Würstelmassaker
wäre, wenn Vater nicht Landesrat, sondern wieder etwas vernünftiger und umgänglicher werden würde .« Er zuckte mit den Achseln. »Trotz allem liebt sie diesen Mistkerl. Das entzieht sich jeder logischen Beurteilung, das ist eben so .«
Palinski grinste listig. »Na, wie wäre es, wenn wir Ihrer Mutter diesen Gefallen täten? Ich habe da eine Idee .«
Nach einer knappen Stunde hatten sie diese Idee durchgekaut, verbessert und ergänzt. Schließlich waren alle vier der Meinung, dass das durchaus klappen könnte und auf jeden Fall einen Versuch wert wäre. Den Vater später auf die harte Tour zur Räson bringen konnte Werner immer noch.
Palinski und Florian wollten sich eben verabschieden, als ein kleines, höchstens 12 Jahre altes Mädchen am Tisch stehen blieb.
»Hallo Natascha«, begrüßte sie Labuda. »Kann ich etwas für dich tun ?«
»Wann spielen wir wieder einmal Schach miteinander ?« , wollte die Kleine scheu wissen.
»Jetzt geht es leider nicht«, bedauerte er freundlich, »aber vielleicht am Abend .« Als die Kleine gegangen war, erklärte er. »Natascha ist mit ihrer Großmutter aus Tschetschenien geflohen. Ihre Eltern sind in Grosny umgekommen, der Vater war Schachgroßmeister. Die Kleine spielt heute schon Schach …«
»Sie spielen Schach ?« , unterbrach ihn Palinski aufgeregt, »ich spiele auch. Bei uns im Cafe »Kaiser«, jeden Dienstag und Freitag.«
»Wir wohnen ganz in der Nähe vom »Kaiser««, freute sich Labuda«, »und im »Kaiser« habe ich schon oft gespielt. Ich habe Sie aber noch nicht dort gesehen .«
»Na ja, ich spiele erst seit einigen Wochen«, räumte Palinski ein. »Und spielen ist vielleicht auch noch etwas übertrieben. Ich schiebe halt die Figuren so lange hin und her, bis ich keine mehr habe. Vielleicht können wir einmal …«
»Warum nicht«, ließ Labuda diese Türe offen, »ich wollte ohnehin wieder einmal vorbei schauen. Freitagabend hat Sandy sowieso immer seinen Dance-Workshop«
*
Kein Tag ohne neue Leichenteilfunde: Heute waren es ein weiblicher Rumpf in einem Müllcontainer am Parkplatz am Cobenzl und ein rechter Oberarm im Gebüsch des Türkenschatzparks gewesen.
Leider hatte die Gerichtsmedizin feststellen müssen, dass sich die Zahl der Opfer des Schlächters inzwischen um eines erhöht hatte. Der genetische Fingerabdruck des rechten Beines, das man vorgestern gefunden hatte, war keinem der bisher aufgefundenen Teile zuzuordnen gewesen.
Die Überprüfung der Eigentümer der ausrangierten Bundesheerfahrzeuge ging trotz intensivsten Polizeieinsatzes nur schleppend voran. Die meisten der 22 Personen auf der Liste waren auf Urlaub, mit und ohne den dazu gehörenden Vehikeln .
Die Frage, ob die Universität verpflichtet werden konnte, der Polizei die Daten jener Medizinstudenten auszufolgen, die ihr Studium nach dem Erwerb gewisser chirurgischer Kenntnisse abgebrochen hatten, sollte jetzt von einem Richterkollegium entschieden werden.
Bei der Erörterung dieser aus datenschutzrechtlicher Sicht hochinteressanten Frage wurde die pragmatische Seite völlig übersehen. Es gab nämlich bzw. es konnte nur ein einziger Fall festgestellt werden. Und der entsprechende Kommilitone hatte sich bei einem Autounfall die rechte Hand so schwer verletzt, dass er diese Berufslaufbahn nicht weiter verfolgen konnte. Er hatte sich daher entschlossen, Arztromane (»Schwester Karins große Liebe«, »Dr. Bergers Berufung«) für einen deutschen Verlag zu diktieren. Heute verdiente er ein Schweinegeld damit und weinte seiner früheren Berufung keine Träne mehr nach.
Erstaunlich waren die bisher festgestellten Gemeinsamkeiten der beiden identifizierten Opfer. Sowohl Roman Sefcik als auch Susanne Bartl kamen aus den Bundesländern, aus gutbürgerlichen, finanziell gut situierten Familien. Beide hatten Wirtschaft studiert und wohnten in der Nähe der Universität. Sefcik hatte sein Appartement allerdings schon kurz vor seinem Tod aufgegeben. Susanne Bartl dagegen war ganz einfach nach ihren Ferien nicht mehr in ihrem Zimmer im Studentenheim aufgetaucht.
Das sah nach einem Muster aus. Ob es sich tatsächlich um ein solches handelte oder ob das nur Zufall war, wagte zu diesem Zeitpunkt noch niemand zu entscheiden.
Am frühen Morgen war Inspektor Sandegger mit einem akuten Blinddarm und viel »Tatü Tata« ins Krankenhaus gebracht worden und lag jetzt schon wieder in seinem Zimmer. Da er mindestens zwei Wochen nicht zur Verfügung stehen konnte, hatte sich Franca,
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