Würstelmassaker
»Stauffar« bei Wallner eingetroffen. Die Antworten, auf die sein Freund Palinski sicher schon mit größter Spannung wartete, waren zweimal ja.
Ja, die alte Dame hatte eine Verletzung an der rechten Pobacke, eine zweite war auf der Sohle des linken Fußes gefunden worden. Offenbar war sie auf das Etwas versehentlich auch noch drauf gestiegen.
Und ja, in dem Etwas, einem Mini-Kegel aus Glas, der wahrscheinlich aus Italien stammte, waren Spuren von Rizin gefunden worden. Fingerabdrücke waren allerdings keine mehr festzustellen gewesen.
Etwas widerwillig musste der Oberinspektor anerkennen, dass Palinski und ein 20-jähriger Polizeischüler in den letzten 36 Stunden wesentlich mehr weiter gebracht hatten als die Polizei mit all ihren Möglichkeiten. Er hatte auch schon zweimal versucht, seinen Freund zu erreichen und zu informieren.
*
Der Besuch bei den Labudas im lieblichen Örtchen Mank, das war in der Nähe von Kilb, also der Besuch bei den Labudas in Mank im Bezirk Melk, das sollte aber schon bekannt sein, war kurz und schmerzlos gewesen.
Die Mutter machte sich Sorgen um ihr Kind, der Vater um seine politische Karriere. Sonst wussten die beiden nicht viel über ihren Sohn. Die Mutter nannte ihn schwierig und schob das auf die Pubertät, immerhin war der Knabe ja erst 23 Jahre alt. Für den Vater, der das Alter seines ältesten Sprosses nicht genau zu kennen schien und erst nachrechnen musste, war er schlicht bösartig und wahrscheinlich drogenabhängig.
Immerhin hatte Palinski jetzt ein Foto des jugendlichen Riesen mit einer gewissen Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Nick Nolte und die Adresse von zwei Freunden in Wien. Das war nicht viel, aber besser als gar nichts.
Palinski und Florian unterbrachen die Heimfahrt, um in der Autobahnraststätte Grossram Pause zu machen. Bei Kaffee und Kuchen erzählte Mario dem jungen Kollegen von seinem Gespräch mit dem Minister. »Ich hoffe, es ist für dich in Ordnung, dass du mir bis Ende der Woche offiziell zugeteilt worden bist .«
Was Palinski so an Florian gefiel, war, dass er sich trotz seiner 20 Jahre und seiner überraschenden Reife noch soviel Kindlichkeit bewahrt hatte, dass er sich freuen und diese Freude auch zeigen konnte. Das war bei jungen Menschen seines Alters durchaus nicht selbstverständlich. Im Gegenteil.
Nachdem Palinski die Familiengeschichte Florians gehört hatte, er kannte seinen Vater nicht, die Mutter hatte ihn und seine jüngere Schwester Sabine mithilfe der Großmutter großgezogen, verstand er den Burschen viel besser. Die Nowotnys wohnten in einem kleinen Bauernhaus in der Nähe von Korneuburg, wo Anna Nowotny als Kundenbetreuerin bei einer örtlichen Bank arbeitete und Sabine die letzte Klasse der Musikhauptschule besuchte. Florian war nur am Wochenende zu Hause, unter der Woche hatte er eine Unterkunft in der Polizeischule.
Palinski blickte auf seine Uhr. Es war erst kurz nach 18 Uhr und der Schachklub begann nicht vor zwei Stunden. Und wenn er etwas später kam, war das auch kein Problem. Ja, es stimmte wirklich, er spielte seit mehr als einem Monat Schach. Spielen war sicher noch zu hoch gegriffen für die bisher angeeigneten Fähigkeiten. Aber es machte ihm von Mal zu Mal mehr Spaß und er hatte auch Talent. Das sagte zumindest sein alter Freund, der »Oberlehrer« und der musste es schließlich wissen.
Vor allem aber verschaffte es Palinski zweimal pro Woche die Möglichkeit, den Topfenaufstrichen, Körndlmischungen und Kräutertees seiner lieben Wilma zu entkommen und ins Cafe »Kaiser« zu gehen.
»Was hältst du davon, Florian«, wandte er sich jetzt an seinen Partner, »wenn wir einen kleinen Umweg einlegen. Bei Tulln über die Donau fahren und einen kurzen Besuch bei Euch zu Hause machen. Ich möchte gerne deine Familie kennen lernen.«
Und so geschah es auch.
*
Der Besuch bei den Nowotnys war überraschend angenehm verlaufen. Besonders angetan war Palinski von der jederzeit spürbaren Zuneigung gewesen, die diese vier Menschen mit einander verband. Abschließend hatte er Florian ermuntert, doch wieder einmal eine Nacht zu Hause zu verbringen und am nächsten Morgen ganz gemütlich ins Büro zu kommen.
»Es genügt völlig, wenn du um 9 Uhr da bist, also schlaf dich ordentlich aus. Und wenn du willst, kannst du den Rest der Woche im Gästezimmer des Büros nächtigen. Dann ersparst du dir das hin und her Fahren. Falls du das möchtest, bring Sachen zum Wechseln mit .«
Florian hatte der Vorschlag
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