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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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auf dem Bett. Als er hereinkam, sah sie ihn nicht an.
    »Ich habe Sunday angerufen, damit er mich abholt. Er ist ganz in der Nähe und sollte gleich hier sein. Ich warte unten auf ihn.«
    Sie machte keine Anstalten aufzustehen, und ihm wurde mit Schrecken bewusst, dass sie Angst vor ihm hatte.
    »Bitte warte hier.«

    Er konnte sich nicht dazu überwinden, mehr zu sagen. Wie hässlich er in ihren Augen aussehen musste, nackt in einem Hotelzimmer, nur mit einem Handtuch bedeckt. Er schüttelte sich angewidert, sammelte seine Kleidung zusammen und ging damit ins Bad zurück, um sich anzuziehen. Doch stattdessen setzte er sich auf den geschlossenen Deckel der Toilette und schlug die Hände vors Gesicht. Er wollte weinen, schaffte es aber nicht, in den Kern seiner Verzweiflung vorzudringen. Es schien, als müsste er sich auf etwas Konkretes besinnen, um überhaupt etwas zu fühlen.
    Wie bin ich an diesen Punkt gelangt?, dachte er. Wie soll ich jemals wieder von hier wegkommen?
    Seine Gedanken wurden von einem leisen Klopfen an der Zimmertür unterbrochen, gefolgt von gedämpftem Gemurmel. Richard blieb, wo er war. Er hoffte, dass Abayomi einfach gehen würde, auch wenn ihm das gleichzeitig Angst machte.
    Sunday erschien unter der Badezimmertür. »Die Spinne, die weiß, dass sie gewinnen wird, verlässt nie ihr Netz. Aber diejenige, die zu früh losstürzt, wird niemals etwas fangen.«
    Richard blickte nicht auf, konnte aber an der Stimme hören, dass Sunday diesmal nicht lächelte.
    » Haba? Gerrout of here , dundi. Du glaubst wohl, Abayomi ist eine Ashewo , du glaubst …«
    »Bitte lass mich allein, Sunday. Bring sie einfach weg. Und kümmere dich um sie. Ich weiß nicht … Ich bin momentan zu fertig, um etwas gutmachen zu können. Vielleicht wird es nie mehr gut.«
    »Du hast recht, mein Freund.« Sunday legte eine Hand auf Richards Schulter. »Übertritt niemals deine Grenzen. Ich habe zwar kein home training , Oyinbo , aber eines weiß ich. Ich weiß, dass man nie vergessen sollte, wie weit man gehen darf, o!«
    Er zog etwas aus seiner Hosentasche, ehe er fortfuhr. »Das
Leben wird nicht besser, mein Freund. Wir können nur hoffen, es manchmal zu vergessen.« Auf seiner offenen Handfläche lagen zwei rosafarbene Pillen in Form von Rauten. Auf ihrer Oberfläche waren winzig kleine, zarte Flügelpaare eingeritzt. »Ich glaube, das hier kann dir dabei helfen nachzudenken. Und zu vergessen. Einen Moment lang wirst du dich besser fühlen. Aber letztlich wird es nichts ändern.«
    Richard nahm die beiden Pillen in die Hand. Die winzigen Flügelpaare faszinierten ihn. Der Gedanke zu fliegen, die Arme auszubreiten und sich in den Raum hineinfallen zu lassen, wo er schwerelos schweben könnte, hatte etwas unglaublich Reizvolles. Vielleicht würde er vergessen, und wenn er aufwachte, wäre alles fern wie ein Traum. Oder vielleicht würde er auch sterben. Ist das noch wichtig?, dachte er. Seine Verzweiflung machte ihn unbesonnen.
    »Hilft mir das zu fliegen?«
    Die seltsam unwirkliche Frage kam ihm zwischen den engen Wänden des schäbigen Badezimmers irgendwie angemessen vor. Mein nigerianischer Dealer bringt mir etwas zur Beruhigung, während meine Nutte im Nebenzimmer sitzt und schmollt, dachte er düster. Er befand sich im freien Fall, und dieser nächste Schritt kam ihm nur folgerichtig vor.
    »Du wirst wie ein Vogel fliegen, Oyinbo . Wie ein Vogel. So wahr ich hier stehe.«
    Ohne weiter nachzudenken, warf sich Richard die Pillen in den offenen Mund und stand auf, um aus dem Hahn einen Schluck Wasser zu trinken.
    Zu seiner Überraschung war das Zimmer nebenan leer, als er dorthin zurückkehrte. Sunday geleitete ihn wie einen Invaliden zum Bett, wo er die Überdecke mit einer geschickten Bewegung herabzog. Richard genoss den kühlen Stoff des sauberen Lakens auf seinem Rücken. Seine Beine fühlten sich bleiern schwer an,
was vermutlich noch immer mit dem Alkohol zu tun hatte. Er war froh, sich hinlegen zu können. Danke, Sunday, dachte er und wollte es auch sagen, schaffte es aber nicht, seinen ausgetrockneten Mund zu öffnen.
    Er begann sich im Kopf leicht zu fühlen, während in seinem Bauch Funken aufzublitzen schienen. Sind das die Pillen?, überlegte er. Seine Lider kamen ihm müde und schweißfeucht vor, sein Kopf drückte in das weiche Kissen. Er schloss die Augen, um zu schlafen.
    Minuten später hörte er Abayomis rufende Stimme wie aus weiter Ferne an sein Ohr dringen. »Was hast du ihm gegeben?« Er versuchte

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