Würstelmassaker
Kunden ?« , wollte Palinski wissen.
»Ja, aber was hat das damit zu tun ?« , das Unverständnis in der Stimme des »Mr. Burenwurst« war nicht zu überhören.
»Versuche, die Kunden am Stand zu halten, wir sind gleich bei dir .«
»Aber wie soll ich das machen ?« , ratlos blickte Heinz auf den einen seiner Kunden, der eben sein Geldbörsel zückte.
»Na wie schon«, meinte Palinski, »lad sie auf irgendetwas ein .«
Das war eine brillante Idee, fand »The master of hot dogs« und schmiss eine Runde Bier. »Sie sind der 100. Besucher heute Abend, das muss doch gefeiert werden .«
*
Der Schlächter hatte sich in eine Nische des Stadtbahnbogens zurückgezogen, um nicht aufzufallen. Warum die beiden alten Trottel am Stand so lange für ihr Bier brauchten, wollte ihm nicht einleuchten. Andererseits hatte er keine Eile. Bei dem, was er vorhatte, ging es nicht um Zeit, sondern um Effizienz.
Falls es hier nicht zu lange dauerte, wollte er heute noch ein, zwei Behandlungen durchführen. Wenn alles gut ging, war für ihn in einigen Wochen sogar ein neuer, besserer Job drinnen, hatte ihm die Stimme gesagt. Eigentlich wollte er nach Abschluss dieser Behandlungsserie aber viel lieber wieder Fotografieren, eine Ausstellung machen. Vor einigen Tagen hatte er die Eigentümerin einer Galerie kennen gelernt, die durchaus interessiert gewesen war. Es war Zeit, etwas für seine Karriere zu tun. Die Stimme würde das sicher mit der Zeit einsehen.
Verdammt, jetzt tranken die beiden alten Deppen noch ein Bier. Wie gut, dass Geduld eine seiner Tugenden war. Er holte eine Zigarette heraus und zündete sie an.
*
»Es geht los, Burschen«, rief Palinski seinen beiden Tischgenossen zu, »unser Freund vom Würstelstand bekommt Probleme .«
Florian wusste, worum es ging und folgte dem aus dem Cafe eilenden Mario. Werner hatte keine Ahnung, aber nichts Besseres vor und lief hinten nach. Er würde schon noch erfahren, warum es ging.
Sonja, die noch rasch kassieren wollte, wusste auch nicht, was los war. Das Einzige, worin sie sicher war, war, dass der Herr Mario jetzt zwar formell, aber nicht wirklich ein Zechpreller war. Er würde sicher das nächste Mal bezahlen.
Auf der Straße angelangt, bremste sich Palinski wieder ein. Trotz der gebotenen Eile hatte es keinen Sinn, wie die US-Kavallerie den Würstelstand zu stürmen und damit den Schlächter zu vertreiben. Solange Heinz Kunden hatte, bestand keine unmittelbare Gefahr für ihn, war er überzeugt.
Als Erstes rief er Oberinspektor Wallner an, informierte ihn kurz über die Entwicklung und bekam die Zusicherung, dass die Polizei in spätestens 10 Minuten bei dem Kleingewerbebetrieb am Döblinger Gürtel eintreffen werde. Ohne Blaulicht und Sirene.
Als Nächstes informierte Palinski Werner Labuda kurz über die Situation und schärfte seinen beiden Mitstreitern ein, vorsichtig zu sein. »Es geht vor allem darum, den Schlächter, falls er es wirklich sein sollte, daran zu hindern, dem »Flotten Heinzi«, etwas anzutun«, betonte er. »Gleichzeitig sollten wir ihn nicht vertreiben, damit die Polizei ihn festnehmen kann .« Falls die Situation eskalieren sollte, wären Werners spezielle Fähigkeiten als Kickboxer natürlich hochwillkommen.
Dann setzen sich die drei Männer in Bewegung. Nicht so schnell, wie sie aufgrund ihrer Anspannung eigentlich wollten, aber so zügig, wie es vertretbar schien, ohne die psychopathische Zielperson zu vertreiben.
Als die drei den Gürtel erreicht hatten, sah Palinski plötzlich den Wagen. Das Fahrzeug, das er vor weniger als drei Stunden von der Wohnung im 4. Stock aus gesehen hatte, parkte keine 50 Meter entfernt vom Würstelstand. Jetzt konnte er auch die Aufschrift an der Seitenwand des mittelblau lackierten alten VW-Busses erkennen. »Atelier Quartier de vin« stand da zu lesen. Kein Wunder, dass der Transporter bisher nicht gefunden worden war.
Während der trotz der späten Stunde noch recht starke Verkehr vorbei flutete, flüsterte Palinski Florian aufgeregt zu: »Da steht der Wagen des Schlächters. Den sehe ich mir jetzt näher an. Ihr beide behaltet den Stand im Auge .«
»Geht in Ordnung«, sagte Florian laut, um den Straßenlärm zu übertönen. »Aber warum flüsterst du so ?«
*
Langsam wurde der an sich so geduldige Schlächter etwas unruhig. Es war nicht gut, so lange an einer Stelle zu stehen, das fiel mit Sicherheit auf. Eben hatten die beiden alten Knacker beim Würstelstand ihre dritte Runde Bier
Weitere Kostenlose Bücher