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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Sein Herz begann schneller zu schlagen. Er wusste, dass etwas Ungewöhnliches vor sich ging, begriff aber noch nicht, worauf das Ganze hinauslaufen würde.

    Bernberg räusperte sich. »Mr Calloway, ich bin Mr Svritskys neuer Anwalt. Sie sind hiermit von Ihren bisherigen Pflichten entbunden. Entlassen, wenn man das so brutal formulieren möchte.« Er ließ ein kurzes Kichern hören, wobei er seine Lippen aufeinanderpresste.
    »Was reden Sie da für einen Scheiß?« Richard war zu bestürzt, um auf seine Ausdrucksweise zu achten. Verständnislos wanderte sein Blick von Svritsky zu dem übergewichtigen Bernberg und dann wieder zurück zu Svritsky. Auch jetzt noch spiegelten sich in der Miene des Russen keinerlei Gefühle wider. Bernberg hingegen schien die Situation zu genießen. Er holte dramatisch Luft und grinste, als amüsierte er sich über einen besonders gelungenen Scherz.
    Langsam strich sich Richard mit der Hand über den Mund. Er brauchte Zeit, um die Lage besser einschätzen zu können.
    »Also, Calloway«, fuhr Bernberg fort und versuchte dabei, Richard am Arm zu fassen. »Es ist jetzt für uns alle wichtig, dass Sie Ruhe bewahren.« Er hob bedeutsam die Augenbrauen. Richard zog seinen Arm weg. »Da gibt es einiges, was ich Ihnen sagen muss und was Ihnen möglicherweise nicht gefallen wird.«
    Für einen Moment zeigte sich auch in Svritskys Augen eine Art von Belustigung - wie das kurze Aufblitzen einer Messerklinge.
    Richard konnte nicht länger an sich halten. »Verdammt, Bernberg! Was zum Teufel quatschen Sie da? Sie haben mir also meinen Klienten abspenstig gemacht? Seit wann? Wie lange war das schon geplant?« Empört wandte er sich an Svritsky. »Stefan, was soll das? Wovon, verdammt noch mal, redet er?«
    Der Russe antwortete nicht. Bernberg hielt beide Hände hoch und stieß beschwichtigende Laute aus, als müsste er ein hysterisch schreiendes Baby beruhigen. »Richard, Richard … Das Ganze ist ausgesprochen unappetitlich und kompliziert. Lassen Sie es mich für den Moment so formulieren: Ich glaube, es
wäre das Beste, wenn Sie erst einmal zuhören und dann reagieren würden.«
    Diesmal zeigte sich ein gehässiges Grinsen auf Svritskys Gesicht. Das kalte Grün seiner Augen hielt Richard davon ab, etwas zu erwidern. Das Wort »unappetitlich« hing wie ein schlechter Geruch in der Luft. Als sich Bernberg sicher war, dass Richard schwieg, beugte er sich vor und durchsuchte seinen Aktenkoffer. Seine Halbglatze schimmerte im morgendlichen Licht. Nach einer Weile zog er gemächlich zwei zusammengeheftete Blätter heraus.
    »Das, mein Lieber …« Er hielt um der größeren Wirkung willen inne und wedelte dabei vor Richards Nase mit den Papieren. »Das ist die fehlende Zeugenaussage.« Wieder machte er eine Pause, ohne die Dokumente aus den Händen zu geben.
    Richard warf ihm einen finsteren Blick zu, sagte aber nichts. Die Unterstellung, dass er seinen Mandanten im Stich gelassen habe, weil er der Staatsanwaltschaft Gelegenheit gegeben hatte, nun doch noch die fehlende Zeugenaussage zu liefern, war lächerlich.
    »Es ist die Aussage des Zeugen, den die Staatsanwaltschaft inzwischen ausfindig gemacht hat und den sie gleich in den Zeugenstand rufen wird«, fügte Bernberg erklärend hinzu.
    Richard entriss seinem Rivalen die Papiere und fuchtelte damit wütend vor Svritskys Nase herum. »Sie haben Ihren Verteidiger ausgetauscht, weil man den Zeugen gefunden hat? Gütiger Himmel, Stefan, was glauben Sie denn? Halten Sie das für meinen Fehler? So etwas kann doch kein Grund sein, im letzten Moment den Anwalt zu wechseln?« Plötzlich wurde ihm klar, was die beiden vorhatten: Sie wollten einen Anlass für eine Vertagung der Verhandlung.
    Voller Hass wandte er sich an Bernberg. »Sie verdammter Idiot! Wenn Sie glauben, dass ein Wechseln des Anwalts zu diesem
Zeitpunkt noch eine Verschiebung der Verhandlung ermöglicht, sind Sie ein Narr. Es gibt keinen Grund, den Verteidiger auszutauschen, und ebenso wenig Gründe, um jetzt noch einmal eine Vertagung zu erreichen. Sie kennen die Richterin ebenso gut wie ich, Max. Das können Sie sich abschminken.«
    »Richard, Sie sollten mich eigentlich besser kennen«, entgegnete Bernberg. »Das hat nichts mit dem Versuch zu tun, noch eine Vertagung herauszuschlagen. Lesen Sie sich die Aussage erst einmal in Ruhe durch, und dann sagen Sie mir, wer hier der verdammte Idiot ist.«
    Richard warf erneut einen Blick zu Svritsky, der aber wieder seine undurchsichtige Miene

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