es nur für einen Tag. Wenn ich doch nur noch einmal einen Tag lang meinen knackigen Po und meine glatte, gebräunte Haut wiederhaben könnte … einmal jemanden lieben, wild und leidenschaftlich; jemanden, der nur darauf bedacht ist, mich zu verwöhnen … Es ging mir nicht um ein ganzes Leben; so gierig war ich dann auch wieder nicht. Ich wünschte mir bloß einen Tag Urlaub von meinem trostlosen Dasein als alte Schachtel, um all das nachzuholen, das ich verpasst hatte, und um die Dinge, die ich als selbstverständlich hingenommen hatte, etwas mehr schätzen zu lernen. Ich war jetzt exakt 27 375 Tage alt. Das hatte ich am Morgen mit dem Taschenrechner ausgerechnet. War es denn zu viel verlangt, wenn ich einmal alles hinter mir lassen, einen Tag blaumachen und so richtig auf die Pauke hauen wollte? War das nicht ein toller Wunsch? Und so kreativ. Ich hätte gern jemandem davon erzählt, aber leider muss man seine Wünsche ja für sich behalten, sonst gehen sie nicht in Erfüllung. Ha!
Während ich so über meinen Wunsch nachsann, kamen Barbara und Lucy mit einem riesigen Geburtstagskuchen auf mich zu.
»Es haben beim besten Willen nicht mehr als neunundzwanzig Kerzen draufgepasst«, scherzte Barbara unüberhörbar. Manchmal raubte sie mir wirklich den letzten Nerv.
Also blies ich meine neunundzwanzig Geburtstagskerzen aus.
Und ich wünschte mir dabei, noch einmal neunundzwanzig sein zu können, nur einen Tag lang.
Wenn ich diesen einen Tag bekäme, würde ich alles ganz anders angehen.
Diesmal würde ich alles richtig machen.
Ich würde nie wieder etwas bereuen.
Heiliger Strohsack!! Ich bin ein Männertraum!!!
D er erste Hinweis heute Morgen war mein Busen.
Ich schlief stets auf dem Bauch, und ich hatte mich längst daran gewöhnt, dass meine Brüste über Nacht in meine Achselhöhlen rutschten und ich sie erst einmal zurechtschieben musste, wenn ich aufwachte.
Als
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