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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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in Angriff genommen. Sie machten nicht den Eindruck, als ob sie sich schon bald wieder auf den Weg machen wollten.
    Der Schlächter blickte auf seine Armbanduhr. Er wollte noch 5 Minuten warten. Falls sich die Situation bis dahin nicht veränderte, würde er sein Vorhaben für den Augenblick abbrechen und später in der Nacht einen neuen Versuch starten.
    Über den Zebrastreifen näherten sich drei Personen. Nachdem sie diese Seite des Gürtels erreicht hatte, setzen sich zwei der drei Männer auf die Bank beim leeren Taxistandplatz. Warteten sicher auf einen Transport nach Hause. Der dritte Mann verschwand in der Seitenfahrbahn und damit aus dem Blickfeld des Schlächters.
    Zwei Minuten der selbst gesetzten Frist waren bereits vergangen, als die eifrigen Bierschlabberer genug zu haben schienen und endlich den Platz vor dem Würstelstand verließen. Weit und breit waren keine neuen Kunden zu sehen. Wenn er sich jetzt dem Stand von rechts näherte, konnten die beiden auf ein Taxi wartenden Nachtschwärmer nicht sehen, was auf dieser Seite des Stands vor sich ging. Das war seine Chance, fühlte der Schlächter. Er holte das kleine Blasrohr mit dem mit lähmendem Gift präparierten Pfeil vorsichtig aus der Brusttasche des weiten Mantels und näherte sich lautlos wie ein Schatten.
    So unauffällig sich der Schlächter auch verhielt, den beiden Aufpassern auf der Bank war sein vorsichtiges Vorrücken nicht entgangen. Vor allem aber Heinz, dessen Angst nach dem Abgang der beiden letzten Gäste, die sich sehr über zwei Runden Freibier gefreut, aber partout keine dritte mehr hatten haben wollen, wieder voll da war, ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Im Rückspiegel konnte er jeden Schritt des Mannes verfolgen, der bereits so nahe gekommen war, dass das Muttermal in seinem Gesicht deutlich zu erkennen war. Siedend heiß fiel Heinz jetzt ein, dass er der Polizei von diesem wichtigen Merkmal noch immer nichts erzählt hatte. Na egal, das würde ihm jetzt ohnehin nicht helfen.
    Als der Schlächter bis auf wenige Meter an den Stand herangekommen war, zog er etwas aus dem Mantel heraus. Was das war, konnten weder Heinz noch die von der anderen Seite heranstürmenden beiden Männer erkennen. Die Nerven des Standlers waren der Belastung nicht weiter gewachsen. Während der Schlächter tief Luft holte, die Backen aufblies wie ein Ochsenfrosch und das Rohr an den Mund setzte, sprang der Heinzi aus seinem Kobel, zog die Pistole und feuerte dreimal in Richtung seines Angreifers.
    Dieser blies die in den Backen angesammelte Luft unter hohem Druck in das Rohr. Worauf der Pfeil folgsam den Gesetzen der Physik gehorchend seine bisherige Umgebung verließ. Durch die unerwarteten Schüsse irritiert, hatte der Schlächter das Blasrohr aber etwas verrissen und so bohrte sich der Pfeil in den uralten Steirerhut, den Heinz quasi als Markenzeichen seit Jahrzehnten trug. Die Spitze des Geschosses bohrte sich knapp über der Krempe durch den wettergegerbten Loden und ritzte die Kopfhaut des Opfers minimal.
    Während Werner eine Kampfposition oder so etwas Ähnliches einnahm, Florian kannte sich da nicht so gut aus, kümmerte sich der Polizeischüler um den mehr aus Schreck denn wegen des Giftes zusammen geklappten Heinzi.
    Der Schlächter machte nun das einzige aus seiner Sicht Sinnvolle. Er drehte auf dem Absatz um und rannte davon. Direkt zu seinem Wagen.
    Inzwischen hatte auch der für die Observierung des Würstelstandes zuständige Beamte mitbekommen, dass da etwas nicht in Ordnung war. Er rannte mit gezogener Waffe und sinnlosem Gebrüll »Halt, Polizei, bleiben Sie stehen« über die Kreuzung. Mit einem ungezielten Warnschuss schaltete er eine der großen, diesen Straßenteil ausleuchtenden Bogenlampen aus. Der dadurch bedingte Kurzschluss tauchte die angrenzenden Teile des 9. und 19. Bezirks für eine gute halbe Stunde völlig ins Dunkel und erleichterte die Flucht des Schlächters erheblich.

     
    *

     
    Als Palinski in dem bestimmten Wagen den wie leblos wirkenden, aber noch erfreulich warmen Körper eines Mannes entdeckt hatte, der ihn mit offenen Augen anflehte, aber kein Wort herausbrachte, war klar: der Schlächter war gefunden. Helmut Wallner würde in weniger als 5 Minuten mit zehn oder noch mehr bis zu den Zähnen bewaffneten Angehörigen des Einsatzkommandos auftauchen und diesem Spuk ein für alle Mal ein Ende bereiten.
    »Die Polizei wird gleich da sein«, erklärte Palinski dem Unbekannten in einer Lautstärke, die

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