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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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anerkennen müssen.
    So versuchte er jetzt etwas anderes. »Also gut, gehen wir einmal davon aus, dass Sie mit den Morden selbst nichts oder zumindest nicht unmittelbar zu tun haben«, räumte er ein. »Und unterstellen wir weiter, dass noch eine oder mehrere der Toten, die noch nicht identifiziert werden konnten, Bewohner des von Ihnen verwalteten Hauses waren .«
    Wallner registrierte Melhams trotzigen Blick und interpretierte ihn als mangelnde Bereitschaft zur Kooperation mit der Polizei. »Und ehe Sie sich trotzig weigern, uns zu helfen, sollten Sie sich vor Augen führen, dass bei der Latte an Vergehen, die Sie schon zugegeben haben, mildernde Umstände bei der Urteilsfindung sicher hilfreich sein würden. Also helfen Sie mir einmal beim Nachdenken und ich werde sehen, ob ich bei Gericht ein gutes Wort für Sie einlegen kann .«
    Nach einigen Minuten siegte die Vernunft über seine Verbohrtheit und Melham brummte leise »Was wollen Sie wissen ?«
    »Gut, dass Sie so vernünftig sind«, anerkannte Wallner. »Was mich vor allem interessiert, wäre Folgendes: Halten Sie es für möglich, dass noch mehrere Bewohner des Studenten-Appartementhauses dem Schlächter zum Opfer gefallen sind? Hat noch jemand über Nacht seine Wohnung aufgegeben und später telefonisch gekündigt ?«
    Der Hausverwalter dachte eine Weile. »Das könnte schon sein. Das Problem ist nur, wir sind noch mitten in den großen Ferien. Viele Studenten kommen erst gegen Ende September wieder in die Stadt .« Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Und da ich selbst erst seit ein paar Tagen wieder aus dem Urlaub zurück bin, kann ich auch nicht sagen, wer zwischendurch vielleicht da gewesen und dann wieder verschwunden ist. Also angerufen und gekündigt hat sonst keiner .«
    Wallner verstand. Was noch nicht war, konnte aber noch kommen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde im Haus eben noch niemand vermisst. Außer die beiden identifizierten Opfer .
    »Natürlich könnte sich jemand damit auch an Klaus gewandt haben .« Melham deutete Wallners fragenden Blick richtig. »Klaus Reitbacher ist so eine Art Mietervertreter. Er wohnt schon seit Jahren bei uns, kennt alle und hilft, wo er kann .«
    »Und wo ist dieser Klaus jetzt ?«
    »Ich weiß es nicht genau«, Melham kratzte sich im Schritt. »Er wollte im Sommer einen Sommerjob, eher so eine Art Praktikum an einem Berliner Krankenhaus machen. Ob daraus etwas geworden ist oder nicht, kann ich nicht sagen. Entweder ist er noch dort oder bei seiner Familie im Waldviertel. Die Leute sind in Zwettl zu Hause .«
    Praktikum an einem Berliner Krankenhaus war natürlich ein Reizwort für den Oberinspektor. »Wieso macht dieser Klaus ein Praktikum in einem Spital? Ist er Mediziner ?«
    »Ich glaube, er hat mehrere Semester Medizin studiert, dann aber abgebrochen. Ich glaube, er konnte kein Blut sehen«, Melhams meckerndes Lachen in dem Zusammenhang war richtig widerlich. »Im letzten Jahr hat er aber mit einem Sonderlehrgang für Gesundheitsmanagement und Krankenhausökonomie an der WU begonnen .«
    Der Oberinspektor spürte das Adrenalin plötzlich durch seine Adern schießen wie die Teilchen durch den CERN-Beschleuniger * . »Und was macht dieser Klaus noch alles ?«
    »Ich weiß nur, dass er gelegentlich als Sanitäter freiwillig für das Rote Kreuz Dienst macht .«
    »Was für einen Wagen fährt dieser Klaus ?« , bei Wallner war das Jagdfieber ausgebrochen.
    »Ich glaube, er hat gar kein eigenes Auto, bloß so einen alten Motorroller, wie sie jetzt wieder in Mode kommen .«
    Melham musste sich lange nicht richtig gewaschen haben, schoss es Wallner durch den Kopf, denn der Mann kratzte sich schon wieder an den Eiern. Das Jucken konnte zwar wirklich lästig sein, wie auch der Oberinspektor wusste, dennoch ging ihm dieses ewige Gefummel am Gekröse langsam auf die Nerven.
    »Aber«, fuhr der Verdächtige fort, »er hat sich gelegentlich ein Auto ausgeborgt, wenn er eines benötigt hat. Einmal sogar ein Mercedes Coupé. Was für ein Fahrzeug.«
    »War er vielleicht auch einmal mit einem VW-Bus oder etwas ähnlichem unterwegs ?«
    Melham zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Warten Sie, vielleicht. Ich glaube, im Frühjahr habe ich ihn einmal in einem grünen VW-Bus gesehen. Ja, sicher, ich erinnere mich jetzt wieder .«
    Wallner fühlte sich wieder hervorragend. Die unerfüllten Hoffnungen auf einen Schlächter namens Arthur Melham hatten ihn vorübergehend mutlos gemacht. Jetzt hatte er wieder eine Perspektive,

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