Würstelmassaker
seit drei Wochen verehelichte Wallner, von ihrer Dienststelle im Koat Josefstadt vorübergehend nach Döbling versetzen lassen. Nachdem sie dem frisch Operierten Blumen ins Zimmer hatte stellen lassen, vertiefte sie sich in den Fall »Stauffar .«
In Innsbruck hatte Professor Stasshammer eben einen Anruf seines Anwaltes erhalten, der ihn ungemein erleichtert hatte. Dank seiner guten Kontakte zum Meldeamt hatte Dr. Blas innerhalb weniger Stunden in Erfahrung gebracht, dass in Wien kein Johannes Grabitzer gemeldet war. Der Professor war froh, dass er der Kriminalpolizei nichts von seinen absurden Gedanken anvertraut und sie damit auf eine falsche Spur geführt hatte. Ob er in San Francisco nach Johannes suchen lassen sollte? Wäre doch interessant zu wissen, was aus dem Buben geworden war. Aber vielleicht hatte er inzwischen ja auch den Namen geändert. Nach dem Vorfall seinerzeit wäre das durchaus verständlich.
*
Als Palinski gegen 15 Uhr sein Büro erreichte, erwartete ihn ein ziemlich voller Speicher des Anrufbeantworters sowie einige handschriftliche Nachrichten seiner Assistentin Margit.
In der Tageswertung lag Tante Nettie mit 6 Anrufen unangefochten an der Spitze vor den 4 »Tom Dooleys«, wie Palinski die »Aufgehängten« nannte, also die Anrufer, die sich standhaft weigerten, ihre Nachricht einem unpersönlichen Band anzuvertrauen. Dann waren da noch die Rückrufwünsche von Franca Aigner, die jetzt Wallner hieß, von ihrem Mann Helmut, von »Miki« Schneckenburger und von einigen Leuten, die er nicht kannte.
Und was er vor allem gehofft hatte, war auch eingetreten. Wilma hatte offenbar mit Margit gesprochen und die hatte ihm die Nachricht auf den Tisch gelegt.
Palinski hielt das für ein gutes Zeichen, wollte aber zuerst hören, was Tante Nettie so Wichtiges mitzuteilen hatte.
»Na endlich«, die Erleichterung war der alten Dame richtig anzumerken. »Wieso lässt du dir solange Zeit? Du musst sofort herkommen. Es ist noch etwas aufgetaucht, das möglicherweise mit dem Mord an Elisabeth zu tun hat. Also ich erwarte dich in der nächsten Stunde .«
Bei aller Liebe zu Nettie, aber so herumscheuchen lassen konnte er sich nicht. Er hatte heute einfach nicht die Zeit dazu. »Beruhige dich, Nettie, und sage mir erst einmal, um was es geht .«
»Das musst du dir schon selbst ansehen, also komm schon her«, beharrte der alte Feldwebel.
»Ich habe jetzt gleich ein Gespräch mit dem Innenminister«, schwindelte Palinski, nicht wirklich, aber doch ein wenig. »Und dem muss ich berichten. Der wird wissen wollen, um was es geht«,
Die alte Dame war wirklich nicht zu schlagen. »Dann bring den Herrn eben mit. Ich erwarte euch beide .«
»So geht das nicht«, beschwor Palinski Nettie, »der Mann hat einen Termin nach dem anderen und keine Zeit, zu dir in die Seniorenresidenz zu kommen .«
»Hat er nicht? Na dann muss er sich die Zeit eben nehmen. Ich sehe gar nicht ein, warum wir einfache Staatsbürger uns immer nach den Wünschen der Großkopferten da oben richten sollen .«
Das musste der genetische Einfluss ihres Großvaters mütterlicherseits sein, der ein waschechter Austromarxist gewesen sein soll. Aber so unrecht hatte sie eigentlich gar nicht.
»Aber gut«, lenkte Nettie selbst ein, »sag ihm, Elisabeth hat mir vor einigen Wochen etwas zur Aufbewahrung gegeben. Mir ist das wieder eingefallen und ich glaube, dass es sich dabei um neues Beweismaterial handelt .«
»Danke Nettie, das klingt sehr interessant. Ich komme entweder noch heute oder spätestens morgen früh«, Palinski war mit einem Schlag wieder vom Jagdfieber gepackt worden. Aber das musste noch etwas warten.
Franca war unterwegs und auch nicht auf ihrem Handy erreichbar. Ihr Mann wollte mit Palinski sprechen und seine Meinung zu einigen Punkten im Falle des »Schlächters von Döbling« hören. Die beiden verabredeten sich für 20 Uhr bei »Mama Maria .«
Freund Schneckenburger war wieder einmal als Terminbote im Einsatz. »Der Minister fragt mich schon den ganzen Tag, ob du dich nicht bereits gemeldet hast. Ich weiß zwar nicht, um was es geht, aber es muss sehr wichtig für ihn sein. Melde dich bitte beim ihm, ehe mich der Mensch noch völlig fertig macht .«
Also suchte Palinski die Handynummer heraus, die ihm der Minister für besondere Fälle verraten hatte.
»Ja«, meldete sich der mächtige Mann auch gleich, ohne seinen Namen zu nennen. Wer diese Nummer wählte, wusste ohnehin, wen er erwarten durfte.
»Hier Mario,
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