Würstelmassaker
Mannes hat auch kaum Einfluss auf Sie .« Wilma war erleichtert, auch wenn sie sich um ihre Person keine sonderlichen Gedanken gemacht hatte.
»Und nun zu dem Platz Ihres Mannes«, die Expertin holte tief Luft. »Also ehrlich, so etwas habe ich in den zwanzig Jahren, die ich mich mit diesen Problemen befasse, noch nie erlebt. Ein Netz von Wasseradern, die an das Amazonasdelta erinnern, natürlich nur im ganz Kleinen. Dazu noch eine starke Verwerfung. Also Ihr Mann muss schon eine Rossnatur haben, wenn er auf diesem Platz überhaupt ein Auge zu bekommt .«
Wilma war schon versucht, die Frau darauf hinzuweisen, dass sie mit Mario nicht verheiratet war. Aber das wäre zu kompliziert zu erklären gewesen. Vor allem aber hätte es am Problem selbst überhaupt nichts geändert.
»Und was kann ich dagegen machen ?« , Wilma war sicher, dass man etwas dagegen machen konnte. Man konnte gegen alles etwas machen, zumindest gegen fast alles, hoffte sie.
»Grundsätzlich haben Sie drei Optionen«, begann Carola«, und zwar erstens: Sie lassen alles so, wie es ist. Das machen viele meiner Kunden so, weil sie ihre durchgestylte Wohnung nicht in Unordnung bringen wollen. Diese Idioten wundern sich dann, wenn sie sich weiter schlecht fühlen oder sogar krank werden .« Ihr Lachen klang etwas zynisch. »Das ist so, wie wenn ein Beinbruch nicht eingegipst wird, nur weil die Hose des Armanianzugs nicht darüber passt. Zweitens, Sie tauschen das Bett mit Ihrem Mann. Dann wird es ihm besser gehen und Ihnen schlechter. Das ist also auch keine ernsthafte Empfehlung .«
Die Frau hatte einen etwas eigenartigen Humor, fand Wilma, war aber nicht unsympathisch. »Also was würden Sie dann ernsthaft empfehlen ?« , wollte sie jetzt langsam wissen.
»Ich werde Ihnen zwei Plätze in dieser Wohnung zeigen, die fast störungsfrei und groß genug für ein Doppelbett sind«, fuhr die Mühlzettel fort. »Und ich rate Ihnen, den bisherigen Schlafplatz Ihres Mannes unbedingt aufzugeben. Auch wenn das bedeuten sollte, dass Ihrem Mann seine Armanihose nicht mehr passt.«
Wilma musste an Palinskis Jeans und Schnürlsamthosen denken und unwillkürlich lächeln.
»Damit werden wir sicher kein Problem haben .«
»Es gibt natürlich auch noch eine vierte Möglichkeit«, räumte die Radiästhetin ein. »Sie können mit Ihrem Mann auch in sein Büro ziehen, die beiden Betten dort stehen auf sehr guten Plätzen .« Jetzt grinste auch sie. »Wenn auch in verschiedenen Zimmern. Aber das wissen sie ohnehin .«
Nach einer weiteren halben Stunde verließ Mag. Carola Mühlzettel ihre grübelnde Auftraggeberin mit der Zusicherung, ihr die Untersuchungsergebnisse auch noch schriftlich dokumentiert zusenden zu wollen.
»Und verschieben Sie das Bett fürs erste an die andere Wand. Der Platz ist nicht ideal, aber besser als der derzeitige«, war die abschließende Empfehlung der Expertin, während sie die 240 Euro für die Untersuchung in die Tasche steckte.
Wilma brauchte jetzt dringend einen Schnaps, ehe sie sich der Beantwortung einiger drängender Fragen stellte. Sollte sie die Küche jetzt ins Wohnzimmer verlegen oder das Esszimmer ins Bad? Wie auch immer, ab sofort würde nichts mehr so sein, wie es bisher gewesen war.
*
Je länger Wallner diesen Melham in die Mangel nahm, desto unsicherer wurde er. Gestern, als der Mann nach anfänglicher Verstocktheit zu reden begonnen hatte, war der Oberinspektor noch sicher gewesen, dass es nur mehr eine Frage von Stunden sein konnte, bis er seine Verbrechen an nach derzeitigem Erkenntnisstand mindestens 8 Menschen gestehen würde. Ab einem bestimmten Punkt der Einvernahme war es mit dem bis dahin fast freimütigen Bekennens strafrechtlich relevanter Sachverhalte aber schlagartig vorbei gewesen. Das war der letzte Stand gestern Abend gewesen, als der Oberinspektor zum makaberen Kleiderpuppenfund beim Lusthaus gerufen worden war.
Seit heute Morgen bearbeiteten er und seine Kollegen den Mann neuerlich nach allen Regeln der Verhörkunst, aber vergebens. Nachdem Melham schließlich sogar auf die Beiziehung eines Rechtsanwaltes, dem man ihm auch nicht länger hätte vorenthalten können, verzichtet hatte, war Wallner unsicher geworden.
»Warum soll ich einen Anwalt brauchen«, hatte der Verdächtige gemeint, »das, was ich angestellt habe, habe ich bereits zugegeben und mehr habe ich nicht getan .«
Das entbehrte nicht einer gewissen, ja sogar zwingenden Logik, hatte der Oberinspektor schließlich widerwillig
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