Wuensche Dir alles
Baukosten zu verdienen. Ich engagierte viele Handwerker und sorgte entschlossen dafür, dass alles dem Bauzeitplan gemäß zügig erledigt wurde. Das Haus war wie gewünscht zum geplanten Zeitpunkt fertig. Es stellte sich allerdings bald heraus, dass das Gebäude erhebliche Mängel hatte. Ich zog zwar pünktlich ins neue Heim ein, musste dann aber viel Zeit und Arbeit investieren, um alle Probleme zu lösen. Das war eine bittere Lektion für mich. Ich lernte jedoch dadurch, dass es sich nie lohnt, auf ein gewünschtes Ziel zuzupreschen, ohne sich um die Realität zu scheren.
Befreie dich von Erwartungen!
Eine Geschichte ist spannend, wenn wir nicht voraussagen können, wie sie zu Ende geht. Ein sportlicher Wettkampf begeistert uns besonders dann, wenn die Gegner wirklich ebenbürtig sind und bis zum Schluss unklar ist, wer gewinnen wird. Als junge Menschen lassen wir uns gerne auf ein Abenteuer ein, weil alles ungewiss und deshalb herrlich aufregend ist. In solchen Situationen genießen wir vollkommen glücklich den Moment und sind dem Ergebnis gegenüber offen. Sich von Erwartungen zu befreien, heißt, wirklich frei zu sein.
Ganz anders ist es bei jeder Unternehmung, an die wir feste Erwartungen knüpfen. Dann starren wir gebannt auf das Ergebnis, fiebern ihm ängstlich entgegen und können die Gegenwart nicht genießen. Wenn das Erwartete schließlich eintrifft, sind wir erschöpft von der ganzen Anspannung – und wenn es nicht eintrifft, sind wir frustriert. Die Bhagavadgita lehrt uns, dass es nicht die Taten selbst sind, die zu unerwünschten Verwicklungen führen, sondern dass es unsere Erwartungen sind. Die Erwartung ist oft wie ein Schloss, mit dem wir die Tür zu unserem Glück verriegeln.
Hoffnung statt Anspruch hält flexibel
Das Leben birgt sehr viel Unerwartetes und lässt sich nicht nach Schulmeisterart regeln. Eine Erwartungshaltung führt oft zu Frustration, Wut oder Unglück. Es ist deshalb klüger, feste Vorstellungen loszulassen und mehr die Hoffnung zu pflegen. DIE HOFFNUNG GEHT EINHER MIT DER DEMUT, dass wir das Ergebnis nicht in der Hand haben. Sie gibt Raum für mehr Flexibilität. Wenn wir ein Kind erwarten, ist es durchaus angemessen, zu hoffen, dass es ein gesundes Kind wird. Aber zu erwarten, dass es ein Junge oder Mädchen wird und diese oder jene Begabung mitbringt, ist nicht nur unrealistisch, sondern sogar unethisch. Und es wird höchstwahrscheinlich in einer Enttäuschung enden.
Ob wir einen Wunsch haben oder den Anspruch, dass der Wunsch in Erfüllung geht, ist ein subtiler Unterschied. Der Wunsch stimmt uns optimistisch, der Anspruch auf Erfüllung aber rechthaberisch. Deshalb empfinden wir die ANSPRUCHSHALTUNG eines anderen als unangenehm. Die meisten Probleme in Beziehungen entstehen durch die gegenseitigen Erwartungen, sei es unter Freunden, bei Paaren oder Eltern-Kind-Beziehungen. Immer wenn wir eine Erwartung damit verknüpfen, ist Hingabe nicht wirkliche Hingabe, Liebe nicht Liebe, Geschenk nicht Geschenk und Freundschaft nicht Freundschaft.
Die Erwartung ist eine Fessel. Erst wenn wir uns von ihr befreien, werden wir zu tiefen Gefühlen fähig. Vertrauen wir mehr auf die Kraft des Wünschens, dann schwinden unsere konkreten Erwartungen! Das dient nicht nur der Wunscherfüllung, sondern verbessert auch das tägliche Miteinander.
Unsere Kinder werden uns ewig dankbar sein, wenn wir ihnen nicht die Last unserer Erwartungen aufbürden, sondern sie als freie Menschen die Welt entdecken lassen. Mit guten Wünschen jedoch können wir unser liebevolles Interesse und unsere Anteilnahme an ihrem Leben bekunden. Wenn ein Kind erwachsen wird, das Zuhause verlässt und eigene Wege geht, sind wir erst recht gefordert, nichts von ihm zu erwarten. Wenn uns das gelingt, werden wir uns viel freier und wohler fühlen und das Glück, Eltern zu sein, genießen.
»Wer aufhört, Erwartungen zu haben, wird seine Angst vor der Welt verlieren, und ihm wird sich eine angstfreie Welt präsentieren.«
[ Bhagavadgita 12.15 ]
Unternimm das Leben wie eine Reise!
Stellen wir uns vor, wir reisen in einer Kutsche mit einem erfahrenen und vertrauenswürdigen Kutscher, der immer den richtigen Weg für unsere Reise findet. Als Fahrgast können wir unseren eigenen Interessen und Aufgaben nachgehen und es dem Fahrer überlassen, die Ziele zu erreichen. Ob dabei all die persönlichen Dinge, die wir im Wagen tun, so gelingen, wie wir uns das vorstellen, oder nicht – wir wissen, dass wir auf der Reise sicher
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