Würfelwelt (German Edition)
Killergurken und Riesenspinnen hin oder her, ich brauche Holz!
Nachdem die Zombies und Skelette verbrannt sind, spähe ich durch das Türfenster. Keine Killergurken in Sicht. Ich öffne die Tür und trete vorsichtig hinaus, das kümmerliche Holzschwert in der Hand.
Ich höre ein schnarrendes Geräusch hinter mir und fahre erschrocken herum. Auf dem Dach meiner Behausung sitzt eine Riesenspinne und starrt mich an.
In Panik renne ich davon und stoße beinahe mit einer Killergurke zusammen, die sich von links genähert hat und empört zischt.
Ich renne um mein Leben. Gegen alle Wahrscheinlichkeit schaffe ich es tatsächlich, den Monstern zu entkommen! Offenbar geben sie schon nach relativ kurzer Zeit die Verfolgung auf und interessieren sich nicht mehr für mich. Ich kann sehen, wie sie weiter um meine krude Lehmhütte herumschleichen. Vermutlich warten sie auf meine Rückkehr.
Ich renne zum Wald und dresche im Akkord auf die Bäume ein, bis ich eine stattliche Anzahl von Holzwürfeln erbeutet habe und die Axt ihren Geist aufgibt. Immer wieder halte ich nervös inne und schaue nach, ob sich vielleicht eine Mördergurke anschleicht, doch ich bleibe unbehelligt.
Wenn bloß die Tage hier nicht so verdammt kurz wären! Schon neigt sich die Sonne wieder dem Horizont zu. Ich kann ihr dabei zusehen, wie sie unaufhaltsam herabsinkt.
Ich überlege, ob ich zu meiner Behausung auf der Wiese zurückkehren soll. Irgendwie müsste ich mich an den dort lauernden Killergurken vorbei schleichen ... Aber warum eigentlich? Ich kann mir ja einfach eine neue Hütte bauen!
Diesmal nutze ich einen Abhang als Rückwand aus und schaffe es, mir eine primitive Lehmbehausung zu bauen, bevor die Nacht hereinbricht. Es kostet mich kaum noch Mühe, die Holzwürfel zu Brettern zu verarbeiten, eine Werkbank zu machen, eine Tür und eine neue Axt herzustellen. Als die Sonne schon untergegangen ist, schlage ich mit der Spitzhacke ein paar Steinwürfel aus dem Boden und mache mir einen Ofen. Ich verarbeite einen Teil des Holzes zu Stöcken, bis ich einen Vorrat habe, der ausreicht, um ihn bis zum Morgengrauen anzuheizen.
So verbringe ich die fünfte Nacht in der Würfelwelt. Doch am nächsten Morgen fühle ich mich ganz schwach vor Hunger.
6.
Die Schweine und Kühe auf der Wiese sehen jetzt nicht mehr niedlich aus, sondern lecker. Unter den richtigen Umständen wird der Mensch zum Raubtier.
Die Kastenwesen haben keine Angst vor mir. Ich kann mich ihnen mit gezücktem Schwert nähern, ohne dass sie davonlaufen. Ich könnte sie streicheln, wenn ich Hände hätte. Das macht es nicht unbedingt leichter. Aber ich bin so hungrig, dass ich alle moralischen Skrupel beiseite wische und zuschlage.
Mein ausgewähltes Opfer, ein rosa Kastenschwein, tut mir nicht den Gefallen, einfach tot umzufallen. Stattdessen quiekt es empört und rennt davon. Verzweifelt hüpfe ich hinterher und komme mir dabei vor wie eine Killergurke, die einen unschuldigen Kastenmann verfolgt.
Das Schwein versucht, sich in den Wald zu flüchten. Kurz bevor es die Bäume erreicht, schaffe ich es, ihm einen zweiten und dritten Schwerthieb zu verpassen. An Stelle des Schweins schweben nun zwei Koteletts über der Wiese. Wenigstens muss ich nicht auch noch Metzger spielen.
Ich nehme das Fleisch in meinen Geist auf. Ich könnte es roh essen, aber ich empfinde einen starken Widerwillen bei dem Gedanken. Ob es wohl möglich ist, die Koteletts zu grillen?
Ich kehre zur Hütte zurück. Der Ofen verfügt nicht nur über eine Klappe für das Brennmaterial, sondern auch über eine zweite, darüber liegende, in der man Grillgut platzieren kann. Ich lege ein paar Holzstöcke in das Brennstofffach. Kurz darauf erfüllt leckerer Bratenduft meine kleine Behausung.
Das Fleisch ist innerhalb einer Minute gar. Ich nehme es aus dem Ofen und beiße hinein. Es schmeckt vorzüglich. Ich grille auch noch das zweite Kotelett, verzehre es und fühle mich wieder richtig gut.
Zuversicht erfüllt mich. Ich habe das Gefühl, die Spielregeln der Würfelwelt immer besser zu verstehen. Mit jeder neuen Erfahrung steigen meine Überlebenschancen. Allerdings habe ich immer noch keine Ahnung, was der Nether ist. Ich kann ja nicht mal ein Bett bauen. Und außer dem Ofen habe ich keine Lichtquelle.
Ich gehe noch einmal Holz fällen.
Das Erlebnis mit dem Fleisch hat mir gezeigt, dass der Ofen nicht nur als Beleuchtung und Heizung taugt. Ich stecke versuchshalber alles Mögliche hinein: ein Ei, eine
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