Würstelmassaker
dass die Fahrt eben über die Gürtelbrücke gegangen und der Wagen unterwegs zur Floridsorfer Brücke war. Gottseidank spürte er den leichten Druck seines Handies in der Jackentasche. Falls es ihm gelang, eine Verbindung zustande zu bringen, konnte er Wallner anrufen und ihm mitteilen, dass und wo er Hilfe brauchte. Um das »Wo« möglichst exakt bestimmen zu können, versuchte er sich an alle Kreuzungen mit Ampelregelung an der vermuteten Route zu erinnern. Aber das brachte auch nichts, ging es ihm resignierend durch den Kopf. Es war bereits nach Mitternacht und die meisten sonst geregelten Kreuzungen waren sicher bereits auf gelb blinkende Ampeln umgestellt worden.
Zu allem Überfluss begann jetzt offenbar auch die Betäubung des mitreisenden Zombies nachzulassen, denn der Mann begann, leise, unkontrollierte Laute von sich zu geben. So sehr sich Palinski vor kurzem noch gewünscht hatte, dass der Mann ansprechbar wäre, so sehr gingen ihm diese krank wirkenden, auf jeden Fall aber unnatürlich klingenden Lebensäußerungen jetzt auf die Nerven.
Mehr um sich abzulenken, holte er sein Mobiltelefon heraus und versuchte, aus diesem Käfig eine Verbindung zustande zu bringen. Gerade als er eine Rufnummer eingeben wollte, bremste der Transporter scharf ab. Durch die abrupte Bremsung und den Umstand bedingt, dass Palinski das Handy nicht fest genug hielt, rutschte ihm die einzige Kommunikationsmöglichkeit zum Rest der Welt aus der Hand, donnerte zu Boden und verschwand irgendwo im undurchdringlichen Dunkel.
»So eine Scheiße« entrutschte es ihm und diese erdnahe Situationsbeschreibung konnte wahrlich nicht als übertrieben bezeichnet werden. Das fand offenbar auch Zombie, der den verbalen Ausrutscher mit einem bestätigenden »Mhhhh, Mmmh« bekräftige. Also gut, der Mann konnte auch wieder hören. Besser jedenfalls als sprechen.
Verzweifelt begann Palinski, auf den Knien durch die absolute Dunkelheit zu rutschen und den Boden nach dem verdammten Telefon abzusuchen. Dabei tastete er ungewollt natürlich auch an Zombies irdischer Hülle herum, was den sonderbaren Menschen zu einer Art Lachen veranlasste, das wie »Aaaahhahahaaa« klang und Palinski wirklich unangenehm war.
Da das glatte Gehäuse des High-Tech-Gerätes bei jedem Bremsmanöver und jeder Richtungsänderung über den ebenso glatten Boden flutschte, konnte er nur auf Glück hoffen. Eine systematische Suche war unter diesen Umständen einfach nicht möglich.
Einen weiteren Nachteil hatte diese Sucherei auch noch. Da sich Palinski in den letzten Minuten darauf und nicht auf die Fahrt konzentriert hatte, konnte er die Karte vor seinem geistigen Auge getrost zuklappen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo sie sich befanden. Und auch keinerlei Vorstellung mehr. Die absolute Hilflosigkeit, die er in diesem Augenblick empfand, entlud sich spontan in einem trockenen, von ganz tief aus dem Körper kommenden Schluchzen. Dass der immer wacher werdende Kollege »Zombie« mit einem relativ munter klingenden »Mhhha, uuumu, m.. uut« quittierte.
Der hatte leicht reden, dachte Palinski.
In diesem Moment wurde der Wagen stark abgebremst und kam völlig zum Stillstand. Panik überfiel Mario. Rasch kroch er zu der Plane, die er vorher ertastet hatte. Er bedeckte sich damit und wurde für einige Schrecksekunden streng katholisch. Das folgende, unschwer als Urinieren zu deutende Plätschern neben dem Wagen brachte nicht nur dem Schlächter erhebliche Erleichterung.
*
Des »Flotten Heinzis« FZ 6 ließ sich traumhaft fahren und die Beschleunigung? Ein Wahnsinn, fanden Werner und Florian. Letzterer saß hinten und klammerte sich am durchtrainierten Körper des Kickboxasses fest. Sandy hätte das sicher nicht gefallen, aber Sandy war nicht da. Und der Polizeischüler hatte keinerlei Ambitionen, außer wieder sicher von dem Geschoss herunter zu kommen.
Dank Heinzis steter Bereitschaft, jemanden, möglichst ein weibliches Wesen, auf seinem heißen Eisen mitnehmen zu können, war auch ein zweiter Helm vorhanden. Damit rauschte auch Florians Kopf nicht ungeschützt mit bis zu 90 km/h durch das nächtliche Wien.
Werner Labuda war selbst Motorradfahrer. Allerdings war seine alte 250er Maschine mit dem High-Tech-Eisen, das er im Augenblick unter seinem Hintern spürte, nicht zu vergleichen. Sowohl fahrerische Vernunft, als auch die Überlegung, dem verfolgten Transporter nicht zu nahe kommen zu wollen, um ihn nicht zu riskanten Manövern zu verleiten, ließen
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