Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
sich aufzusetzen, vermochte aber sein eigenes Gewicht nicht nach oben zu wuchten. »Was hast du getan, Sunday? Du hast aus allem ein furchtbares Chaos gemacht!«
    Sundays Antwort klang verschwommen. Richard hörte, wie er protestierte. »Nichts … Er wird happy sein …« Abayomi rief irgendetwas. Dann vernahm er wieder Sundays Stimme: »Mach dir keine Sorgen …«
    Die Worte drifteten davon. Eine Tür fiel ins Schloss. Richard öffnete die Augen. Abayomi beugte sich über ihn, der Blick zärtlich vor Sorge. Ihre Brüste drückten gegen den Stoff ihrer Bluse. Er versuchte sich aufzurichten, um seine trockenen Lippen an dem Baumwollstoff zu reiben, aber er schaffte es nicht, seinen Kopf zu heben. Leicht beunruhigt sah er, dass sich sein Arm wie eine Schlange um ihren Rücken gelegt hatte. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle und spürte auch nichts bei der Berührung. Arm und Hand schlängelten sich um ihre Taille und begannen, ihren Bauch hochzuwandern, die kleinen Finger züngelnd wie Tiere.
    Er blinzelte und sah noch einmal hin. Sein Arm lag wie tot neben ihm. Abayomi rückte ihm sehr nah, schien ihn fast zu ersticken. Warum lässt sie mir nicht mehr Raum?, dachte er. Es fiel
ihm schwer, ruhig zu atmen. Sie hielt etwas in der Hand: Sundays CD-Player und sein Kopfhörer. Langsam beugte sie sich über ihn und zog das Kabel mit den Ohrstöpseln auseinander. Er wollte sie warnen, vorsichtig zu sein. Das Kabel war dünn und konnte leicht reißen. Wieder versuchte er etwas zu sagen, aber sein Mund war zu trocken, um ihn zu öffnen.
    Sie schob ihm die kleinen Stöpsel in die Ohren. Ein grellgrüner Laserstrahl, klar, gerade und unerträglich hell, schoss durch seinen Kopf hindurch und trennte sein Gehirn in zwei Hälften. Das schmerzende Licht und die seltsam vereisende Hitze, die er dabei spürte, waren unerträglich und doch eigenartig belebend. Ein hohes, beinahe unhörbares Wimmern dröhnte in seinem Kopf. Der Ton schien sich nicht von der Stelle zu bewegen und pulsierte auch nicht, sondern brannte nur lodernd in seinem Schädel.
    Sein Bewusstsein wurde durch den grellen Lichtstrahl in eine grauenvolle Dunkelheit gestürzt. Er wollte aufschreien, aber seine Lippen verzerrten sich nur zu einem makabren Grinsen. Das Einzige, was er sehen konnte, war dieser Lichtstrahl. Also schloss er die Augen.
    Jetzt verwandelte sich der Strahl in eine Welle, pochte und schlängelte sich im Takt des Bassbeats der Musik, schleuderte große Krümmungen aus oszillierendem Laserlicht an seine Schädeldecke. Der Strahl donnerte wie ein Zug, der in der Nähe vorbeiraste, und Richards Körper begann zu zittern. Er konnte sein Gehirn vor sich sehen, rosa und grau schattiert wie eine Koralle, immer wieder erhellt von aufflackernden Blitzen und Explosionen, bis die Welle schließlich an seinem Schädelinneren abprallte und auslief.
    Sanft schwappten die Korallen in einer klaren Flüssigkeit hin und her. Dann verdüsterten sie sich und tauchten ab. Mit kräftigen Zügen schwamm er auf die Spalten seines Gehirns zu
und ließ sich von ihrer glitschigen Haut berühren. Unter dem Rand einer korallenfarbenen Lippe sah er leuchtend gelbblaue Segelflosser, die durch einen zufälligen Lichtstrahl getroffen ins Dunkle davonschossen. Wieder wurde alles erhellt. Diesmal schimmerten die Fische in einem tiefen Orange und schwammen in kleinen Schwärmen herbei, um an der Unterseite seines Gehirns zu nagen. Der Strahl wanderte weiter, und Richard tauchte tiefer in die schwarze Spalte hinein. Hellrosa Quallen mit runden pulsierenden Mündern umgaben ihn jetzt, ohne jedoch seine Haut zu verätzen. Sie liebkosten vielmehr seinen Bauch mit ihren winzigen Tentakeln, ehe er noch tiefer hinabtauchte. Hier unten durchdrang der Lichtstrahl die Schwärze seltener. Richard schwebte zwischen winzigen Punkten aus Licht, erzeugt von den durchsichtigen Kreaturen, die ihn hier umgaben.
    Plötzlich sauste eine Lichtkugel wie ein Feuerball in den Abgrund hinab. Er sah eine wunderschöne Muräne aus ihrer Höhle in den Felsen kommen. Ihre gewaltigen Muskeln kräuselten sich auf der Oberfläche ihrer Haut, die sich spannte, als sie näherschwebte. Sie schwamm auf ihn zu, wobei sie nicht bedrohlich wirkte, sondern eine verschwenderische Langsamkeit an den Tag legte. Elegant schlängelte sich ihr fast schwarzer Körper durch das Wasser. Ihre Schnauze berührte seine nackten Füße, und sein Körper reagierte mit einem wohligen Schauder.
    Das Tier war warm und glatt, als es

Weitere Kostenlose Bücher