Würstelmassaker
sich dann um die Perücke der Frau Dekan kümmern .«
»Dann schicken sie doch bitte Marie Claire zur Frau Konsul und Vanessa zur Perücke«, konterte Franca mit einem jede Widerrede ausschließenden Ton in der Stimme. »Wir müssen Isabella dringend in einer Mordsache sprechen .«
Florence, die in ihrem Job schon einiges erlebt hatte, war auf so etwas nicht vorbereitet gewesen. Schockiert hielt sie den Mund und eilte in den hinteren Bereich des großzügig dimensionierten Salons.
Nach wenigen Minuten kehrte sie mit einer jungen Frau im Schlepptau zurück, die tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit der jungen Jane Fonda hatte, wie Palinski wohlgefällig registrierte.
»Das sind die Herrschaften von der Polizei«, stellte Florence fest, »und das ist unsere Isabella. Ich hoffe, das Gespräch wird nicht zu lange dauern. Ab Mittag sind wir wieder voll ausgebucht .«
»An Ihrer Stelle würde ich mich vorsorglich um eine Einspringerin umsehen«; empfahl Franca der Schnepfe, »unser Gespräch wird sicher etwas länger dauern. Gibt es hier einen Raum, wo wir ungestört sprechen können ?«
Wortlos führte Florence sie ins Büro des Chefs, der heute wohlweislich einen Urlaubstag eingelegt hatte.
*
Wilma hatte sich seit Jahren Gedanken darüber gemacht, warum Palinski immer schon so früh am Morgen aufstand. Gut, er brauchte nun einmal weniger Schlaf als sie. Sie konnte durchaus auch verstehen, dass es ihn in der »schönen« Jahreszeit um 5 Uhr nicht mehr im Bett hielt. Aber warum Mario auch im Winter, wenn es noch stockfinster und saukalt war, spätestens um 6 Uhr aus dem warmen Bett kletterte und schon bald darauf die Wohnung verließ, konnte sie beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Sie hatte lange gegrübelt, welche Gründe Palinski dafür haben konnte. Für das typische Nestflüchterverhalten alter Menschen war er noch viel zu jung. Auch organisch schien alles bei ihm in Ordnung zu sein, zumindest für einen Mann mit 45 Jahren. Die einzige Erklärung, die ihr nach reiflicher Überlegung blieb, war ein schlechter Bettplatz. Unter Marios Bett mussten sich Wasseradern befinden. Ein ganzes System unterirdischer Bäche, die zwar sein Einschlafen nicht behinderten. Er war immer schon weg, während sie noch mit ihm sprechen wollte. Aber nach Beendigung der Tiefschlafphase schien er bald aufzuwachen und nicht mehr einschlafen zu können. Logisch, dass er dann lieber gleich aufstand. Aber sie fühlte sich gelegentlich alleine, wenn sie neben seiner einsamen Tuchent aufwachte. Öfter, als sie sich das selbst eingestehen wollte. Ihrem wiederholten Ansinnen, sich doch einmal in einem Schlaflabor untersuchen zu lassen, hatte er sich immer vehement widersetzt, sodass sie eine Untersuchung durch eine Rutengeherin gar nicht vorzuschlagen wagte. Das konnte nur, wenn überhaupt, als topsecret Aktion ablaufen. Über eine Freundin hatte sie eine bekannte Wiener Radiästhetin kennen gelernt und für heute einen Termin vereinbart. Der Tag war günstig, da Mario den ganzen Vormittag auswärts zu tun haben würde. Das wusste sie von Margit Waismeier, an die sie sich in der Hoffnung auf weibliche Solidarität gewandt hatte.
Und so hatte Mag. Carola Mühlzettel bereits am frühen Vormittag die beiden Schlafplätze im »Institut für Krimiliteranalogie« untersucht. Jetzt war die Expertin, die auch gerichtlich beeidete Sachverständige für Radiästhesie war, mit ihrem an eine kleine Angelrute mit einem überdimensionierten Handgriff und einem goldenen Ring als Köder erinnernden Werkzeug, dem so genannten »Biotensor« am Austesten der Wohnung.
Das wiederholte Kopfschütteln und der ernste Blick Carolas schienen Wilmas Befürchtungen zu bestätigen. Zwischendurch machte sie sich Notizen und trug immer wieder Symbole und bunte Linien in die Grundrissskizze des Schlafzimmers ein.
Einige Zeit später war es endlich soweit. Wilma starrte Frau Mühlzettel erwartungsvoll und ein wenig ängstlich an. Fast so wie ein Angeklagter, der auf den Wahrspruch der Geschworenen wartete.
Die Expertin räusperte sich, runzelte die Stirne, räusperte sich noch einmal und Wilma konnte nur mit Mühe ein vorlautes »Na und was ist jetzt ?« vermeiden.
»Um mit dem Positiven zu beginnen«, die Frau Magistra wollte es auch noch besonders spannend machen. »Ihr Bettplatz ist wirklich nicht schlecht. Im Kniebereich geht zwar eine kleine Wasserader durch, aber die stört nicht wirklich. Und ein Ausläufer der Verwerfung unter dem Bett Ihres
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