Würstelmassaker
offen. Manche Sachen lassen sich eben nicht schön reden.
»Na, dann schießen Sie am besten los damit«, ermunterte ihn Labuda«, ich werde es schon verkraften .«
Der junge Mann wurde Palinski immer sympathischer. Vor allem aber entsprach er so überhaupt nicht dem Bild, das er sich nach dem Gespräch mit den Eltern, vor allem dem Vater von ihm gemacht hatte.
»Also gut«, er holte tief Luft, »ich bin kein Journalist, nicht mehr. Ihr Onkel hat mich gebeten, mit Ihnen zu sprechen, weil er Schwierigkeiten in der Familie befürchtet .« So, jetzt war´s raus.
Werner blickte interessiert. »So, mein Onkel hat Sie geschickt. Welcher denn? Onkel Ferdinand oder Onkel Willi?«
Palinski hatte keine Ahnung gehabt, dass die Auswahl so groß war. Dabei war ja noch gar nicht klar, ob sie schon alle Optionen durchhatten. Das wollte er jetzt aber wissen.
»Nein«, antwortete er vorsichtig, »es war weder Willi noch Ferdinand .«
»Dann war´s sicher Onkel Karl ?« Labuda ging die Sache an, wie ein Kandidat bei der »Millionenshow«, der hoffte, dem Assinger die richtige Antwort entlocken zu können. Aber aus wie vielen Möglichkeiten?
»No«, verneinte Palinski. »Wäre es jetzt nicht Zeit für den Publikumsjoker? Oder zumindest die 50:50-Chance?«
Jetzt musste Labuda grinsen und Sandy lachte sogar herzhaft. Erstaunlich, der Bursche schien die Sendung zu kennen. Dann pfiff der Neffe leise durch die Zähne. »Damit bleibt nur noch eine Möglichkeit .«
»Und die wird ja dann wohl die richtige sein«, fügte Palinski dazu. »Ja, es ist der liebe Onkel aus der Herrengasse .«
Aus welchen Gründen auch immer, Werner schien Sandy noch nicht alles über sich erzählt zu haben, denn der dunkelhäutige Feschak reagierte überhaupt nicht auf diese verdeckte Klarstellung. Das könnte hilfreich sein, dachte der ministerielle Emissär.
»Und was will der Onkel Pepi von mir ?«
»Ihr Onkel macht sich Sorgen um ihre Mutter, seine Schwester, die sich Sorgen wegen der politischen Pläne Ihres Vaters macht. Sie weiß nicht, wie Ihr Vater reagieren wird, wenn Sie seine Chancen als Landesrat durch was immer auch kaputt machen .« Viel geschwollener konnte man kaum noch um den heißen Brei herumreden, fand Palinski. »Natürlich hat er auch die negativen Auswirkungen im Auge, die der großen Gesinnungsgemeinschaft daraus erwachsen könnten. Sie wissen schon, das ist die, der der Onkel Pepi im Gegensatz zu mir auch angehört. Und das in prominenter Position .«
»What is he talking about ?« , wunderte sich Sandy. »Sprecken Sie always so complicated, Mister ?«
»Ich glaube, ich weiß, warum Sie die ganze Zeit versuchen, die Tatsache zu verschleiern, dass Onkel Pepi der Innenminister dieses Landes ist. Das ist aber nicht notwendig, Sandy weiß Bescheid und die anderen hier auch. Aber dennoch, danke.« Labuda hielt ihm die Hand hin.
Nachdem dank dieses kleinen Missverständnisses so etwas wie eine Vertrauens- und damit auch Gesprächsbasis entstanden war, taten sich alle Beteiligten leichter. Selbst die Tatsache, dass sich der bis dahin schweigsame Florian letztendlich als Polizeischüler outete, belastete die gute Stimmung nicht weiter.
»Ich habe gar nicht vorgehabt, irgend etwas gegen meinen Vater zu unternehmen«, gestand Werner. »Wir hatten einen schlimmen Streit und ich habe beim Weggehen gedroht, es ihm schon noch zeigen zu wollen. Aber das war nicht wirklich ernst gemeint. Seine Reaktion beweist aber deutlich, dass es Einiges geben muss, vor dessen Bekanntwerden er gewaltig Schiss hat .«
Die Vorstellung, dass ein Mann, der sich kaum um Frau und Kinder kümmerte, zu Gewaltanwendung neigte und eine Geliebte hatte, in der neuen Landesregierung ressortmäßig für die »Familie« zuständig sein sollte, war ja unfreiwillig komisch. Und dass er regelmäßig das in seinem Betrieb anfallende Altöl und andere giftige Rückstände überwiegend direkt in die nur mehr scheinbar noch intakte Natur entsorgte, machte aus ihm ja auch nicht gerade den Idealkandidaten für das Umweltressort.
»Man kann ja über Onkel Josef durchaus geteilter Meinung sein, vor allem politisch«, gab Palinski zu bedenken, »aber eines ist er sicher nicht, nämlich dumm. Warum unterstützt er eigentlich einen politisch so problematischen Kandidaten wie deinen Vater ?«
»Ich glaube, er meint, damit meiner Mutter einen Gefallen zu tun«, versuchte Labuda zu erklären. »Für die würde er alles tun. Dabei weiß ich aber, dass es meiner Mutter viel lieber
Weitere Kostenlose Bücher