Würfelwelt (German Edition)
Feder, einen Lehmwürfel, Pflanzensamen, mein Schwert, die Angel. Meine Experimente zeitigen allerdings kaum brauchbare Resultate. Erst, als ich schon fast aufgebe und nur noch aus Frustration einen ganzen Holzblock in den Ofen schiebe, passiert etwas: Das Holz verwandelt sich in einen Klumpen Kohle. Als ich diesen in das Brennstofffach des Ofens schiebe, merke ich sofort, dass er wesentlich länger brennt als ein Stock. Aber Energiegewinnung kann kaum der Grund dafür sein, dass man mit dem Ofen Holzkohle herstellen kann.
Ich verkohle einen zweiten Holzwürfel und probiere systematisch, ob sich daraus in Kombination mit Holz irgendetwas herstellen lässt.
Mir geht buchstäblich ein Licht auf, als ich das Stück Kohle mit einem Stock kombiniere: Plötzlich erscheinen vier brennende Fackeln in meinem Geist. Ich kann sie mühelos an der Wand befestigen, in dem ich sie einfach dorthin denke. Und schon erstrahlt meine kümmerliche Notbehausung im Glanz flackernden Lichts.
Ich könnte mich mehr darüber freuen, wenn ich nicht dieses nagende Gefühl in meinem Hinterkopf wäre, dass mir die Zeit davon läuft.
Draußen erstrahlt der Himmel im Abendrot. Ich betrachte die Kastenlandschaft durch das kleine Fenster in der Tür und finde sie zum ersten Mal schön.
Aber was jetzt? Die ganze Nacht rumsitzen und warten, bis die Sonne die Monster draußen verbrennt? Müde bin ich nicht, obwohl ich seit fünf Nächten nicht geschlafen habe. Ich wüsste nicht mal genau, was ich tun muss, um zu schlafen. Wie ich meine Augen schließen kann, habe ich jedenfalls noch nicht herausgefunden.
Ich betrachte nachdenklich den Boden der Hütte. Vielleicht gibt es da unten ja noch mehr zu entdecken als Lehm und Steine?
Die Spitzhacke in meinem Kopf sieht nicht mehr ganz taufrisch aus. Besser, ich versorge mich mit neuem Werkzeug.
Statt der Bretterkisten verwende ich diesmal Steinwürfel, und schon habe ich eine zweite Spitzhacke in meinem Geist. Diese sieht wesentlich stabiler aus als die hölzerne. Ich probiere sie aus und stelle fest, dass man damit Steinwürfel viel schneller abbauen kann. Ehe ich mich versehe, habe ich eine drei Blöcke tiefe Grube ausgehoben.
Bisher habe ich noch nichts Aufregendes gefunden. Aber auf einmal bin ich sicher, dass ich auf ungeahnte Schätze stoßen werde, wenn ich nur noch etwas tiefer grabe.
Schatzfieber packt mich. Ich hacke Steinblöcke beiseite, dass es eine Freude ist. Schon bald ist die Grube acht Blöcke tief. Doch jetzt habe ich ein neues Problem: Das Licht der Fackeln reicht kaum noch bis zum Boden.
Die Wände der Grube sind glatt und steil. Ich habe vergessen, eine Möglichkeit vorzusehen, um wieder nach oben zu gelangen. Doch mein Kopf ist voller Steine. Kein Problem, daraus eine Treppe zu bauen.
Es geht sogar noch schneller, wenn ich auf der Stelle hüpfe und einfach unter mir Steinblöcke materialisiere. Acht Hüpfer, und ich bin wieder im Erdgeschoss – so schnell, als wäre ich Fahrstuhl gefahren. Ich habe den Würfelaufzug erfunden!
Ich mache mir vier Fackeln und entferne die Würfel unter mir wieder. Aus purem Übermut hacke ich mich noch ein paar Blöcke tiefer, so dass ich in einem schmalen, dunklen Schacht im Boden versinke. Nur noch ganz schwach erkenne ich über mir ein blasses Quadrat, das den Boden der Grube andeutet. Aber ich habe keine Angst mehr vor der Dunkelheit.
Als ich mich noch einen weiteren Block tiefer buddele, mache ich eine erstaunliche Entdeckung: Plötzlich ploppt statt eines Steinwürfels ein Stück Kohle in meinen Geist! Wo kommt das auf einmal her?
Ich befestige eine Fackel an der Schachtwand. Jetzt sehe ich, dass das Gestein neben und unter mir mit schwarzen Klumpen durchzogen ist. Ich bin auf ein Kohleflöz gestoßen!
Begeistert bearbeite ich die Schachtwände mit der Spitzhacke, bis ich eine stattliche Menge Kohle aus den Felsen befreit und eine kleine Höhle geschaffen habe.
Ich überlege, ob ich mit meiner Beute nach oben zurückkehren soll – ich bin nicht mal sicher, ob es noch Nacht ist oder draußen schon wieder die Sonne scheint. Aber ich bin gerade so schön in Bergmannsstimmung, also beschließe ich, noch ein bisschen tiefer zu graben. Vielleicht gibt es hier unten irgendwo Gold!
Ich hacke auf den Steinblock unter mir ein und weiß im nächsten Augenblick, dass das eine ziemlich dumme Idee war.
Darunter ist nichts als Dunkelheit. Hilflos mit den Kastenarmen rudernd stürze ich in die Tiefe.
Es gibt ein platschendes Geräusch, und
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