Würstelmassaker
doch klar, Mario«, erklärte er stolz, »wenn sie einen Dreier richtig getippt hat, dann nicht nur einmal, sondern mehrere Male. Sie hat ja immer die gleichen Zahlen kombiniert. Und damit auch mehrere Gewinne pro Runde machen können.«
»Genau so ist es«, bestätigte der alte Mann, »so hat sie beispielsweise neben dem Fünfer noch zwei Vierer und fünf Dreier gemacht. Ich habe der jungen Frau immerhin fast 100 Euro ausbezahlt. Dazu sind die 2 434 Euro für die beiden Fünfer gekommen, die auf das Konto überwiesen worden sind. Nehme ich zumindest an .«
»Hat die junge Frau auch Lotto gespielt ?« , Florians Fragen wurden immer besser.
»Ja«; bestätigte der Trafikant«, aber immer nur 10 Tipps. Sie hat auch kaum etwas gewonnen. Zwei Dreier im letzten Jahr, wenn ich mich richtig erinnere. Na ja, dafür sieht sie aus, als ob sie Glück in der Liebe hatte«, er lachte gutmütig.
Abschließend war er sich noch absolut sicher, dass »Jane Fonda« immer dienstags und freitags gekommen war. Palinski dankte Mühlhauser für »Ihre unschätzbare Hilfe .« Jetzt wussten sie genug, um eine ganz bestimmte Person ernsthaft verdächtigen zu können. Der einzige Schönheitsfehler daran war, dass der Name dieser Person nicht mit V anfing. Wie der jener Person, mit der Frau Stauffar kurz vor ihrem Tod ein Problem gehabt haben musste. Wie die Eintragungen in ihrem Kalender bewiesen. Aber wer wusste schon, was das V wirklich zu bedeuten hatte. Vielleicht stand es ja auch für »Verlogen« oder »Verdächtig .«
*
Auch den Schlächter hatte es heute nicht lange in seinem Bett gehalten. Er war schon kurz nach 5 Uhr zu seinen 5 Kilometern Jogging angetreten. Dann hatte er seine Gäste beim Duschen beobachtet, was den beiden natürlich nicht bekannt war. Der Gedanke, den Neuzugang demnächst mit gekonnten Schnitten in 6 Teile zu zerlegen, hatte ihn ziemlich erregt. Dieselbe Vorstellung auf seinen Liebling bezogen stimmte ihn dagegen immer wieder traurig. Er wusste zwar, dass es einmal sein musste, aber er hoffte, dass ihn die Stimme noch lange nicht dazu zwingen würde.
Nachdem er den beiden ein gutes Frühstück serviert und die Tagesverpflegung hineingestellt hatte, war er nach Wien aufgebrochen. Da er noch drei Stunden Zeit bis zum Arbeitsantritt hatte, war er ins Döblinger Bad gefahren, um ein wenig zu schwimmen und Sonne zu tanken.
Jetzt lag er auf einer Pritsche und beobachtete die Menschen um sich. Es war erschreckend, wie hässlich die meisten waren. Fett, bleich, fehlgewachsen und sehr oft alles auf einmal. Die Vorstellung, den gut 120 Kilogramm schweren, schwabbeligen Körper des behaarten Gorillas zwei Liegen neben ihm fachgerecht zerlegen zu müssen, erfüllte ihn mit Abscheu bis hin zum Brechreiz. Er konzentrierte sich daher auf die wenigen schönen, in ein, zwei Fällen sogar sensationellen Körper.
Welch ein Genuss es doch wäre, die straffe Haut der schwarzhaarigen Eurasierin in dem knappen blauen Bikini, die gerade unter einer Dusche stand, liebevoll mit dem Skalpell zu teilen. Und dann mit der Knochensäge nachzustoßen. Aber auch der große blonde Adonis, der ihn schon die ganze Zeit anstarrte, würde sich sehr gut auf dem Seziertisch machen.
Er erinnerte sich gut, welche unheimliche Befriedigung ihm alleine schon der Genickbruch des jungen Seemanns, dem er seine neue Identität verdankte, verschafft hatte. Das war in Bremen gewesen. Der Griff, den er von einem Chiropraktiker gelernt hatte, das leise Knirschen, als er den Hals überdehnte und die Wirbelsäule brach. Damals hatte er erstmals dieses starke Verlangen verspürt, den Körper weiter zu behandeln. Zu vervielfältigen. Leider hatte er damals sein Chirurgenbesteck nicht dabei gehabt.
Jetzt war dem Schlächter endlich eingefallen, an wen ihn der hübsche, aufdringlich grinsende Boy am Beckenrand erinnerte. An Anton, dem er seinen aktuellen Job zu verdanken hatte. Zumindest indirekt. Es war schon lustig, dass er den Toni auch hier, in diesem Bad, kennen gelernt hatte. Im Mai des Jahres, an einem der ersten Badetage der Saison.
Sollte er dem aufdringlichen Schönling ein Signal senden? Vielleicht sollte er sich seine Handynummer geben lassen, falls ihm einmal nach einem großen Blonden sein sollte.
Also dem Anton hatte er wirklich viel zu verdanken. Beim Zerteilen des Freundes war ihm zum ersten Mal bewusst geworden, dass er bi sein musste. Seither verschaffte ihm das Behandeln von schönen Männerkörpern ebenso viel Freude und
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