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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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der Tatverdächtige einen Namen. Rasch veranlasste er alles, was notwendig war, um eine Fahndung nach einem Klaus Reitbacher, 29 Jahre in die Wege zu leiten.
    Melham, gegen den der Verdacht nicht weiter aufrecht erhalten werden konnte, durfte nach Unterfertigung des Protokolls gehen. Wegen der von ihm zugegebenen Delikte wurde er auf freiem Fuß angezeigt.
    Als der Hausverwalter kurz nach Mittag das Haus am Döblinger Gürtel nach mehr als 18 Sunden wieder betrat, lief er einem Reporter des öffentlich rechtlichen Rundfunks in die Arme. Der sah sich am Ziel seiner Wünsche und ersuchte ihn um eine aktuelle Stellungnahme für das gerade laufende Nachrichtenmagazin »Neues vom Mittag .« Ui, das tat Melhams Selbstbewusstsein, das in den letzten Stunden äußerst gelitten hatte, aber sehr gut.
    Dem Schlächter, der die Sendung hörte, wurde bewusst, dass es mehr Löcher zu stopfen gab, als er zunächst vermutet hatte. Er würde das noch heute erledigen. Wie er allerdings an den Menschen in seinem Würstelstand herankommen sollte, war ihm noch nicht ganz klar. Aber da meldete sich auch schon die Stimme und hatte eine ausgezeichnete Idee.

     
    *

     
    Isabella erwies sich als harte Nuss. Franca hatte zunächst begonnen, sie als Zeugin zu befragen. Die Zeugin zeigte sich aber nur wenig auskunftsbereit und gab nur das absolut Notwendigste an. Und dann auch noch die Tatsache, dass sie der Frau Kommerzialrat seit langem zwei Mal die Woche die Haare machte. Vom Tod der guten Klientin hatte sie natürlich gehört. In den Nachrichten, gab sie an und fuhr sich dabei auffällig unauffällig über die Augen.
    Dann aber machte die Zeugin einen Fehler, und zwar einen groben. Sie bestritt, die Lottotipps Frau Stauffars zur Trafik in der Nähe der Seniorenresidenz gebracht, ja überhaupt etwas damit zu tun gehabt zu haben. Das Gegenteil konnte ihr nämlich sehr leicht nachgewiesen werden. Der Hinweis auf eine Gegenüberstellung mit dem Trafikanten sowie auf ihre Fingerabdrücke auf den Kopien der Lottoscheine genügte. Zweiteres war ein gelungener Bluff, den Palinski eingebracht hatte.
    Nun war Isabella aber keine Zeugin mehr, sondern eine Verdächtige. Franca Wallner machte sie ordnungsgemäß auf diesen Umstand aufmerksam, worauf Isabella die Rollläden komplett herunterließ.
    Auf die Frage, ob sie wüsste oder zumindest eine Vorstellung habe, wer oder was mit der Abkürzung V im Kalender der Frau Kommerzialrat gemeint sein könnte, verweigerte sie zunächst trotzig jegliche Reaktion. Etwas später ließ sie sich dann doch zu einem verneinenden Kopfnicken hinreißen.
    Die Angelegenheit entwickelte sich also sehr zäh, wenn überhaupt. Der Durchbruch gelang erst, als die Polizei unerwartet Hilfe erhielt. Hilfe von einer Seite, von der das nie zu erwarten gewesen wäre und die diese Hilfe sicher auch nicht geleistet hätte, hätte sie geahnt, warum es dabei ging.
    Plötzlich betrat die unverwüstliche Florence den Raum. »Eine Klientin hat Isabellas Mutter alarmiert und die ist jetzt gekommen, um nach ihrer Tochter zu sehen«, teilte sie mit.
    Franca sah keine Gefahr für den Erfolg der praktisch ohnehin nicht stattfindenden Befragung. Im Gegenteil, vielleicht würde das Gespräch mit der Mutter Isabella dazu bewegen, etwas kooperativer zu sein. Also stimmte sie einem kurzen Mutter-Tochter Gespräch zu.
    Eine ältere, einfach gekleidete Frau mit besorgtem Blick betrat den Raum. »Mein Gott, Veronika, was ist denn hier los. Was will die Polizei von dir ?« , fragte sie. Und »Bingo«, sagte Florian, dessen jugendliche Reaktion doch etwas rascher war als die Francas und Palinskis. Aber nur geringfügig.
    »Du blöde Sau«, mit äußerst derben und in dieser Lokalität absolut unerwarteten Worten herrschte Veronika oder »Isabella«, wie ihr Künstlername lautete, ihre konsternierte Mama an. »Dass du dein dummes Maul immer dann aufreißen musst, wenn man’s am wenigsten braucht. So eine verdammte Scheiße.« Und sie begann zu weinen.
    Die Mutter, eine Frau Saglehner, kehrte ihrem Ferkel jetzt aber nicht den Rücken. Etwas, das Palinski in dieser Situation irgendwie sogar verstanden hätte. Nein, sie ging zu ihrer Tochter und nahm sie in die Arme. »Es wird schon alles wieder gut wern«, murmelte sie gebetsmühlenartig, »es wird alles wieder gut wern .« Mütter waren schon eigenartige Menschen, Mütter waren wunderbare Menschen.

     
    *

     
    Franca Wallner hatte Veronika Saglehner, die sich im Kreise der Marie Claires, Florences und

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